Partnerbeschreibung

Cimex & ATAC
Rum aus Kuba
Zucker ist aus der kubanischen Wirtschaft bis heute nicht wegzudenken. Bis 1993 war Kuba weltgrößter Zuckerexporteur. Das Produkt machte 75% der gesamten Ausfuhren aus. Ein Fünftel der kubanischen Bevölkerung war in der Zuckerproduktion tätig. Vor 1959 waren die USA Hauptabnehmer für den Zucker aus Kuba. Nach der kubanischen Revolution 1959 verhängten die USA den bis heute gültigen Boykott aller kubanischen Produkte. Die UDSSR unterstützten das Land daraufhin, indem sie den Zucker aus Kuba importierten. Mit dem Zusammenbruch des Ostblocks und des Zerfalls der UDSSR verlor Kuba seine wichtigsten Handelspartner. Zudem hatte man die Diversifizierung der kubanischen Wirtschaft verabsäumt und war von einem einzigen Exportprodukt abhängig, dessen Preis auf dem Weltmarkt immer mehr verfiel. Die Auswirkungen auf die kubanische Wirtschaft waren katastrophal. Seither unternimmt die kubanische Regierung wesentliche Schritte, um die heimische Wirtschaft aus der Krise zu führen, wobei darauf geachtet wird, die Errungenschaften der Revolution nicht zu gefährden. Auch im landwirtschaftlichen Bereich wurden wichtige Maßnahmen gesetzt. Seit der Landreform befinden sich 80% des landwirtschaftlich nutzbaren Bodens im Besitz des Staates. 20% des Landes wurde den Bauern und Bäuerinnen übertragen, die dieses Land bisher bearbeitet hatten. 1994 wurde den Arbeiter:innen landwirtschaftlicher Staatsbetriebe das Recht des Fruchtgenusses eingeräumt, d.h. sie sind zwar nicht Besitzer:innen des Landes jedoch der Ernte. Dies führte zu einer Ankurbelung der landwirtschaftlichen Produktion und zur Gründung zahlreicher Kooperativen, den sogenannten UBPCs (Unidades Básicas de Producción Cooperativa). Diese landwirtschaftlichen Genossenschaften bewirtschaften das Land, das ihnen von der Regierung zugeteilt wurde und erhalten dafür einen von der Regierung festgelegten Tageslohn. Etwaige Gewinne werden in Form einer Dividende an die Mitglieder ausgezahlt. Vier dieser Zucker produzierenden UBPCs verfügen über eine Fairtrade-Zertifizierung. Ihr Zucker wird vor allem exportiert. Aufgrund der staatlichen Strukturen in Kuba und der Weiterverarbeitung des Zuckerrohrs zu Rum kann nicht sicher gestellt werden, dass der Zucker dieser vier UBPCs zu Rum Varadero verarbeitet wird. Sicher hingegen ist, dass sie mit den Prämien aus dem Rumverkauf des Fairen Handels unterstützt werden (siehe Rückseite).
EZA-Partner seit 1999
„In Kuba sind die politischen und zivilen Rechte der Bürger*innen eingeschränkt. Aber das wohl größte Verdienst dieses Systems ist die Entwicklung eines Wohlfahrtsstaates, wie es in Lateinamerika keinen zweiten gibt. Unsere Unterstützung für Kuba ist auch als Protest gegen den jahrzehntelangen Boykott des Landes durch die USA zu sehen. Durch diesen Boykott wird dem Land gleichsam die faire Chance vorenthalten die eigene Entwicklung voranzutreiben.“
Quelle: Projektbericht Kuba von OWW
Cimex & ATAC
Der Rum Varadero wird in Santiago de Cuba in der Rumfabrik „Nave Don Pancho" erzeugt. Eigentümer der Fabrik ist der Rumerzeuger „Cuba Ron“. Vermarktet und exportiert wird der Rum Varadero von der mittlerweile verstaatlichten Firma CIMEX S. A., Eigentümer der Rummarken „Caney“ und „Varadero“. Die Qualitätskontrolle unterliegt dem unabhängigen Kontrollorgan CENICA (Centro de Investigación para la Calidad). Nach der Kontrolle durch CENICA erhält der Rum das Qualitätssiegel („sello de garantía“), das den für den Export bestimmten Rum auszeichnet. Ausgangsstoff für den Rum ist Zucker. Dieser wird in Cuba bis heute großflächig angebaut und ist in großer Menge vorhanden.
