Milch-Manifest
Ein Jahr nach Abschaffung der Milchquote zeigt das Milch-Manifest Wege aus der Krise auf.
Am 1. April 2015 wurden die Milchquoten EU-weit abgeschafft. Überproduktion und fallende Preise sind die Folgen. Das erhöht nicht nur den Druck auf v.a. kleine und mittlere Milchviehbetriebe in Österreich und anderen EU-Ländern, sondern hat auch globale Auswirkungen. Denn Überschüsse landen u.a. als billiges Milchpulver in Ländern Afrikas oder Asiens und bedrohen dort die lokale Milchproduktion.
Mit dem Milch-Manifest, das am 31. März 2016 von Bauern und Bäuerinnen der IG-Milch im Rahmen eines Aktionstages in Wien präsentiert wurde, wird zum Umsteuern aufgerufen. Gleichzeitig ist es, so der Obmann der IG-Milch Ewald Grünzweil, „der Start für ein starkes Bündnis und einen intensiven Dialog mit der Zivilgesellschaft.“ Grünzweil weiter: „Die Kernpunkte sind: Fairness gegenüber kleinen und extensiven Betrieben, eine Reform der landwirtschaftlichen Ausbildung, neue Instrumente zur Mengen- bzw. Marktregulierung, Abkehr von der unsinnigen Exportorientierung, weniger Leistung pro Kuh und mehr Gras (und weniger Kraftfutter) für unsere Milchkühe.“
Als Unternehmen des Fairen Handels setzen wir uns dafür ein, dass benachteiligte Kleinbäuerinnen und -bauern in Lateinamerika, Afrika und Asien fair entlohnt werden, ihre Position in der Wertschöpfungskette gestärkt wird und Ressourcen schonende Anbau- und Produktionsmethoden gefördert werden. Deshalb ist es nur logisch, uns auch mit den Forderungen österreichischer Milchbäuerinnen und -bauern im Milch-Manifest zu solidarisieren.
Unterstützt wird das Milch-Manifest, herausgegeben von IG-Milch, der ÖBV-Österreichische Berg- und Kleinbauern und -bäuerinnenvereinigung und den Grünen Bäuerinnen und Bauern, aktuell von folgenden Organisationen:
Arge Weltläden, Attac, der Bank für Gemeinwohl, EZA Fairer Handel, Fian, Greenpeace, Südwind, Weihbischof Scharl und Welthaus Graz.
In einem Schreiben an den EU-Agrarkommissar Phil Hogan fordert die IG-Milch entsprechende Steuerung auf politischer Ebene:
„Das Ende der Milchquote hat zu einem dramatischen Milchpreisverlust in ganz Europa geführt. Die Produktion wurde stark ausgeweitet, ohne dass der Markt diese Mengen zu vernünftigen Bedingungen aufnehmen konnte. Unter diesen Rahmenbedingungen gibt es keine Perspektive. Wir fordern Sie daher auf, alle Bemühungen zu unterstützen, die eine Reduzierung der Milchproduktion bewirken. Es macht keinen Sinn, Gelder für Export oder Einlagerungen zu verwenden, da dies das Marktungleichgewicht und damit die niedrigen Preise nur verlängern. Wir fordern Sie auch auf, keine EU-Gelder für Investitionen bereitzustellen, die zusätzliche Produktionskapazitäten schaffen. Investitionszuschüsse dürfen ausschließlich für Modernisierung bestehender Anlagen verwendet werden. Weiters fordern wir Sie auf Futtermittelimporte einzuschränken, da die vorhandenen Überschüsse ausschließlich mit Importfutter produziert werden. Beugen Sie sich nicht dem Dogmades freien Markts, hören Sie nicht auf die Forderungen der Milchindustrie, sondern setzen Sie sich für eine nachhaltige, bäuerliche Milchwirtschaft basierend auf regionalen Ressourcen in Europa ein."
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