Partnerbeschreibung
CORR - The Jute Works
Jute-, Terrakotta- und Korbprodukte aus Bangladesch
Bangladesch übernahm nach dem Unabhängigkeitskrieg bei seiner Entstehung als souveräner Staat im Dezember 1971 eine stark rückständige Landwirtschaft und schwach entwickelte Industrie. Bis heute ist Jute nach Reis die wichtigste landwirtschaftliche Ressource des Landes und wichtiges Exportprodukt. Bangladesch stellt ca. 30% der weltweiten Juteproduktion. In der Verangenheit exportierte das Land 40% der Jute als Rohfaser. Heute wird Jute nur mehr in verarbeiteter Form exportiert, um dadurch die Wertschöpfung auf Basis dieses wichtigen Rohstoffs zu erhöhen. Etwa die Hälfte der arbeitenden Bevölkerung findet nach wie vor in der Landwirtschaft eine Beschäftigung. Insofern lag es nahe, bei dem von CORR (= Christian Organization for Relief and Rehabilitation, heute Caritas Bangladesch) gegründeten Beschäftigungsprojekt für Frauen an diese Tradition der Juteverarbeitung anzuknüpfen.
Jute Works bietet vor allem alleinstehenden und verwitweten Frauen nicht nur eine Einkommensmöglichkeit, sondern darüber hinaus die Chance sich weiterzubilden, zu organisieren und zu emanzipieren. Denn Frauen sind in Bangladesch bis heute sehr in ihrer traditionellen Rolle verhaftet. Frauen verbringen den größten Teil ihres Alltags in ihren Häusern. Die Frau ist in dieser Situation wirtschaftlich vom Mann abhängig und von vielen Bereichen des öffentlichen Lebens ausgeschlossen. Die Folge ist oft ein Gefühl der Minderwertigkeit. Die Gelegenheit, durch die Einbindung in die EZA-Partnerorganisation CORR - The Jute Works ein eigenes Einkommen zu verdienen, führt zu einer neuen Wertschätzung und Selbstwertgefühl von Frauen, die noch vor einer Generation vollkommen undenkbar gewesen wäre. Unabhängig, wo die Frauen produzieren, ob zu Hause oder in gemeinschaftlichen Werkstätten, als Mitglieder einer der Kooperativen haben sie die Gelegenheit, aus ihrem traditionellen Rollenbild und Umfeld auszubrechen, sich mit anderen Frauen auszutauschen, sich zu solidarisieren und ihre Lebenssituation zu verändern.
EZA-Partner seit 1977
Partnercode 30
"Die Herstellung von Handwerk ist die einzige Möglichkeit der Frauen, die Abhängigkeit und Schinderei ihres von Landwirtschaft und Haushalt geprägten Lebensstils zu durchbrechen. Dieser kreative Akt gehört einzig und allein ihnen und ist individueller Ausdruck ihrer Weiblichkeit, Kultur und ihres Daseins."
"Soziale und handelspolitische Gerechtigkeit ist die Grundlage von CORR - The Jute Works. Maximierung des Nutzens für die ProduzentInnen ist unser Ziel."
Quelle: Najma Habib & CORR-Profile 2021 – CORR - The Jute Works
CORR - The Jute Works
Jute Works ist eine nicht Gewinn orientierte Vermarktungsorganisation zur Förderung von vor allem Jute verarbeitenden Frauenkooperativen, gegründet 1973. Ausschlaggebend für die Gründung war vor allem die triste soziale und wirtschaftliche Situation der vielen Kriegswitwen nach Ende des Unabhängigkeitskrieges 1971. 1981 wurde Jute Works in einen Trust umgewandelt. Ziel dieser neuen Organisationsform war die direkte Teilnahme und Mitgestaltung der ProduzentInnen zu verbessern. Seither stellen ProduzentenvertreterInnen fünf der neun Mitglieder im Vorstand, sieben Vorstandsmitglieder sind Frauen. Mittlerweile ist Jute Works zu einem großen Dachverband von 212 Kooperativen in 33 Bezirken herangewachsen. Die Hauptaufgaben der Organisation sind die Vermarktung von Jute-, Korb-, Terrakotta- und Papierprodukten, die Schaffung von Arbeitsmöglichkeiten für v. a. Frauen und die Bewußtseinsbildung unter den Frauen. Jute Works bietet seinen Mitgliedern Bildungsprogramme, Alphabetisierungskurse, Schulungen (z. B. neue Fertigungstechniken, Produktentwicklung) und stellt den Mitgliedskooperativen Kredite zur Verfügung. Um der schwankenden Nachfrage nach Juteartikeln vorzubeugen, wird versucht, den Frauen alternative Einkommensmöglichkeiten zu eröffnen (z. B. Kleintierzucht, die Herstellung von Keramik und Papierprodukten oder den Anbau von Gemüse und Obst).
