APICOOP
Juan Eduardo Henríquez von APICOOP aus Chile (Okt. 2010)
Dem Vorbild der Bienen folgen...
Im Oktober 2010 besuchte Juan Eduardo Henríquez aus Chile – besser bekannt als „Chino“ - auf Einladung der EZA Österreich, um über seine Kooperative, die Bedeutung der Honigproduktion für die Mitglieder APICOOPs, die wirtschaftliche Rolle organisierter KleinproduzentInnen und die sozialen Vorteile, die damit verbunden sind, zu informieren. Doch Chino ist nicht nur ein langjähriger Mitstreiter des Fairen Handels, Geschäftsführer der Kooperative und aktuell Vorsitzender von FLO-Cert, er ist auch selbst aktiver Imker. So stand neben einer internen Veranstaltung in der EZA, einem Besuch bei FAIRTRADE Österreich und den Weltläden Wien, Gleisdorf und Bischofshofen auch der Austausch mit ImkerInnen in Österreich auf dem Programm…
Organisation und sozialer Zusammenhalt als Schlüssel zum Erfolg
Wer Chino aus seiner langjährigen Erfahrung erzählen hört, wird ganz in den Bann dieser bewegten Geschichte gezogen: dem Aufbau einer Produzentenorganisation zur Zeit der chilenischen Diktatur, als jede Art der Organisation das Misstrauen des Regimes erweckte, die vielen Problem, die es seither zu überwinden galt, und das von APICOOP Erreichte. Er selbst vergleicht den „Erfolg“ APICOOPs mit einem Eisberg, von dem man nur die Spitze sieht, dessen größter Teil sich aber unsichtbar unter dem Wasser befindet. Denn es war ein langer und mühsamer Weg, der von einem Honigprojekt der katholischen Kirche zur heute selbständigen Kooperative APICOOP führte. Die Unabhängigkeit und damit verbundenen finanziellen Forderungen des ehemaligen Schutzherren, der Diözese Valdivia, brachten APICOOP fast an den Rand des wirtschaftlichen Ruins.
Die Geschichte, die Chino über APICOOP zu erzählen weiß, ist turbulent: Von den ersten zögerlichen Versuchen der Vermarktung des Honigs am lokalen Markt bis zu den ersten Kontakten zu Fair-Handels-Organisationen; von der langjährigen Unterstützung der ProduzentInnen, die allesamt bei ihrem Beitritt keine Ahnung von der Imkerei hatten; von der Überwindung aller logistischen Herausforderungen beim Transport des Honigs von den auf 1200 km verstreut lebenden Mitglieder zur Zentrale bis zur weiteren Verarbeitung und Vermarktung des Honigs... Unter dem Strich bleibt die Erkenntnis, dass letztlich nur die Organisation und der Zusammenhalt der ProduzentInnen und die kontinuierliche Unterstützung des Fairen Handels das Überleben der Kooperative ermöglicht haben.
Um mit Chinos Worten zu sprechen: „Die wirtschaftliche Bedeutung der kleinen ProduzentInnen ist nicht zu unterschätzen. Doch sie können ihr wirtschaftliches Potenzial nur nützen, wenn sie sich organisieren“. Wenn sie sich organisieren, dann – so zeigt das Beispiel APICOOP – ist vieles möglich: der Ankauf eines eigenen Produktions- und Verarbeitungszentrums, die Anschaffung von Transportmitteln und Gerät für die Verarbeitung des Honigs, die technische Unterstützung und Beratung der Mitglieder, etc. Alles mit dem Ziel die Vermarktung des Honigs in die eigene Hand zu nehmen, bessere Preise zu erzielen, und damit die Einkommen der Mitglieder nachhaltig zu verbessern und zu sichern. Heute leben die 145 Mitglieder APICOOPs beinahe ausschließlich von der Honigproduktion. Darüber hinaus vermarktet APICOOP den Honig von drei weiteren Imkerkooperativen Chiles und zählt heute zu den vier größten Honigexporteuren Chiles, wobei 100% des Honigs an den Fairen Handel gehen.
„Unsere Bank ist eine Beeren-Bank“
Das letzte große Projekt - und sichtlicher Stolz Chinos - ist der Einstieg in die Produktion von Heidelbeeren. Dazu wurden von der Kooperative 20 ha Land gemeinschaftlich angekauft und mit Heidelbeeren bepflanzt. Das Projekt bedeutet eine der größten Investitionen in der Geschichte der Kooperative. Doch die Investition soll sich schon bald rechnen. Mit der ersten Ernte der Heidelbeeren, die als erste FAIRTRADE-zertifizierte Heidelbeeren in die Geschichte des Fairen Handels eingehen und in England auf den Markt kommen werden, fließt neues Geld in die Kassen der Kooperative. Dieses Geld soll – so der Plan – nicht an die Mitglieder ausgezahlt werden, sondern dient der Kapitalbildung, damit sich APICOOP in Zukunft von Bankkrediten für den Aufkauf der gesamten Honigproduktion unabhängig machen kann.
Mit einigem Stolz meint Chino: „Die Heidelbeeren machen uns nicht nur finanziell unabhängiger. Sie schaffen auch neue Arbeitsplätze in der Region. Und sie sind ein wichtiger Beitrag zur Diversifizierung, um in Zukunft nicht zu 100% vom Verkauf des Honigs abhängig zu sein. Sie sind aber auch ein Zeichen, was man erreichen kann, wenn man konsequent und gemeinsam an einer Idee arbeitet!“ Doch an Ideen und Projekten wird es APICOOP auch in Zukunft nicht fehlen. Die neueste Idee – angeregt durch unseren Besuch in Gleisdorf – ist die Errichtung von Solarbäumen auf dem Grundstück der Kooperative, „damit wir ein Zeichen setzen, ein Zeichen für eine nachhaltige Zukunft“, so Chino.