ACP
Chiri Nani Shrestha (Filzproduzentin)
„Chiri fühlt oft, wie hart es ist, nicht gebildet zu sein“
Chiri, 43 Jahre, lebt in Kirtipur in der Nähe von Katmandu. Sie hatte nie die Möglichkeit eine Schule zu besuchen, weil sie ein Mädchen war. Nur ihre Brüder schickte der Vater zur Schule. Dass sie weder lesen noch schreiben konnte, wurde ihr bereits in jungen Jahren zum Nachteil. Als ihre Hochzeit fixiert war, wurde Chiri von ihrem auserwählten Bräutigam wegen ihrer schlechten Bildung abgelehnt. Chiri kam nie über den Schmerz der Erniedrigung und die erlebte Ablehnung hinweg. Später lehnte sie jeden weiteren Vorschlag zur Eheschließung ab, da sie nicht noch einmal erniedrigt werden wollte.
Mit dem Tod ihres Vaters und aufgrund verschiedener familiärer und landwirtschaftlicher Probleme wurde das Leben für sie immer härter. Ihre Mutter und Chiri waren von ihrem Bruder finanziell abhängig. In dieser Situation spürte sie schmerzlich, wie hart es war, ungebildet zu sein. Wenn sie den Zugang zu Bildung genossen hätte, wäre sie nicht von ihrem Bruder abhängig, dass wusste sie. Dann hörte sie über ACP, und neue Hoffnung entflammte in ihr.
Im Alter von 25 Jahren trat sie ACP bei. Begonnen hat Chiri mit dem Spinnen, später webte sie. Vor einigen Jahren wechselte sie aufgrund gesundheitlicher Probleme in die Filzproduktion. Jetzt verdient sie, im Vergleich zu ihren Anfängen bei ACP, bereits zehnmal mehr. Chiri lebt mit ihrer mittlerweile 93-jährigen Mutter und ihrem jüngsten Bruder, der ein arbeitsloser Alkoholiker ist, zusammen. Heute unterstützt Chiri ihre Mutter, ihren Bruder, dessen Frau und zwei Kinder im Alleingang. Sie macht sich große Sorgen um die Bildung ihrer Nichte, die aufgrund der hohen Schulgebühren die Schule nicht mehr besuchen kann.
Chiri hat seit ihrer Arbeit bei ACP viel Selbstvertrauen gewonnen. Auch ihre Familie schenkt ihr heute Aufmerksamkeit und Respekt. Sie bereut es auch nicht, unverheiratet zu sein. Chiri ist nun unabhängig und stolz auf sich. Sie hat Verantwortung für ihre Mutter übernommen - eine Pflicht, die in der nepalesischen Tradition eigentlich der Sohn übernehmen sollte.