Partnerbeschreibung
APROLMA
Bio-Kaffee einer Frauenkooperative aus Honduras
Honduras ist ein Agrarland. Mehr als ein Drittel aller HonduranerInnen arbeiten in der Landwirtschaft und erwirtschaften ca. 15% des BIP. Frauen leisten dabei einen beträchtlichen Teil der Arbeit. Jedoch bleibt der von ihnen geleistete Beitrag oft unbezahlt. Zumeist sind es die Männer, die den Verkauf der Güter übernehmen und so das Haushaltseinkommen kontrollieren. Zudem ist der Besitz der Anbauflächen meist in männlicher Hand. Obwohl die Verfassung eine Gleichstellung der Geschlechter vorsieht, sind Frauen bis heute vor allem in wirtschaftlicher und sozialer Hinsicht benachteiligt. Ihre traditionelle Rolle als Erzieherin und Hausfrau liegt in der machistisch geprägten Gesellschaft begründet. Hinzu kommt, dass viele Frauen in dem zentralamerikanischen Land von Gewalt betroffen sind. Zumeist werden die Verbrechen nie aufgeklärt. Als Ursachen für die hohe Mordrate werden vor allem historische Konflikte und strukturelle Gründe genannt. Laut dem nationalen Statistikinstitut INE lebten 2021 - u. a. als Folge der Pandemie und neoliberalen Wirtschaftspolitik - 74% der Bevölkerung in Armut, 54% davon in extremer Armut. Auf dem Land ist dieser Anteil noch höher: 66% (!) der Menschen müssen mit weniger als US$ 1,25 pro Tag auskommen.
Frauen sind von Armut häufiger betroffen als Männer, am formellen Arbeitsmarkt sind sie unterrepräsentiert. Frauen verdienen in manchen Regionen nur ein Drittel dessen, was Männer bezahlt bekommen. Zurückzuführen ist das unter anderem auf einen schlechteren Zugang zu Bildung. Maßnahmen zur Behebung dieser Situation z.B. ein Gesetz zur Lohngleichheit zwischen Männern und Frauen harren auf Umsetzung. Die betroffenen Frauen können sich nicht auf die Politik verlassen und organisieren sich verstärkt in Frauenverbänden, um ihre Rechte einzufordern. Ein wichtiger Schritt hin zur Gleichstellung ist die wirtschaftliche Förderung von Frauen. Durch die Zusammenarbeit von APROLMA, einer Kooperative von Kaffeeproduzentinnen, und der EZA Fairer Handel erhalten Kaffeebäuerinnen Zugang zum österreichischen Markt. Ziel ist die wirtschaftliche Stärkung der Frauen, die Förderung ihrer Selbständigkeit und Durchsetzung ihrer sozialen und wirtschaftlichen Rechte.
EZA-Partner seit 2015
„Organisiert zu sein, hat für uns viele Vorteile. Alleine kommst du nicht weiter. Es geht uns darum, unsere Rechte als Frauen einzufordern. Dass wir das Recht haben, uns zu organisieren, an der Produktion beteiligt zu sein, zum Familieneinkommen beizutragen, einen Zugang zum Markt zu bekommen und darüber zu entscheiden, was mit unserem Geld passiert. Damit sich unsere Familien, unsere Gemeinde, ja unser ganzes Land entwickelt.“
Quelle: Dolores Benitez Espinoza von APROLMA
Asociación de PROductoras Libres de MArcala
Honduras ist mittlerweile der größte Kaffeeproduzent Zentralamerikas, der drittgrößte in Lateinamerika und sechstgrößte weltweit. Das Umland von Marcala ist DIE Kaffeeanbauregion in Honduras und produziert einen international anerkannten Hochlandkaffee. Marcala liegt ca. 150 km von der Hauptstadt Tegucigalpa entfernt, inmitten der Berge im Departement La Paz auf ca. 1300 m. Ein interner Konflikt innerhalb der Vorgängerorganisation COMUCAP (einer NGO zur Frauenförderung) führte 2013 zur Abspaltung einer Gruppe von Kaffeeproduzentinnen und zur Gründung APROLMAs.
