Partnerbeschreibung

Altertrade Philippines Inc.
Bio-Mascobado-Rohrzucker aus den Philippinen
Die Philippinen, ein Inselstaat mit knapp 109 Mio EinwohnerInnen (Stand 2020), "verdankt" seinen Namen dem spanischen König Philipp II. Nach 300-jähriger spanischer Kolonialherrschaft folgte die fast 50-jährige US-amerikanische Dominanz, ehe die Philippinen im Jahr 1946 unabhängig wurden. Der enge Kontakt zu den USA besteht nach wie vor und zeigt sich in außen-, sicherheits- und wirtschaftspolitischen Entscheidungen. Trotz des jahrelangen Wirtschaftswachstums von durchschnittlich 6% (vor der Covid-Pandemie 2020) ist das Land von einer enormen Kluft zwischen Arm und Reich geprägt. Die ausgeprägte Armut und Ungleichheit im Land wurde durch die von Covid ausgelöste Krise massiv verstärkt. Die politische und wirtschaftliche Macht ist beschränkt auf wenige Hundert Familien.
Bis Mitte der 1970er Jahre exportierten die Philippinen aufgrund eines Sonderabkommens beinahe den gesamten Zucker in die USA. Doch Ende der 1980er Jahre kam das Ende der Quotenregelung. Gleichzeitig sank die Nachfrage nach Zucker, nachdem die Getränkeindustrie auf alternative Süßstoffe umgestellt hatte. Allein die Zuckerimporte der USA sanken daraufhin um 70%. Die Folgen für die Philippinen waren verheerend: Auf Negros, der Zuckerinsel der Philippinen, verlor eine Viertelmillion Menschen ihre Arbeit. Viele PlantagenbesitzerInnen stellten die Zuckerproduktion ein. Eine Hungersnot war die Folge. Verzweifelte ZuckerarbeiterInnen versuchten das brachliegende Land zu bebauen, wurden aber immer wieder vertrieben. Erst seit dem Ende der 1990er Jahre erholt sich die philippinische Zuckerindustrie wieder langsam. Für viele ArbeiterInnen auf Negros ist die Zuckerproduktion nach wie vor die einzige Möglichkeit, sich ein - wenn auch bescheidenes - Einkommen zu sichern. Bis heute bedingen die prekären Umstände im Zuckeranbau Mangelernährung und Kinderarbeit. Gewerkschaften der ZuckerarbeiterInnen werden politisch verfolgt und beklagen immer wieder Opfer aus den eigenen Reihen. Die konsequente Umsetzung eines seit 1988 existierenden Landreformgesetzes lässt - aufgrund des Widerstands und politischen Einflusses der Großgrundbesitzer - bis heute auf sich warten...
EZA-Partner seit 1988
"Viele von uns haben festgestellt, dass wir bessere Chancen haben, wenn wir uns zusammentun, anstatt vereinzelt unsere kleinen Parzellen zu bewirtschaften. Durch die Zusammenarbeit mit Altertrade haben wir Zugang zu Wissen, wir erwerben Fähigkeiten, um unsere wirtschaftliche und politische Situation zu verbessern."
Quelle: Ernie Traspece, ehem. Vize-Vorsitzender der Dama Farm Workers Agrarian Reform Beneficiaries Association
Altertrade Philippines Inc. / ATPI (zuvor ATC)
Altertrade wurde 1988 druch das NGO-Netzwerk „Negros Council for Peace and Development“ als Vermarktungsunternehmen gegründet. Seither ist ATPI (vormals ATC) ein Partner europäischer FH-Organisationen. Die Gründung Altertrades war eine der Antworten auf die schwierige Situation vieler ZuckerarbeiterInnen auf der Insel Negros im Zuge der Wirtschaftskrise der 1980er Jahre. Die Agrarreform erfolgte nur teilweise. Zudem stellt die Regierung keinerlei Mittel zur Förderung der kleinbäuerlichen Landwirtschaft zur Verfügung. Altertrade wollte deshalb von Beginn an alternative Vermarktungswege für von Hunger und Armut betroffene ProzentInnen auftun. Heute geht es ATPI nebem dem "Empowerment" der ProduzentInnen, der Förderung einer nachhaltigen Bio-Landwirtschaft, Diversifizierung von Produktion und Einkommen für die kleinbäuerlichen Mitglieder um die Förderung der Ernährungssicherung. Nebem dem Export hat der lokale Markt und die Versorgung der Bevölkerung mit gesunden Lebensmitteln größte Bedeutung: Ehemalige ZuckerarbeiterInnen wie Kleinbauernfamilien werden durch Beratung und Ausbildung gestärkt. Produzentin Violeta Sumog-oy erzählt: „Inzwischen bin ich vom Vorsitz zurückgetreten, doch nehme ich weiterhin aktiv an unserer Organisation teil. Ich bin stolz darauf, wozu ich es als Frau in meiner Organisation gebracht habe.“ Die später gegründete Altertrade Philippines Foundation for Food Sovereignty, Inc. (ATPF) unterstützt die ProduzentInnen mit Projekten und Programmen und ist einer der Akteure des "Real Food Movements", einer Bewegung, die sich für gutes & gesundes Essen, nachhaltige Produktion, verantwortungsvollen Konsum und ländliche Entwicklung einsetzt.
