Partnerbeschreibung

ASOCACEN
Bio-Zucker aus Paraguay
Paraguay ist neben Bolivien der zweite Binnenstaat Südamerikas. Der Name bedeutet "Wasser, das zum Wasser geht" und leitet sich aus der Sprache der UreinwohnerInnen, den Guaraní, ab. Nach der spanischen Eroberung und Unabhängigkeitsbewegungen trat Paraguay ab 1814 in eine Zeit der Militärdiktatur mit expansiven Absichten ein. In einem sechsjährigen Krieg (1864-1870) gegen ein Bündnis von Brasilien, Argentinien und Uruguay, indem sich Paraguay den Zugang zum Meer erkämpfen wollte, starben im Kampf und durch Epidemien 3/4 der Bevölkerung des Binnenstaats. Darüber hinaus annektierten die Sieger 50% des Staatsgebiets. Weitere Kriege und Militärdiktaturen folgten. Erst im Jahr 1993 fanden die ersten freien und demokratischen Wahlen statt.
Das Klima Paraguays reicht von tropisch bis subtropisch und ist ideal für den Anbau von Zuckerrohr. Zucker ist keine klassische Kolonialware, denn er kann im Norden, wie im Süden produziert werden. Die größten Produzentenländer sind Indien und Brasilien. Nur ein Drittel der weltweiten Zuckerproduktion gehen in den Export, der Rest dient der Inlandsnachfrage. Die globale Zuckerproduktion hat ca. 180 Mio. Tonnen erreicht und stammt zu rund 80% aus Zuckerrohr, der Rest wird aus Rüben produziert. Die EU ist mit ca. 50% der Weltproduktion größter Rübenzuckerproduzent der Welt und Hauptimporteur von Rohrohrzucker für die Raffination. Der Zuckermarkt der EU wird durch Produktionsquoten, einen Mindestpreis für Zuckerrüben und Handelsmechanismen reguliert. Hohe Importzölle und Subventionen in den nördlichen Produktionsländern schaffen ungleiche Wettbewerbsvoraussetzungen. Tatsächlich wäre der EU-Zucker ohne die Subventionszahlungen auf dem Weltmarkt nicht wettbewerbsfähig. Dieses System benachteiligt die ZuckerproduzentInnen im Süden und führt zu Rückgängen bei den dringend benötigten Deviseneinnahmen. Zuckeranbauflächen müssen aufgegeben werden, wodurch die ZuckerproduzentInnen ihre Existenzgrundlage verlieren. Auf den Plantagen wiederum gehen Arbeitsplätze verloren, und jene Plantagen, die weiterproduzieren, geben den Kostendruck an ihre ArbeiterInnen weiter. Die europäische Zuckermarktordnung läuft 2017 aus und damit die Verwaltung der Quoten und des Mindestpreises. Importzölle und Subventionen bleiben bestehen. Exporte, die bisher auf 1,4 Mio. Tonnen pro Jahr begrenzt waren, werden in Zukunft frei von Regulierungen sein.
EZA-Partner seit 2007
„Die Zuckerpreise werden jährlich neu verhandelt. Als organisierte ProduzentInnen ist die Verhandlungsposition der ZuckerproduzentInnen gestärkt. Aktuell entwickelt sich der Zuckerpreis vor Ort aus Sicht der ProduzentInnen gut, da es aufgrund der Biospritentwicklung eine große Nachfrage nach Zucker gibt. Zudem erhalten die ProduzentInnen für den Bio-Zucker eine Sozialprämie von US$ 80,- / Tonne, die direkt an ASOCACEN überwiesen wird.“
Quelle: Hr. Eymann, Pronatec
ASOCACEN
2003 wurde mit Unterstützung von Pronatec, einem schweizer Bio-Verarbeiter, und der Zuckermühle La Felsina die Kleinbauernkooperative ASOCACEN gegründet. Sitz der Kooperative ist die Kleinstadt Guarambaré in der Region Asunción. Die Kooperative zählt mittlerweile rund 200 Mitglieder, die mit ihren Familien in unterschiedlichen Dorfgemeinschaften im Umkreis von Guarambaré wohnen. Seit ihrer Gründung arbeitet die Kooperative eng mit der Zuckermühle La Felsina zusammen. Zielsetzungen der Kooperative sind:
- Gemeinsame Vermarktung der Zuckerrohrproduktion
- Stärkung der Marktposition der ProduzentInnen
- Bessere Preise für hochqualitativen Bio-Zucker
- Verbesserung der wirtschaftlichen und sozialen Lebensbedingungen der Produzentenfamilien
- Solidarisches Handeln der Mitglieder und gegenseitige Unterstützung
- Zugang zu (günstigen) Krediten
Die Zuckermühle La Felsina ist ein Familienbetrieb und beschäftigt während der Produktion zwischen Mai und Dezember ca. 280 Personen. Zusätzliche 300 ErntehelferInnen und 50 Hilfskräfte im Transport machen La Felsina zum größten Arbeitgeber in der Region.
