Partnerbeschreibung

Camari
Taguanussschmuck aus Ecuador
Ecuador ist in vielerlei Hinsicht eines der vielfältigsten Länder der Erde. Die Geschichte des Andenstaates ist von ständig wechselnden Herrschaftsstrukturen gekennzeichnet. Anfänglich besiedelten unabhängige indigene Kulturen das Gebiet des heutigen Ecuadors, bevor erst im 15. Jahrhundert die Inka das gesamte Land eroberten. Im 16. Jahrhundert wurde der kleine Andenstaat dann von den Spaniern kolonialisiert. 1822 feierte das Land die Unabhängigkeit. Nach längeren Kämpfen befreiten Simón Bolívar und Antonio José de Sucre Ecuador von den Spaniern und vereinigten das Land bis 1830 im historischem Staatsgebilde von Großkolumbien. Danach folgte starke politische und territoriale Instabilität.
Anfang der 1970er Jahre besuchte Pater Proaño das ecuadorianische Dorf Salinas. Der Name des Dorfes bezieht sich auf die früher wichtigste Einkommensquelle: die Salzgewinnung. Als Pater Proaño nach Salinas kam, lebten dort nur noch 50 Familien in sehr ärmlichen Verhältnissen. Diese Situation motivierte ihn zur Gründung der privaten, gemeinnützigen Organisation "Fondo Ecuatoriano Populorum Progressio" (FEPP) mit Hauptsitz in Quito. In enger Zusammenarbeit mit der römischkatholischen Kirche und einigen Entwicklungsorganisationen ermutigte Pater Proaño die Dorfbevölkerung, Produkte herzustellen, die in der Stadt gute Verkaufschancen hatten. Begonnen wurde mit Käse und Würsten, doch die Tätigkeiten expandierten schnell. Bald wurde mehr Betriebskapital gebraucht, das die örtlichen Banken verweigerten. Oikocredit erkannte das Potenzial der Initiative und unterstützte sie mit einem Darlehen. Damit wurde FEPP das erste lateinamerikanische Mitglied von Oikocredit. Die Organisation entwickelte verschiedene Programme zur ländlichen Entwicklung, die nicht nur auf die Steigerung der Einkommen in der Landwirtschaft, sondern auf die Schaffung handlungsfähiger Organisationen und die Förderung der wirtschaftlichen Eigenständigkeit der kleinbäuerlichen Betriebe abzielen. Mikrofinanzierungen, Fairer Handel, Wasserversorgung, Flächennutzung, Organisationsentwicklung und ein sinnvoller Transfer technischen Knowhows sind nur einige der vielen Initiativen des FEPP. Der FEPP hat sich zu einer der effektivsten, lateinamerikanischen NGOs im sozialen Bereich entwickelt. Es wurden Kontakte mit Fair-Handels-Organisationen in Europa und den USA geknüpft. Nach dieser bewährten Strategie gründete FEPP Anfang der 1980er Jahren die Organisation Camari.
EZA-Partner seit 2006
Partnercode 17
„Der Erfolg der umfangreichen Programme des FEPP ist kein Zufall, sondern Ergebnis einer langjährigen Partnerschaft mit den Menschen, in der man sich für die Gemeinschaft und die Mitglieder als zuverlässig erweist und ihnen Vertrauen in die Zukunft gibt.“
Quelle: José Tonello, FEPP-Geschäftsführer
Camari
Camari (= Geschenk auf Quechua, einer der indigenen Landessprachen Ecuadors) wurde 1981 vom FEPP gegründet. Insgesamt unterstützt Camari über 7.000 Familien in unterschiedlichen Regionen Ecuadors und vermarktet verschiedene Agrar- und Handwerksprodukte über die „Tiendas Camari“ (= Camari-Läden) im Inland bzw. den Fairen Handel weltweit. Camari wurde als nationale und auf solidarischen Prinzipien basierende Vermarktungsorganisation gegründet. 1991 wurden die „Camari-Läden“ zum „Sistema Solidario de Comercialización CAMARI“ zusammengeführt und verfügen seither über eine zentrale Verwaltung. Seit dieser Zeit unterstützt Camari auch unabhängige Geschäfte. In den 1990er Jahren investierte Camari vor allem in die Qualitätssicherung und Produktivitätssteigerung. Camari verfolgt das vorrangige Ziel, marginalisierte ProduzentInnen in die Lage zu versetzen, ihre Produkte direkt – unter Umgehung des oft ausbeuterischen Zwischenhandels – zu vermarkten. Darin sieht die Organisation ihren Beitrag zur Einkommenssicherung der ProduzentInnen und zur Armutsreduktion. Weitere Ziele Camaris sind:
- die Partizipation der ProduzentInnen im Vermarktungsprozess durch die Einbindung der Produzentengruppen in die Verwaltung der "Camari-Läden";
- die Frauenförderung in Zusammenarbeit mit dem FEPP;
- und die Bewusstseinsbildung in sozialer und ökologischer Hinsicht (z. B. zu den Themen umweltschonende Materialien und Verarbeitung, Kinderarbeit, Biolandbau, etc.);
Das oberste Gremium von Camari ist die Generalversammlung, die sich alle 6 Monate trifft. Diese besteht aus 8 Personen (2 VertreterInnen des FEPP und 6 gewählten VertreterInnen der Produzentenorganisationen). Die rund 30 MitarbeiterInnen Camaris arbeiten in den Bereichen Verwaltung, Transport, Vermarktung, Marktforschung, Exportabwicklung und Verkauf.
