Partnerbeschreibung
COSATIN
Bio-Kaffee aus Nicaragua
Die Geschichte Nicaraguas ist geprägt von Auseinandersetzungen zwischen Konservativen und Liberalen, sowie der Einmischung der USA. Von 1912-1933 besetzten US-Truppen Nicaragua und begründeten die Nationalgarde unter Anastasio Somoza. General Augusto Sandino leistete mit seiner Guerillaarmee Widerstand, bis er 1934 in einen Hinterhalt geriet und ermordet wurde. Zwei Jahre später riss Somoza die Macht an sich. Die sandinistische Revolution, die 1979 der Diktatur Somozas ein Ende setzte, schuf Grundlagen für eine eigenständige Entwicklung des Landes und seiner Bevölkerung. Wesentliche Elemente der Revolution waren die Bodenverteilung, die Verstaatlichung von Plantagen, der Aufbau und die Vernetzung von Agrargenossenschaften, sowie die Unterstützung der Produktion und Vermarktung. Die US-Regierung unter Reagan verhängte Mitte der 1980er ein Handelsembargo und finanzierte bewaffnete Widerstandsgruppen, die sogenannten Contras. Im folgenden Contra-Krieg versuchten die USA die linksgerichteten Sandinisten zu stürzen. 1986 wurden die USA am internationalen Gerichtshof in Den Haag für ihre "ungesetzliche Anwendung von Gewalt" gegen Nicaragua zu Zahlung von Reparationen verurteilt. Das Urteil wurde von den USA jedoch nicht anerkannt. In diesem Krieg verloren ca. 60.000 Menschen das Leben, hauptsächlich ZivilistInnen.
Jahrelang war Boaco - die hügelig, bewaldete Region nordöstlich von Managua - Schauplatz der Kämpfe zwischen den Truppen der sandinistischen Regierung und den von den USA unterstützten Contras. Viele Menschen verließen damals in den 1980er Jahren ihre Heimat. Nach dem Krieg entschlossen sich viele Familien zur Rückkehr in ihre Dörfer und versuchten dort vor allem mit Viehzucht und landwirtschaftlichen Aktivitäten ihr Auslangen zu finden. In Folge kam es in kurzer Zeit zur Entwaldung ganzer Landstriche, Überweidung und Wasserknappheit.
1995 beschlossen 24 KleinbäuerInnen aus der Umgebung der Stadt Boaco mit Unterstützung von UNICAFÉ ein Programm zur Wiederaufforstung und Reaktivierung ihrer Kaffeegärten durchzuführen. Dabei entstand die Idee, die Vermarktung des Kaffees gemeinsam durchzuführen und selbst in die Hand zu nehmen. Erste Kontakte mit dem Fairen Handel wurden geknüpft, die bis heute fortbestehen. Mit der Gründung von COSATIN schufen die 24 Gründungsmitglieder sich und hunderten weiteren Kleinbauernfamilien auf nachhaltige Weise neue wirtschaftliche Perspektiven in dieser benachteiligten Region.
EZA-Partner seit 2005
„Ich bin Gründungsmitglied von COSATIN und seit der Ausbildung, die mir die Kooperative ermöglicht hat, selbst Bio-Beraterin in meiner Gemeinde. Seit wir unsere Produkte direkt vermarkten können, merke ich, dass mir die Arbeit etwas bringt. Wenn man an die Händler verkauft, hat man das Gefühl, das ganze Jahr für rein gar nichts zu arbeiten. Einen Teil meiner Gewinne habe ich in einen kleinen Laden investiert. Mit dem Gewinn aus dem Laden kaufe ich Lebensmittel. Mit dem Geld, das der Kaffee bringt, bezahle ich alles andere: Kleider, Schuhe und das Schulgeld für meine Kinder.“
Quelle: Teresa del Carmen Moraga Hernández - Mitglied bei COSATIN
COSATIN
COSATIN (Cooperativa de Servicios Agropecuarios Tierra Nueva) gehört seit seiner Gründung 1997 zu jenen nicaraguanischen Kooperativen, die versuchen, für ihre Mitglieder neue Alternativen zu erschließen. Der Name Tierrra Nueva verweist dabei auf die Bearbeitung des Landes mit neuen Methoden (des Bio-Landbaus) und der Erschließung neuer Vermarktungsmöglichkeiten unter den Bedingungen des Fairen Handels. Oberstes Entscheidungsgremium ist die jährliche Generalversammlung aller Mitglieder. Diese wählt die unterschiedlichen Gremien. COSATIN ist ein Dachverband und setzt sich aus 6 Kooperativen - 5 davon im Kaffeeanbau und eine in der Honigproduktion - zusammen. Die wichtigsten Aufgaben COSATINs sind die:
- Unterstützung der Mitglieder hinsichtlich der Produktivität, organisch-biologischer Anbaumethoden und Qualitätssicherung
- Schaffung der notwendigen Infrastruktur zur Verarbeitung von Kaffee & Honig
- Fortbildung der ProduzentInnen
- selbständige Vermarktung unter den Bedingungen des Fairen Handels
- Umsetzung von Anpassungsmaßnahmen an den Klimawandel (u. a. Aufforstung mit Schattenbäumen, aktiver Boden- und Pflanzenschutz zur Vorbeugung von Erosion bei Starkregen und Schädlingsbefall, Anbau resistenter Kaffeesorten)
- Förderung von Frauen und der Jugend insbes. der Schaffung von Einkommensmöglichkeiten und formalen Arbeitsplätzen: So fällt auf, dass bei COSATIN viele, junge Frauen Leitungspositionen innehaben. Zudem hat COSATIN eine eigene Kooperative für Frauen zur Vermarktung ihrer Produkte gegründet.
