Partnerbeschreibung

Association for Craft Producers - ACP
Keramik, Klangschalen und Filzprodukte aus Nepal
Der von 1994 - 2005 dauernde Bürgerkrieg der Kommunistischen Partei Nepals gegen die Monarchie und das hinduistische Klassensystem wirkte sich auf alle Lebensbereiche Nepals aus. Neben den massiven sozialen und wirtschaftlichen Auswirkungen des Konflikts verloren viele Menschen ihr Leben oder wurden zu Vertriebenen im eigenen Land. Viele verließen aufgrund der herrschenden Unsicherheit ihre Dörfer und zogen in die Städte. Auf die HandwerksproduzentInnen hatte zudem der ausbleibende Touristenstrom gravierende Auswirkungen. Der vormals florierende Inlandsmarkt war mit einem Schlag zusammengebrochen. In der Folge waren die ProduzentInnen vor allem auf den Exportmarkt und die Unterstützung erfahrener Vermarktungsorganisationen angewiesen, um ihre Einkommen in diesen nicht nur wirtschaftlich schwierigen Zeiten zu sichern. Doch auch nach dem offiziellen Ende der Monarchie im Dezember 2007 und dem Übergang zu einer „demokratischen Bundesrepublik“ haben diese Organisationen nichts von ihrer Bedeutung verloren: HandwerksproduzentInnen in Nepal gehören meist den wirtschaftlich und sozial benachteiligten Bevölkerungsgruppen an. Sie verfügen über gute handwerkliche Kenntnisse, haben aber keinen Zugang zu Marktinformationen und Modetrends. Die Preiskalkulation erfolgt in der Regel ad hoc, ohne dass sich in diesem Preis der reale Arbeitsaufwand widerspiegeln würde. Die Potentiale des von großer Vielfalt geprägten nepalesischen Handwerks sind kaum bekannt, noch erfahren die ProduzentInnen die notwendige moralische, praktische bzw. technische Unterstützung bei der Weiterentwicklung ihrer handwerklichen Fähigkeiten und Produkte. In vielen Fällen fehlt es am notwendigen Kapital und der Verfügbarkeit von Rohmaterialien. In der Vergangenheit stellte die Tatsache eines fehlenden Vermarktungssystems ein großes Hemmnis dar, um die ProduzentInnen authentischen, nepalesischen Handwerks zu ermutigen, ihr traditionelles Handwerk fortzuführen und weiterzuentwickeln. Diese Lücke füllt ACP seit nunmehr bald 40 Jahren erfolgreich aus...
EZA-Partner seit 2006
Partnercode 05
"Ich schätze mich glücklich, Teil von ACP zu sein. ACP ist mein zweites Zuhause, wo meine Fähigkeiten und Talente entdeckt und gefördert wurden. Ich bin nicht nur finanziell unabhängig geworden, sondern habe auch den vollen Respekt meiner Freunde und meiner Familie erhalten."
Quelle: ACP / Maiya Shrestha, Filzherstellerin (2017)
ACP
Letztlich war es diese fehlende Unterstützung, die eine Gruppe engagierter Personen dazu veranlasste, 1984 eine NGO namens Association of Craft Producers (ACP) mit dem Ziel der Förderung kleiner, traditioneller HandwerksproduzentInnen zu gründen. Der Schwerpunkt wurde von Beginn an auf die Förderung von Frauen gelegt. Die Vision war, eine unabhängige Organisation zu gründen, die einerseits Handel treiben und fördern, und andererseits die integrale Entwicklung der HandwerkerInnen - ihre Bewusstseinsbildung und ihre Stärkung - zum Ziel haben sollte. ACP sieht sich als Dienstleister in den Bereichen Marketing, Designentwicklung, Management und technischer Beratung mit dem Ziel regelmäßige und Existenz sichernde Einkommen zu schaffen.