Die ProduzentInnen
Für viele Menschen in Ecuador bedeutet der Camari nach wie vor eine neue Chance auf eine bessere Zukunft. Camari arbeitet mit über 300 ProduzentenpartnerInnen (Dachverbänden, Kooperativen, kommunalen Gruppen und individuellen ProduzentInnen) aus den unterschiedlichsten Regionen Ecuadors zusammen. Während der landwirtschaftliche Bereich vor allem von den Männern dominiert wird, arbeiten die Frauen überwiegend in der Herstellung des Handwerks. Insgesamt profitieren über 7.000 Bauernfamilien durch die Direktvermarktung ihrer Produkte. Produziert werden Getreide, Zucker, Kaffee, Schokolade, Gemüse, Pilze und diverse Handwerksprodukte (Holz-, Woll-, Leder-, Silber- und Baumwollprodukte und Produkte aus natürlichen, lokalen Materialien wie z. B. den Taguanuss-Schmuck). Camari achtet auf die Weiterverarbeitung vor Ort z.B. zu Marmeladen, Keksen oder Käse. Dadurch finden vor allem Frauen neue Einkommensmöglichkeiten.
Die Taguanuss ist ein in Ecuadors Regenwäldern natürlich vorkommender Baum. Von den ProduzentInnen Camaris bearbeitet und geschliffen entstehen aus dem „pflanzlichen Elfenbein“ wunderschöne Schmuckstücke, Colliers und Ohrgehänge. Ein langjähriger Partner von Camari, der Taguanuss bearbeitet, ist "Tropitagua" aus der Küstenprovinz Manabí. In der Werkstätte sind rund 70 Personen beschäftigt, 60% davon sind weiblich. Camari bietet seinem Partner direkte Vermarktungsmöglichkeiten und achtet auf die Umsetzung entsprechender Arbeitsbedingungen und Entlohnung.
Die Produkte von Camari sind über EZA und WELTLÄDEN erhältlich.
Weitere Informationen:
Quellen: SAR 01/2022, EIF 2015, FEPP, www.oikocredit.org, www.alternativa3.com, www.camari.org, www.ideas.coop; (EZA, akt. März 2022)
Vorteile aus dem Fairen Handel
Camari schlägt bei der Vermarktung der Produkte eine Marge von rund 25% auf. Diese Einnahmen dienen der Finanzierung der eigenen Vermarktungsstruktur (Läden, Export) und diverser Dienstleistungen für die ProduzentInnen. Diese umfassen u.a.
- die Produktentwicklung,
- Qualitätssicherung,
- Vermittlung von relevanten Informationen zur Marktsituation (Preise, Produkte, Designs, etc.),
- Vermarktung,
- Fortbildungen und Schulungen der ProduzentInnen,
- Unterstützung bei der Ausstattung mit bestimmten Werkzeugen bzw. Geräten,
- Vorauszahlungen und die prompte Bezahlung nach Produktübernahme.
Darüber hinaus bietet Camari seinen ProduzentInnen breite Unterstützung durch die Programme des FEPP. Nachdem der Export der Produkte großteils an Organisationen des Fairen Handels erfolgt, trägt dieser zu einem wesentlichen Teil zur Finanzierung dieser umfangreichen Dienstleistungen bei.