Die ProduzentInnen
Die 200 Mitglieder ACOCACENs leben in der ländlichen Umgebung von Guarambaré nahe der Hauptstadt Asunción. Zuckerrohr ist für sie das Hauptanbau- und Cashprodukt, das zur Verarbeitung in die nahe gelegene Zuckermühle La Felsina gebracht wird. Transportmittel sind neben Lastwagen immer noch traditionelle Ochsengespanne. Die klimatischen Bedingungen sind ideal für den Anbau von Zuckerrohr. Durch die häufigen Regenschauer muss nicht zusätzlich bewässert werden. 12 Monate nach der Aussaat kann geerntet werden. Das Zuckerrohr wird ohne chemische Düngemittel und Pflanzenschutzmittel angebaut. Die Bauern und Bäuerinnen sind Bio-Suisse, Demeter, Naturland, EU-Bio, uvm. zertifiziert. Durch den kontrolliert biologischen Anbau werden nicht nur Produktionskosten gespart, sondern auch die Umwelt geschont. Neben Zucker werden diverse Früchte und Gemüse angebaut, die aber vor allem dem Eigenbedarf dienen und am lokalen Markt verkauft werden, während die Kooperative ausschließlich die Vermarktung des Zuckers übernimmt. Die Mitglieder der Kooperative besitzen durchschnittlich 10 ha Land. Die meisten Bauersfamilien dieser Region sind Angehörige der Ethnie der Guaraní und sprechen diese Sprache auch im Alltag.
Der Bio-Zucker von ASOCACEN ist die Hauptzutat für die Bio-Lollies und bärenstarken Lollies, erhältlich bei EZA und WELTLÄDEN.
Weitere Informationen:
Quellen: FAIRTRADE: Sugar in Paraguay, Pronatec - ASOCACEN, Pronatec - La Felsina, Reisebericht von André Radlinsky; (EZA, akt. Aug. 2016)
Vorteile aus dem Fairen Handel
Aufgrund der Komplexität im Zuckersektor (u.a. strukturelle Unterschiede in den Lieferketten, staatliche Regulationen,...) gibt es bei FAIRTRADE keinen garantierten Mindestpreis für Zucker. Die Preise werden jährlich zwischen ProduzentInnenorganisationen und HändlerInnen neu verhandelt. Auf diesen Preis wird die FAIRTRADE-Prämie aufgeschlagen. Diese beträgt bei konventionellem Zucker 60,- USD pro Tonne und 80,- USD pro Tonne für Zucker aus kontrolliert biologischem Anbau. Seit 2005 ist die Organisation FAIRTRADE-zertifiziert und hat seither rund 2 Mio. Euro an FAIRTRADE-Prämien erhalten. ASOCACEN verwendetet diese für:
- Anstellung eines/r AgrarökonomIn (Vollzeit),
- Implementierung eines internen Kontrollsystems,
- Bezahlung der Zertifizierungskosten,
- medizinisches Zentrum und Unterstützung von Mitgliedern (z.B. Augenoperationen),
- Traktoren zur gemeinsamen Nutzung,
- Bau eines Gebäudes für die Administration und für Treffen der Mitglieder,
- Schulmaterial für über 5000 Kinder in Schulen der Region,
- Kredite für Mitglieder mit finanziellen Schwierigkeiten, sowie
- Auszahlung eines Teils der Prämie an die Bäuerinnen und Bauern.