Die EZA Fairer Handel bezieht den Varadero Rum seit 1999 über die belgische Fair-Handels-Organisation Oxfam Fairtrade (OFT). In den Anfängen handelte es sich hier um ein Solidaritätsprodukt, als Zeichen der Solidarität mit Kuba und Protest gegen das von den USA verhängte internationale Handelsembargo. Um aus dem anfänglichen Solidaritätsprodukt ein Produkt des Fairen Handels zu entwickeln, schmiedete OFT Allianzen mit Akteur:innen vor Ort. Dazu zählt u. a. ATAC (Asociación Nacional de Técnicos Azucareros), eine NGO der Mitarbeiter:innen und Angestellten der Zuckerindustrie mit Sitz in Havanna. ATAC hat Vertretungen in 13 Provinzen des Landes und zählt über 10.000 Mitglieder aus allen Bereichen des Zuckersektors. Aufgaben der NGO sind die technische Beratung der Zuckerproduzent:innen, die Förderung lokaler, nachhaltiger Entwicklungsmaßnahmen und die Öffentlichkeitsarbeit. Seit 2013 verwaltet ATAC das Fairtrade-Prämienkonto für den exportierten, Fairtrade-zertifizierten Zucker aus Kuba. Dieser wird von vier UBPCs (Genossenschaften) in der Provinz Villa Clara (nahe der Stadt Santo Domingo) unter den Bedingungen des Fairen Handels angebaut. Auch wenn ihr Zucker nicht für die Herstellung des Varadero Rums verwendet wird, so ist vertraglich festgehalten, dass die von OFT und EZA bezahlte Fair-Handels-Prämie (ca. € 5.000,- / Jahr) den Mitgliedern dieser Genossenschaften zugutekommt (siehe Kasten rechts).
Die ProduzentInnen
In Cuba bearbeiten die Zuckerproduzent:innen das Land gemeinschaftlich. Das Land selbst befindet sich im Staatsbesitz. Tritt ein Mitglied aus der Kooperative aus, wird ihm sein zustehender Anteil ausbezahlt. Die Mitglieder der Kooperativen erhalten einen Tageslohn, der dem kubanischen Mindestlohn entspricht. Erwirtschaftet die Kooperative am Jahresende einen Gewinn, wird dieser an die Mitglieder in Form einer Dividende ausbezahlt. Zusätzlich ist die Verpflegung für die Arbeiter:innen kostenlos. Die Familien der Mitglieder werden mit Nahrungsmitteln und Gütern des täglichen Bedarfs unterstützt. Darüber hinaus übernehmen die Kooperativen wichtige soziale, kulturelle und wirtschaftliche Funktionen (z. B. die Versorgung öffentlicher Einrichtungen mit günstigen Nahrungsmitteln). Das Land wird zu ca. 80 – 90% mit Zuckerrohr bepflanzt. Der Rest dient dem Anbau von Grundnahrungsmitteln, Gemüse und Obst bzw. der Viehzucht für den Eigenbedarf. Überschüsse werden am lokalen Markt verkauft. Die Produktion des Zuckerrohrs erfolgt OHNE Einsatz von chemischen Dünge- und Spritzmitteln.
Die Angestellten von CIMEX verfügen über fixe Arbeitsverträge, erhalten alle ihnen zustehenden Sozialleistungen und gesetzlich abgesicherten Arbeitsrechte. Die Erlöse aus dem Export fließen dem öffentlichen Haushalt zu. Mit diesen Geldern werden u. a. die Sozialversicherung, die medizinische Versorgung und das Bildungssystem finanziert, Sozialleistungen zu denen alle Kubaner:innen kostenlos Zugang haben.
Der Rum von CIMEX ist über EZA und WELTLÄDEN als Varadero Rum erhältlich.
Weitere Informationen:
www.cubaron.com
Quellen: Cuba Rum Dossier OFT, 06/15, div. Updates von W. Mellis / OFT, 01-03/22; EIF ATAC 08/22; (EZA, akt. 08/2022)
Vorteile aus dem Fairen Handel
Im Jahr 2013 hat der Faire Handel in Kuba Fuß gefasst. Seither gibt es vier bio & Fairtrade zertifizierte, landwirtschaftliche Genossenschaften, die Zucker für den Export anbauen. In den letzten Jahren ist es Oxfam Fair Trade (OFT) gelungen, eine Allianz mit mehreren Akteur:innen des kubanischen Zuckersektors zu schmieden. Seither kommen die Mitglieder dieser vier Zucker produzierenden Genossenschaften (ca. 500 Mitglieder, davon rund 100 Frauen) in den Genuss von Prämiengeldern aus dem Verkauf des Varadero Rums über den Fairen Handel. Über die Verwendung der Prämiengelder entscheiden die Mitglieder der Genossenschaften. Festgehalten ist, dass die Prämiengelder für soziale, produktive und ökologische Projekte und Maßnahmen verwendet werden. Pläne für die zukünftige Prämienverwendung (2022-26) sind: Projekte zur Herstellung von Wurmkompost, Ankauf von Ventilatoren, Reiskochern, persönlichen Hygieneartikeln, Schutzbekleidung und Ersatzteilen für Fahrräder.
Neben den Prämiengeldern profitieren die Zuckerproduzent:innen und Angestellten der Zuckerindustrie von den staatlichen Sozialleistungen, die vor allem aus den Exporterlösen von Rum und anderen Devisenbringern finanziert werden. Außerdem erhöht die Rumerzeugung die Nachfrage nach Zuckerrohr und die Wertschöpfung im Land.
Bezahlt werden die Kooperativen auf Basis eines staatlich festgesetzten Zuckerrohrpreises, der auf Empfehlung einer Kommission aus Produzent:innen, Gewerkschafter:innen und Wirtschaftsleuten beruht. Dabei wird darauf geachtet, dass die Produktionskosten abgedeckt werden.