Nach der Flut und vor dem großen Aufräumen
Berichte der EZA-Partnerorganisationen aus den Überschwemmungsgebieten in Südostasien (Stand 11. Sep. 2017)
Wieder einmal hat die Natur mit aller Gewalt zugeschlagen – im Süden der USA (u. a. Houston), in weiten Bereichen Südostasiens und zuletzt in der Karibik (Hurrikan Irma). Es ist kein Zufall, dass „das Wetter“ eigentlich „das Klima“ allerorts verrücktspielt – mit unglaublichen Schäden und massiven Auswirkungen auf die betroffene Bevölkerung! Immer wieder hören wir von unseren HandelspartnerInnen aus aller Welt, wie sie und ihre ProduzentInnen immer öfter und stärker vom Klimawandel und seinen Auswirkungen betroffen sind, schleichend (z. B. durch Missernten oder Schädlingsbefall) oder ganz plötzlich und mit aller Gewalt. Die Folgen haben verstärkt jene zu tragen, die wir im Fairen Handel als Benachteiligte bezeichnen – aus sozialer UND wirtschaftlicher Sicht! Immer öfter aber auch aufgrund ihres „Ausgeliefertseins“ gegenüber den Klimaturbulenzen. So sind Kleinbauern und Bäuerinnen ohne Zugang zu Wasser und künstlicher Bewässerung vom natürlichen Niederschlag viel stärker abhängig als große Produktionsbetriebe, die über Bewässerungssysteme verfügen. ProduzentInnen in Randlagen – ob an Berghängen oder in der Nähe von Flüssen – sind in der Regel am stärksten und unmittelbarsten von Erdrutschen, Vermurungen und Überflutungen betroffen. Ihre einfach gebauten Häuser haben diesen Gewalten nur wenig entgegen zu setzen. Bedauerlicher Weise leiden so jene am massivsten unter den Folgen des Klimawandels, die ihn am wenigsten verursacht haben, während sich die Hauptverursacher aus der Verantwortung stehlen oder gar den Klimawandel leugnen oder als „fake news“ bezeichnen, weil er nicht ins eigene Weltbild passt…
Zeitgleich zu den Überschwemmungen im Süden der USA war Südostasien – allen voran weite Teile Indiens, Nepals und Bangladeschs – von heftigen Monsunregen betroffen. In manchen Medien wird von den bisher schlimmsten und weiträumigsten Überschwemmung in Südostasien geschrieben. Insgesamt sind 40 Mio. Menschen betroffen. Über 2000 Personen sind an den Folgen der Überschwemmungen gestorben. Millionen haben durch die Fluten ihr gesamtes Hab und Gut, ihre Ernte und Häuser verloren. Aber auch die Situation nach der Flut bedeutet für die ProduzentInnen weitere Gefahren durch verschmutztes Trinkwasser, Seuchen, etc. und die Notwendigkeit, oftmals aus dem Nichts ihre Lebensbasis neu zu erschaffen.