Die Klimakrise trifft Bangladesch, Jute Works und seine ProduzentInnen stark. Immer wieder kommt es zu Überschwemmungen. Jute Works finanziert bereits seit Jahrzehnten Programme zum Umweltschutz u. a. Wiederaufforstungsprogramme. Die Anpassung an und ein aktiver Beitrag zur Bewältigung des Klimawandels sind wichtige Anliegen der Organisation. In Folge richtet Jute Works seine Produktion nicht nur an den Prinzipien des Fairen Handels aus, sondern fördert die Produktion nachhaltig produzierter Produkte durch die Verwendung natürlicher, lokal verfügbarer Rohstoffe (v. a. Jute, Ton, Hoglafaser), umweltfreundliche Herstellungsprozesse und einen starken Fokus auf Handarbeit. Darüber hinaus verteilt Jute Works im Rahmen seiner "Green Earth Campaign" Baumsetzlinge an seine Mitglieder, als Beitrag zum Klimaschutz und - im Fall der Obstbäume - zur Verbesserung der Ernährungssituation.
Die ProduzentInnen
Jute Works ist auf ein großes Netzwerk mit über 6.000 Mitgliedern angewachsen. Die insgesamt 212 Kooperativen verteilen sich auf 33 Provinzen des Landes. 92% der Mitglieder sind Frauen. In einzelnen Bereichen (z. B. der Töpferei) arbeiten auch Männer mit. Der Fokus liegt allerdings auf Frauen am Land. Für die Frauen bedeutet das selbstverdiente Geld einen Schritt in Richtung Unabhängigkeit und trägt zur Aufwertung ihrer Stellung in der bengalischen Gesellschaft bei. Die Mitglieder Jute Works sind allesamt benachteiligte ProduzentInnen: 30% Landlose, 26% Angehörige von Minderheiten, 10% aus Regionen mit hoher Migration, 8% Indigene, 6% körperlich Beeinträchtigte und 4% Flüchtlinge. Die meisten Produzentinnen leben in weit abgelegenen Dörfern und produzieren in Heimarbeit oder in gemeinsamen Werkstätten. Bezahlt werden die Frauen auf Stücklohnbasis. Die Frauen erzielen so einen Tageslohn der deutlich über dem üblichen – allerdings extrem niedrigen – offiziellen Mindestlonn liegt.
Die Jute-, Korb- und Terrakottaprodukte von CORR - The Jute Works sind über EZA und WELTLÄDEN erhältlich.
Weitere Informationen:
www.cjwbd.com
Quellen: www.fao.org, EZA Archivmaterial, Annual Report 2019-20, CORR-Profile 2021; (EZA,akt. Sept. 2021)
Vorteile aus dem Fairen Handel
71% der Produktion von Jute Works wird an Organisationen des Fairen Handels verkauft. Die EZA Fairer Handel ist eine der langjährigsten Handelspartnerinnen (seit 1977). Mit den Gewinnen aus dem Fairen Handel kommen die ProduzentInnen in den Genuss folgender Vorteile:
- technische und allgemeine Schulungen (von der Produktentwicklung bis zum Klimabewusstsein)
- eigenständige Verwaltung der Finanzen und eines Produktionsfonds (für den Ankauf der Rohmaterialien und die Organisation von Schulungen und anderen Aktivitäten)
- Zugang zu zinsfreien Krediten (v. a. zur Förderung produktiver Projekte: Hühner- oder Fischzucht, Anbau von Obst und Gemüse, kleine Verkaufsläden)
- Zugang zu einem Pensionsfonds für die Zeit nach dem Ausscheiden aus Jute Works
- Spar- und Kreditprogramme der Kooperativen
- Gewinnbeteiligung über den Gesundheits-, Bildungs-, Nothilfe- und "Welfare Fonds"
- Zugang zu medizinischer Grundversorgung
- Vergabe von Stipendien an besonders benachteiligte Kinder der Mitglieder
- Ausgabe von Setzlingen (im Rahmen der Green Earth Kampagne)