Neben einem Verwaltungs- und Produktionszentrum betreibt ACP einen Verkaufsladen in Kathmandu, der vor allem TouristInnen anspricht. Das ACP-Zentrum umfasst neben Büros und Lager verschiedene Werkstätten, eine eigene Designabteilung und Räume für Schulungen. Leitendes Gremium ist der elfköpfige Vorstand (davon 7 Frauen), der sich aus Marketing- und EntwicklungsexpertInnen zusammensetzt. Zurzeit beschäftigt ACP über 90 Angestellte und ProduzentInnen direkt, davon 2/3 Frauen. Ihre Aufgaben sind die Verwaltung, Vorbereitung der Rohmaterialien, Fertigstellung der Produkte, Anfertigung von Mustern, Verpackung, etc. Um die Einbindung der ProduzentInnen zu garantieren, wurde das „Producers & Management Consultative Committee“ gegründet. Aufgaben dieses Gremiums sind die Kooperation, Transparenz, Kommunikation und die Diskussion der Produzentenanliegen zu fördern. So gehen z. B. Errungenschaften wie der allgemeine Mutterschutz für Angestellte und angestellte ProduzentInnen auf dieses Komitee zurück. Umweltschutz ist ein weiteres Anliegen von ACP. So wurde eine Abwasseraufbereitungsanlage und ein Regenwassersammelsystem installiert, von öl- auf wasserbasierte Farben umgestellt, die Brennöfen auf Strom umgerüstet, die Abwärme aus der Färberei für Warmwasser in der Filzherstellung genützt und eine große Solaranlage am Dach des Zentrums installiert. Die Abwicklung der Exporte läuft über das Schwesterunternehmen Nepali Craft Trading Pvt. Ltd.
Die ProduzentInnen
ACP arbeitet mit rund 750 ProduzentInnen aus ganz Nepal zusammen. 90% davon sind Frauen. Zielgruppe sind marginalisierte ProduzentInnen in Stadt und Land, wobei darauf geachtet wird, dass die unterschiedlichen ethnischen Gruppen berücksichtigt werden. Unter ihnen findet man MigrantInnen, Angehörige der unteren Kaste und unterprivilegierte Frauen. ACP bildet die ProduzentInnen aus und gibt ihnen somit die Chance, neue Fähigkeiten zu erlernen. Bei den ProduzentInnen handelt es sich um individuelle und organisierte HandwerkerInnen aus den unterschiedlichsten Bereichen: Keramik, Stickerei, Strickwaren, Filzprodukte, uvm. Bezahlt wird vor allem auf Stücklohnbasis, wobei der Preis gemeinsam mit den ProduzentInnen festgelegt wird. Die im ACP-Zentrum angestellten ProduzentInnen erhalten einen fixen Monatslohn. Für sie gelten eine angemessene Entlohnung und der gleichberechtigte Zugang zu den Dienstleistungen der Organisation. Ihre Anliegen werden gewerkschaftlich vertreten.
Die Produkte von ACP sind in EZA und WELTLÄDEN erhältlich.
Weitere Informationen:
www.acp.org.np; www.eza.cc/acp-am-wort
Quellen: EIF1/2014, diverse Broschüren und Dokumente von ACP, Gespräch mit Meera Bhattarai/ACP, CTM, Oxfam MdM Info Sheet 2022-2021, Annual Report 2019/20, www.equomercato.it, www.ideas.coop, www.oww.be; (EZA, akt. Nov. 2021)
Vorteile aus dem Fairen Handel
Die externen ProduzentInnen profitieren von folgenden Vorteilen:
- Zugang zu Rohmaterialien oder einer Vorfinanzierung von bis zu 50%
- Produktenwicklung (Diversifizierung, Einführung neuer Techniken und Fertigkeiten,...),
- Schulungen zur Produktion (z. B. Glasur- und Brenntechniken) und zu Unternehmensaspekten (z. B. Preisgestaltung)
Zusätzlich bietet ACP eine breite Palette sozialer Dienstleistungen für alle Angestellte, die sich aus den Erlösen aus dem Fairen Handel finanzieren. Dazu gehören ein:
- Sparprogramm,
- Festtagsbonus und Kleidergeld,
- Zukunfts- bzw. Pensionsfonds,
- Haushaltszuschuss (5% des Grundgehalts) und Fahrtkostenzuschuss (4% des Grundgehalts)
- kostenlose Essensausgabe für Angestellte und ProduzentInnen im ACP-Zentrum,
- Ausbildungsbonus zur Förderung des Schulbesuchs, vor allem für Mädchen,
- bezahlter Mutterschutz und Vaterschaftsurlaub für Angestellte mit mehr als einem Jahr Zugehörigkeit,
- Gesundheitscamps,
- Unfallversicherung und Krankenversicherung, etc.
In der Zeit der Pandemie konnte ACP diese mit externer Unterstützung u. a. der österreichischen Weltläden aufrecht erhalten bzw. sogar auf externe ProduzentInnen ausweiten - weitere Infos hier.