Partnerbeschreibung

CIASFA
Bio-Kaffee aus Guatemala
Guatemalas Bevölkerung ist mehrheitlich indigener Abstammung. Mehr als die Hälfte der über 18 Millionen Einwohner:innen (Stand 2023) sind Mayas. Die spanische Kolonialgeschichte begann mit Massakern an der indigenen Bevölkerung. Rund zwei Drittel starben durch Gewalttaten oder eingeschleppte Krankheiten. Ein Grundkonflikt in Guatemala ist die ungerechte Landverteilung. Die Kirche und die Eroberer teilten das Land unter sich auf und setzten die überlebenden Maya als Sklav:innen ein. Nachdem Guatemala am 15. September 1821 unabhängig wurde, verteilte die Kirche die Ländereien unter den Eliten. Durch korrupte politische Machthaber:innen breitete sich der Einfluss der USA immer stärker aus. Die United Fruit Company - heute Chiquita - konnte davon am stärksten profitieren. Zwischen 1931 und 1944 trat ein altes Gesetz der indigenen Zwangsarbeit wieder in Kraft. Nach der "Oktoberrevolution" 1944 sah es nach einer Verbesserung der demokratischen Rechte aus. Durch eine Agrarreform wurde die United Fruit Company enteignet und ungenützte Böden an landlose Bauernfamilien verteilt. Doch die USA intervenierten und inszenierten einen Staatsstreich, der in einem vier Jahrzehnte andauernden Bürgerkrieg mündete. Die Mayas waren die Hauptleidtragenden des Krieges, der 36 Jahre in dem zentralamerikanischen Land tobte und eine zerrissene und traumatisierte Gesellschaft hinterließ. Ein Krieg, den Staat und Militär nicht nur gegen Guerillaeinheiten führten, sondern mit unvorstellbarer Grausamkeit auf die vorwiegend indigene Zivilbevölkerung ausdehnte. Ein Massenmord mit 200.000 Toten, an die 45.000 Verschwundenen, mehr als 400 zerstörten Dörfern und 1 Million intern Vertriebenen ist die traurige Bilanz dieses Krieges. Die Ursachen des Krieges sind auch Jahre nach dem Friedensabkommen von 1996 zwischen Regierung und Guerilla nicht beseitigt. Kaum anderswo in Lateinamerika findet man eine ähnlich ungerechte Landverteilung und hohe Konzentration des Reichtums in den Händen weniger. Rund zwei Drittel der Ländereien sind in Besitz von 3% der Bevölkerung.
Für die Wirtschaft Guatemalas ist Kaffee seit Ende des 19. Jahrhunderts von zentraler Bedeutung. Ausländische (u.a. deutsche) Einwanderer:innen und einheimische Machteliten zeigten sich erfolgreich. Mit den besten Böden und mit Hilfe billigster Arbeitskräfte erzielten sie satte Gewinne. Der dramatische Fall der Kaffeepreise Anfang 2000 hat die Wirtschaft des Landes hart getroffen. Existenz bedrohend war er für die Lohnabhängigen, die Ihre Arbeit verloren. Viele Kleinbauernfamilien gaben ihr Land mangels Perspektive auf.
EZA-Partner seit 1988
"Wir blicken mit großer Genugtuung auf die letzten 35 Jahre zurück. Mit der Vermarktung unseres Kaffees konnten wir unsere eigenen Büro- und Lagerräume, Nassverarbeitungsanlage und Trockenplätze bauen. (...) Jedes unserer Mitglieder konnte persönlich profitieren. Im Vergleich zu anderen Kleinproduzent:innen in der Region verfügen unsere Mitglieder über bessere Häuser und ihre Kinder über eine bessere Ausbildung. Einige Familien konnten zusätzliches Land für den Kaffeeanbau erwerben und ihre Kaffeeparzellen erneuern."