Wir haben uns bei unseren PartnerInnen zur aktuellen Situation umgehört. Im Folgenden eine Zusammenfassung der ersten Informationen unserer HandelspartnerInnen aus den Überschwemmungsgebieten in Indien, Nepal und Bangladesch:
Asha / Ivan Carvalho – Mumbai / Indien
„DANKE für euer Mail und eure Gedanken an uns. Wir sind in Sicherheit, und langsam normalisieren sich die Dinge wieder. Wir haben 5 oder 6 Todesfälle und einige Vermisste registriert. Insgesamt kam es aber zu massiven Zerstörungen durch die Überschwemmungen allen voran in den Slums. Einige Häuser unserer Angestellten und HandwerkerInnen wurden geflutet, zum Glück sind die Schäden aber überschaubar. Danke, dass ihr in diesen schwierigen Zeiten an uns gedacht habt. Grüße, Ivan“
ACP / Revita – Kathmandu / Nepal
„DANKE für euer Mail und eure Nachfrage. Die Überschwemmungen haben in Nepal vor allem die Terairegion betroffen. Wir haben in jener Region keine ProduzentInnen. ACP und unsere ProduzentInnen sind somit nicht betroffen. Allerdings wurde ein anderes Mitglied der Fair Trade Group Nepal dieser Region sehr stark betroffen. Die Häuser vieler Mitglieder wurden beschädigt oder zerstört. Bis jetzt haben wir von keinen menschlichen Verlusten erfahren. Nochmals danke und herzliche Grüße, Revita“
CORR The Juteworks / Bertha Baroi – Dhaka / Bangladesch
„Aufgrund der heftigen Monsunregen und Fluten aus der nördlichen Bergregion kommend sind vor allem der Norden, Nordosten, mittlere und südwestliche Teil Bangladeschs von den Überschwemmungen betroffen. Fast alle Regionen in der Nähe von Flüssen sind überschwemmt. Unsere ProduzentInnen im Norden (Rangpur, Dinajpur, Bogra, Mymensing) und Süden (Gopalgonj, Barisal, Madaripur, Shariatpur) sind direkt betroffen. Viele der aus Lehm gebauten Häuser im Norden, die für Wochen unter Wasser standen, konnten dem nicht stand halten. Die betroffenen Familien müssen ihre Häuser neu errichten. Jetzt, in der Zeit des Wideraufbaus, benötigen sie vor allem finanzielle Mittel, um ihre Häuser wieder aufbauen und ihr Land neu bestellen zu können. Wir versuchen, unsere ProduzentInnen aus eigenen Mitteln wie auch mit Unterstützung unserer Dachorganisation Caritas zu unterstützen. Wir stehen in dieser Zeit der Not zusammen! DANKE, dass ihr mit uns in Kontakt getreten seid. Mit freundlichen Grüßen, Bertha“
Prokritee / Swapan K. Das – Dhaka / Bangladesch
“Ja, auch dieses Jahr gibt es wieder verheerende Zerstörungen aufgrund von Überschwemmungen vor allem im nördlichen Teil Bangladeschs. Zwei unserer Produktionszentren und zwei unserer Partnerorganisationen sind in dieser Region angesiedelt. Sie berichten von 33 ProduzentInnen, die schwer von den Fluten betroffen wurden. Viele Menschen in der Region haben Schäden an ihren Häusern zu beklagen, viele verloren ihr Vieh, ihre Ernten und ihr persönliches Hab und Gut. Danke und beste Grüße, Swapan“
Manjeen / Emam – New Delhi / Indien
"Herzlichen Dank, uns geht es gut! Wir haben drei Produzentengruppen aus dem Osten Indiens, die leider massiv von den Überschwemmungen betroffen wurden. Einige der ProduzentInnen verloren ihre Häuser, andere wieder ihr Vieh. Derzeit gehen die Überflutungen zurück, aber das bringt neue Probleme wie Seuchen oder ein verstärktes Auftreten von Moskitos mit sich. Sie erschweren das Leben der betroffenen Menschen, die nur unzureichenden Zugang zu medizinischer Versorgung haben. (…) Beste Grüße, Emam“
Creative Handicrafts / Johny Joseph – Mumbai / Indien
“(…) Die Regenfälle verursachten vor allem an einem Tag heftiges Chaos in Mumbai, aber dann ging das Wasser zurück, und die Normalität hielt wieder Einzug… Die Leute in Mumbai hatten große Schwierigkeiten nach der Arbeit nach Hause zu kommen, doch mit dem nachlassenden Regen normalisierte sich die Situation. Wir sind alle okay – DANKE für eure Nachfrage. Liebe Grüße, Johny"
Wir stehen in Kontakt mit unseren PartnerInnen und werden versuchen, sie im Bedarfsfall im Rahmen unserer Möglichkeiten beim Wiederaufbau zu unterstützen. Ziel unserer Hilfe sollte die möglichst rasche und unbürokratische Unterstützung der ProduzentInnen sein, damit sie so bald als möglich wieder für sich und ihre Familien sorgen können.