Besonders engagiert ist COSATIN bei der Beratung und Ausbildung der Mitglieder in Hinblick auf den Bio-Landbau. Gemeinsam mit der Zertifizierungsorganisation BIOLATINA wurden BeraterInnen ausgebildet. So verfügt COSATIN über eigene „Precertificadores“ (= Bio-BeraterInnen), die die Mitglieder beraten und die Einhaltung der Bio-Richtlinien kontrollieren. Auflage für die Ausbildung der Mitglieder ist, dass diese ihr Wissen an ihre jeweilige Dorfgemeinschaft weitergeben.
Die ProduzentInnen
COSATIN zählt aktuell rund 260 Mitglieder (davon 48 Frauen) in mehreren Dorfgemeinschaften des Departements Boaco im zentralen Bergland nord-östlich der Hauptstadt Managua. Bei den ProduzentInnen handelt es sich um Klein- und Kleinstbauernfamilien, die weit verstreut im unwegsamen Hügelgebiet um Boaco auf 600 - 900 m Seehöhe leben. Zur Selbstversorgung pflanzen sie hauptsächlich Mais, Bohnen und div. Gemüse, für den lokalen Markt Bananen, Zitrusfrüchte, Ingwer und Kakao. Für die meisten ist der Kaffeeanbau die Haupterwerbsquelle, einige Mitglieder produzieren Honig. Die Bienenzucht stellt vor allem für jene ProduzentInnen eine wichtige Alternative dar, die in trockeneren Gebieten leben, wo sich kein Kaffee (mehr) anbauen lässt. Eine neuere Entwicklung ist der Anbau von Kurkuma.
Der Bio-Kaffee von COSATIN wird zu Kaffee Nica, Mundo und (neu) zum Segelkaffee veredelt. Alle Produkte sind über EZA, WELTLÄDEN und ausgewählte Lebensmittel- und Naturkostläden erhältlich.
Weitere Informationen:
Quellen: EFTA Information Form Nov. 2017, www.dwp-rv.de/cosatin, GEPA - The Fair Trade Company, COSATIN; (EZA, akt. Sept. 2020)
Vorteile aus dem Fairen Handel
- Die EZA Fairer Handel garantiert ihren Kaffeeproduzent:innen den von Fairtrade festgesetzten Mindestpreis von US$ 180,- pro Sack* gewaschener Arabica-Kaffeebohnen.
- Zusätzlich zum garantierten Mindestpreis schreibt Fairtrade die Zahlung einer Fairtrade-Prämie in der Höhe von US$ 20,- pro Sack* und einer Bio-Prämie von US$ 40,- pro Sack* vor.
- Sollte der Weltmarktpreis über den garantierten Mindestpreis steigen, wird automatisch der Weltmarktpreis als Basis herangezogen. In diesem Fall werden auf diesen sämtliche Prämien aufgeschlagen.
- Die von der EZA bezahlte Fairtrade-Prämie in der Höhe von US$ 20,- pro Sack* geht an die Organisation. Über deren Verwendung entscheiden die Mitglieder gemeinschaftlich.
- Die Bio-Prämie in der Höhe von US$ 40,- pro Sack* wird in Form eines höheren Kaffeepreises an die Produzent:innen ausgezahlt.
- Über die durch das Fairtrade-System vorgeschriebenen Zahlungen hinaus leistet die EZA zusätzliche Prämien an die Kooperativen. Sie variieren je nach Ursprung und Qualität des Kaffees und können auch darüber hinausgehende Förderungen an die Genossenschaften umfassen.
- Weitere Details siehe hier.
* 1 Sack = 100 Pfund = 45,36 kg