Ziel der Kooperative ist die Produktion und Vermarktung von qualitativ hochwertigem Bio-Kaffee. 80% des Kaffees werden exportiert, 15% kommen auf den nationalen Markt, 5% dienen dem Eigenbedarf. APROLMA sieht sich als soziale Organisation, die die Anliegen und Interessen von Frauen vertritt. Neben technischer Fortbildung für die Mitglieder (z.B. Bio-Anbau, Schädlingsbekämpfung und Qualitätssicherung) stehen Fortbildungen in den Bereichen Menschen- und Frauenrechte und Stärkung des Selbstbewusstseins auf dem Programm. Der Gruppe geht es darum die Solidarität unter den Frauen zu stärken, sich zu organisieren und gemeinsam ihre Situation als Frauen und Kaffeeproduzentinnen zu verbessern. Die Genossenschaft besitzt eine eigene zentrale Nassverarbeitungsanlage. Neu ist die eigene Trockenverarbeitungsanlage. Seit Juni 2015 verfügt APROLMA über die Fairtrade-Zertifizierung. Die Mitglieder APROLMAs stammen aus 12 Dorfgemeinschaften des Departements La Paz. Oberstes Entscheidungsgremium ist die Generalversammlung aller Mitglieder. Sie wählt den Vorstand und den Kontrollausschuss und trifft alle wichtigen Entscheidungen.
Die Produzentinnen
APROLMA zählt 69 Mitglieder. Männer können der Kooperative nicht beitreten, nicht einmal die eigenen Söhne. Die einzigen Männer bei APROLMA sind zwei Angestellte, ein beratender Anwalt und Tagelöhner. Auf der Finca von Irma Esperanza Quintero hat SIE das Sagen. Die Mutter von sechs Kindern ist 55 Jahre alt, verheiratet und Gründngsmitglied. Ihr Mann ist Tischler. Ihre Parzelle hat sie von ihrem Mann, der ihr einen Teil seines Landes überschrieben hat: "Ich hatte mit ihm viel Glück. Andere Frauen in der Organisation haben durch ihre Männer nur Leid und keine Unterstützung erfahren!" Auf einem Viertel Hektar baut sie Kaffee unter Schattenpflanzen an, meist Nutzpflanzen allen voran Bananen, Zitrusbäume, Mangos und Papayas. Zwischen den Kaffeepflanzen finden sich Yuca- und Chilipflanzen. In regelmäßigen Abständen sind Gräben gezogen. Diese sollen das überschüssige Regenwasser auffangen und der Erosion vorbeugen. An den Grundgrenzen wachsen „Izotes“ als eine Art lebender Zaun. Die Finca von Doña Irma wird alle 6 Monate von Biolatina geprüft. Im Rahmen dieser Inspektionen bekommt sie wertvolle Informationen und Beratung z.B. zu Mitteln für die Royabekämpfung (Kaffeerost) oder der Herstellung von Bio-Dünger. Die meisten Frauen verfügen - so wie Doña Irma - nur über kleine Kaffeeparzellen, durchschnittlich 1,5 ha pro Mitglied. Auf diesem Land gedeiht zu 70% Kaffee. Der Rest des Landes ist mit Mais, Bohnen, verschiedenen Obst- und Gemüsesorten und Aloe Vera bepflanzt. Einige Frauen halten auch Hühner.
Der Bio-Kaffee der Frauenkooperative APROLMA ist Teil des Frauenkaffees ADELANTE und über EZA und Weltläden erhältlich.
Weitere Informationen:
Quellen: EIF 1/2022, Reisebericht bc 8/2016, Twin, NPH, GIZ; (EZA,akt. Jän. 2022)
Vorteile aus dem Fairen Handel
Die EZA Fairer Handel garantiert ihren Kaffeeproduzent:innen den von Fairtrade festgesetzten Mindestpreis, hinzu kommt eine zusätzliche Fairtrade- und Bio-Prämie - Details siehe hier. Für den "Kaffee aus Frauenhand" leistet die EZA eine zusätzliche "Frauenprämie" in der Höhe von US$ 25,- / Sack Kaffee (= 45,6 kg). Daraus fnanziert APROLMA u. a. Krebsvorsorgeuntersuchungen. Zusätzlich zu den besseren Preisen, genießen die Mitglieder von APROLMA folgende Vorteile:
- Zugang zum Exportmarkt unter den Bedingungen des solidarischen und fairen Handels
- Abnahmegarantie für ihren Kaffee zu besseren Preisen
- Zugang zu technischer Beratung (u. a. Förderung des Bio-Landbaus, Gemüseanbaus, Geflügelzucht, etc.)
- Mitbestimmung bei der Verwendung erzielter Gewinne und Prämien
- Aus der Fairtrade-Prämie finanzieren sich Programme zur Erneuerung der Kaffeeparzellen, Investitionen in eine eigene Trockenverarbeitungsanlage, Fortbildungen und ein Gesundheitsprogramm (Krebsvorsorge, Zugang zu FachärztInnen und Medikamenten).
- Zugang zu Kleinkrediten
- Unterstützung bei der Legalisierung ihrer Parzellen
- APROLMA fördert die Partizipation und Teilhabe der Frauen innerhalb UND außerhalb der Organisation, indem sie in ihrem Recht auf Mitbestimmung und Selbstbewusstsein gestärkt werden.