Die ProduzentInnen
Die ProduzentInnen des Mascobado Vollrohrzuckers sind rund 380 ehemalige ArbeiterInnen, Kleinbauern und -bäuerinnen (46% Frauen), zusammengeschlossen in 10 Verbänden auf der Insel Negros. Die meisten ProduzentInnen bewirtschaften ihr eigenes, kleines Stück Land (0,5 ha) in Mischkultur mit Bohnen, Reis, Gemüse, Mais und Obst. Das dient der Bodenfruchtbarkeit und Eigenversorgung der Familien gleichermaßen. Daneben gibt es 12 Produzentengruppen für Bananen, die nach Japan exportiert werden (v. a. an "Food Coops"). Die Arbeit ATPIs ist für die involvierten Produzentengruppen von großer Bedeutung: Partnerschaftliche Beziehungen und verlässliche Preise zählen ebenso dazu wie die Förderung der Bio-Landwirtschaft. "Wir arbeiten hier mit Pilotprojekten, um (...) weitere Familien zu motivieren, ihre Nahrungsmittel selbst zu produzieren und nicht irgendwo einzukaufen, wo sie nicht wissen, wie die Produkte hergestellt wurden", sagt E. Mondejar, Marketingbeauftragte von ATPI. Das Ziel des Programmes ist, ökologisch nachhaltige Gemeinschaften aufzubauen, die Abhängigkeit vom Zuckerrohr zu verringern und die Selbstversorgung mit Lebensmitteln zu stärken. Die Verarbeitung und Verpackung des Zuckerrohrs erfolgt vor Ort in den ATPI-eigenen Anlagen und schafft Arbeitsplätze für über 200 Menschen. Insgesamt beschäftigt ATPI fast 300 Personen (davon 60 Frauen). Unter ihnen befinden sich 22 BeraterInnen zur Unterstützung der ProduzentInnen.
Bio-Mascobado Vollrohr Zucker von ATPI ist in zahlreichen EZA-Schokoprodukten enthalten, erhältlich über EZA und WELTLÄDEN.
Weitere Informationen:
www.altertrade.ph, Interview mit E. Mondejar (ATPI), ATC - Sweetness beyond flavors (Video in Englisch)
Quellen: GEPA, EIF 02/20, hdr.undp.org; (EZA,akt. Juni 2021)
Vorteile aus dem Fairen Handel
ATPI vermarktet 70% seiner Produkte über den Fairen Handel.
Vorteile für ProduzentInnen:
- besserer Preis für das Zuckerrohr: Der Preis wird jährlich wischen ATPI und den Produzentengruppen neu und vorab Ernte festgelegt.
- Unterstützung bei der Vermarktung ihrer Produkte
- umfassende Beratungen in den Bereichen Bio-Landwirtschaft, Produktivität, Diversifizierung, Farmmanagement, etc.
- Zugang zu einem Kredit- und Entwicklungsfonds
- Projekte aus der Fairtrade-Prämie: Schulungen, Trinkwasser- und Bewässerungsprojekte, Gesundheitschecks in den Dörfern der ProduzentInnen.;
Vorteile für Angestellte:
- Übernahme von 100% der Krankenhauskosten für die Angestellten (und 50% der Kosten für vier weitere Angehörige)
- regelmäßige Schulungen und Fortbildungen
- gewerkschaftliche Organisation in der AT Mill Workers Union;
Darüber hinaus engagiert sich Altertrade für den Erhalt der Umwelt: Errichtung einer Abwasseranlage, Nutzung der Zuckerrohrabfälle als Brennstoff in der Verarbeitungsanlage, Bio-Landbau ohne Abbrennen der Zuckerrohrfelder und Bewusstseinsbildung für ProduzentInnen und KosumentInnen.