Quelle: EIF CIASFA, Feb. 2023
CIASFA (vormals CECAPRO)
In den Anfängen von CIASFA - damals CECAPRO - wurde der Kaffeeanbau noch vernachlässigt. Vorrangig wurde auf Ernährungssicherheit gesetzt. Es wurde Gemüse angebaut, und Hühner, Schweine sowie Vieh angeschafft. Unterstützt wurde die Organisation von CEMAT, einem sozial-ökologischen Verein der nachhaltige Entwicklung fördert. Anfangs schlossen sich 42 Mitglieder aus den Gemeinden rund um La Unión im Bezirk Zacapa im Osten Guatemalas an. Nach einigen Jahren legten die Mitglieder erste Kaffeegärten an. Heute zählt die Kooperative rund 160 Mitglieder (darunter 70 Frauen). Ihnen gehört, was sich die Beteiligten in all den Jahren seit der Gründung im Jahre 1980 schaffen konnten und seither gemeinschaftlich nützen: Transportmittel, Maschinen zum Schälen des Kaffees, Waschstraßen, Trockenplätze, eine Trockenanlage, ein Versammlungsraum, kleines Büro, Lager und eine Häckselmaschine zur Herstellung von Biodünger. Die Zentrale befindet sich am Hang eines der vielen Täler, in die sich die indigene Bevölkerung Guatemalas zurückgezogen hat. Die langjährige Zusammenarbeit mit der EZA Fairer Handel hat die Organisation darin unterstützt, zu einer starken Gemeinschaft zu werden, die schon einige Bewährungsproben überstanden hat. 1988 kauft die EZA den ersten Container Exportkaffee. Es folgte die Unterstützung bei der Bio-Zertifizierung. Heute kommt mehr als die Hälfte der Produktion aus kontrolliert biologischem Anbau, die an die EZA verkauft wird. Das Fruchtfleisch der Kaffeekirschen wird gesammelt, kompostiert und den Pflanzen als wertvoller Dünger wieder zugeführt. Auch mit dem Schwemmwasser geht man sorgsam um. In verschiedenen Becken wird es geklärt und gereinigt, bevor es in die Bäche eingeleitet wird. Neben dem besseren Preis für ihren Kaffee erhalten die Mitglieder durch ihre Kooperative:
- kostenlose landwirtschaftliche Beratung und Schulungen,
- Unterstützung beim Transport des Kaffees und der Erneuerung der Kaffeepflanzen,
- Vorauszahlungen auf die Ernte von bis zu 75%,
- günstige Bio-Inputs für den Anbau,
- Zugang zu Stipendien in Form von Bildungskrediten;
Die ProduzentInnen
Die ca. 160 Mitglieder von CIASFA sind alle Nachfahren der Chortí. Die Familien leben in kleinen Siedlungen und Dörfern in der Umgebung von La Unión, dem Sitz der Kooperative, so auch Saúl Ramírez, Gründungsmitglied von CIASFA. Bevor er Mitglied der Kooperative wurde, war er Landarbeiter auf einer Kaffeefinca. Er wollte sich selbständig machen und hat sich in La Unión niedergelassen, ein Stück Land gekauft und begonnen Kaffee anzubauen. Er sagt, dass man, wenn man Teil einer Organisation sei, viel mehr Möglichkeiten hätte. Auf sich allein gestellt, sei es viel härter. Heute hat Saúl nur mehr ein kleines Kaffeefeld für sich. Den Rest des Landes hat er seinen Kindern übergeben. Saúl hat sieben Kinder. Sein Sohn Luis war für eine Periode der Vorsitzende von CIASFA. Luis ist gelernter Mechaniker, mit Kaffee verbessert er das Einkommen seiner Familie. Mit Hilfe der Stipendien konnten viele Kinder der Mitglieder eine Ausbildung z. B. als Lehrerin, Krankenschwester oder auch Buchhalter:in abschließen. So z. B. der Enkel eines anderen Gründungsmitglieds, Carlos E. Ramírez, 32 Jahre. Er ist als Kaffeebauer Mitglied der Genossenschaft und Angestellter in der Buchhaltung von CIASFA. Carlos will in Zukunft mehr Kaffee anbauen und seine Kolleg:innen, die derzeit noch konventionell produzieren, davon überzeugen, auf Bio und Fairtrade umzustellen. Seine Frau Flor de Maria ist Lehrerin. Für ihn sind neben der Fairtrade-Prämie und dem höheren Preis die Inklusion von Frauen und der Umweltschutz von Bedeutung.
Der Bio-Kaffee von CIASFA ist als Kaffee Pueblo und als Teil der Mundo-Kaffeemischung, sowie Espresso Italiano erhältlich.
Weitere Informationen:
www.cemat.org
Quellen: CIASFA, div. EZA-Reiseberichte, EIF 02/2023; (EZA,akt. März 2023)
Vorteile aus dem Fairen Handel
Die EZA Fairer Handel war der erste Fair-Handels-Partner von CIASFA und hat die Kooperative in all den Jahren über den verlässlichen Bezug des Kaffees hinaus in vielen Bereichen unterstützt:
- 1988: Bezug des ersten Exportcontainers und Beginn der Zusammenarbeit
- 1999: Unterstützung zur Erlangung der Bio-Zertifizierung
- Zugang zum Fair-Handelsmarkt: 2006 erfolgte die Fairtrade-Zertifizierung.
- Übernahme von 50% der Kosten für die Anschaffung einer Trockenanlage
- 2008: Finanzierung beim Wiederaufbau der Nassverarbeitungsanlage nach dem Hurrikan Doly mit Spendengeldern der österreichischen Weltläden
- Bereitstellung eines Kredits zur Kaffeeerneuerung: Bis heute konnten so 60% aller Kaffeeparzellen erneuert und damit ihr Ertrag gesteigert werden.
- Laufender Kredit für den Bau einer Anlage zur Aufbereitung des Abwassers, das bei der Nassaufbereitung des Kaffees entsteht.
- Bis heute ist die EZA der wichtigste Fairtrade-Partner. Damit erhalten die Produzent:innen einen garantierten Mindestpreis von US$ 140,- pro Sack* plus einer Fairtrade-Prämie von US$ 20,- pro Sack* und einer Bio-Prämie von US$ 30,- pro Sack*. Sollte der Weltmarktpreis über den garantierten Mindestpreis steigen, werden sämtliche Prämien auf den höheren Weltmarktpreis aufgeschlagen.
- Über die durch das Fairtrade-System vorgeschriebenen Zahlungen hinaus leistet die EZA zusätzliche Prämien an die Kooperativen. Sie variieren je nach Ursprung und Qualität des Kaffees.
* 1 Sack = 100 Pfund = 45,36 kg