Partnerbeschreibung
CPSM
Bio-Guaraná aus Brasilien
Brasilien ist der fünftgrößte Staat der Erde und der Größte Lateinamerikas. Mit mehr als 170 Sprachen und über 200 verschiedenen indigenen Gruppen weist das Land eine große kulturelle Vielfalt auf. Konflikte um Ressourcen bedrohen die Lebensräume indigener Territorien. Eine dieser Gruppen sind die Sateré-Mawé. Sie leben im Gebiet des mittleren Amazonaslaufs, an der Grenze zu den Bundesstaaten Amazonas und Pará. Die Grenzziehung des Terretoriums erfolgte 1982. Sie wurde 1986 ratifiziert und umfasst ein Gebiet von 788.500 Hektar. Mehr als 13.000 Menschen (Stand: 2014) zählen heute zum Volk der Sateré-Mawé, die in rund 100 Dörfern verteilt zwischen den Flussläufen des Andirá und Marau beheimatet sind. Sateré bedeutet "Feuerraupe" und Mawé "Intelligenter und neugieriger Papagei". Sie bezeichnen sich als Kinder des Guaraná. Die wild wachsende Kletterpflanze und ihre haselnussgroßen, koffeinhaltigen, roten Früchte werden seit jeher von den Sateré-Mawé genutzt und verehrt. Guaraná spielt in der Naturmedizin sowie in Zeremonien der Sateré-Mawé eine wichtige Rolle. "Die Guaraná ist unsere Pflanze, sie entstammt unserer Kultur", erklärt Obadias, Vertreter des Stammesrates. Guaraná wird von ihnen in Kombination mit anderen Waldpflanzen auf Lichtungen angebaut. Sie waren es, die den Nutzen dieser Samen entdeckten: Sie wirken anregend und steigern die Leistungsfähigkeit. Aufgrund dieser Wirkung wurde Guaraná in Brasilien zum Massenprodukt. Auf riesigen Plantagen wird die Kletterpflanze in Monokultur und unter Einsatz chemischer Mittel angebaut. Aus den Guaraná-Früchten wird ein populäres Erfrischungsgetränk gewonnen. Von dem kommerziellen Erfolg des Guaraná in Brasilien profitierten die Sateré-Mawé nicht. Sie haben für ihr traditionell und umweltschonend angebautes Guaraná in Brasilien keinen Absatzmarkt. "Wir bauen Guaraná noch immer so an, wie schon seit Hunderten von Jahren, indem wir die Kletterpflanze an den Bäumen des Regenwaldes wachsen lassen, ohne diesen zu zerstören", so Obadias. Erst seitdem der Stammesrat eine Vermarktungsinitiative gegründet hat, wird das hochwertige Produkt zu einem angemessenen Preis vermarktet. Die Gewinnung von Guaraná nach dem Modell der Sateré-Mawé ist ein gelungenes Beispiel für eine nachhaltige, ökologische und soziale Nutzung des Regenwaldes zugunsten seiner BewohnerInnen.
EZA-Partner seit 2003
"Wahre politische Autonomie und kulturelle Freiheit der Amazonasindianer ist nur möglich, wenn eine tatsächliche wirtschaftliche Unabhängigkeit vorhanden ist, die auf der Basis von ökologischer Verträglichkeit, sozialer Gleichheit, kultureller Förderung und den Nutzungsrechten der indigenen Territorien beruht!"
Quelle: CGTSM, Brasilien
CPSM (Consortio Productores Sateré-Mawé)
Eines der großen Probleme der Sateré-Mawé ist die unzureichende Nahrungsmittelversorgung. Die Ursachen liegen in der Invasion der indigenen Gebiete im Zuge des Kautschukboomes im 19. Jahrhundert und der Ölfirma Elf Aquitaine in den 1970er Jahren. Beides hat das ökologische Gleichgewicht des Lebensraumes der indigenen Bevölkerung stark in Mitleidenschaft gezogen. CPSM – der Stammesrat der Sateré-Mawé – ist mit dem Ziel entstanden, seine Mitglieder politisch zu vertreten und eine selbstbestimmte, demokratische Struktur zu schaffen. Dieser Rat soll dazu beitragen, dass sich die Gesundheits- und Bildungssituation, sowie die Eigenversorgung verbessert und um für die Anerkennung der Rechte des Volks der Sateré-Mawé einzutreten. Seinen Sitz hat der Stammesrat im Dorf Nova Esperanza, in dem mehr als 200 Menschen leben, und das aus rund 40 Palmblatthütten, einer Schule, einer Kirche und dem Versammlungsplatz besteht. Die nächste Stadt ist sieben Bootsstunden entfernt. CPSM setzt sich gegen die Abholzung des Amazonasurwaldes ein, lehnt die Plantagenwirtschaft und den Einsatz von Chemie, gentechnische Veränderungen und die Patentierung lebender Organismen strikt ab. Die Sateré-Mawé sehen im Erhalt der Artenvielfalt eine der größten und wichtigsten Herausforderungen für die Zukunft. Dabei ist die nachhaltige Nutzung der Reichtümer des Regenwaldes von zentraler Bedeutung. CPSM hat die gesamte Struktur zur fairen Vermarktung des Guaraná in Kooperation mit der italienischen Fair-Handels-Organisation CTM Altromercato aufgebaut. CPSM kümmert sich um die Kontakte zu den Familien, die die Pflanze anbauen und deren Früchte ernten, die Qualitätskontrolle und den Transport des Guaraná nach Manaus, wo aus den Schalen der Guaraná-Frucht das Extrakt gewonnen wird. Von Manaus aus werden Extrakt und Pulver nach Europa exportiert. Obadias, Vertreter im Stammesrat, meint dazu: „Der Faire Handel gibt uns unsere Würde zurück. Wir sind nicht mehr abhängig von Geschenken der Regierung, sondern können uns mit unserem ureigenen Produkt selbst erhalten.“
Die ProduzentInnen
Rund 330 ProduzentInnen der Sateré-Mawé sind in die Gewinnung des Guaraná eingebunden. Jede Familie sammelt und röstet pro Jahr zwischen fünf und 50 Kilogramm der Samen. Die Ernte läuft von September bis Februar. Neben der Landwirtschaft für den Eigenbedarf verdienen sie damit das benötigte Geld für die Familien. Der Faire Handel zahlt ca. 6-mal mehr als der lokale Markt.
Die wild wachsende Kletterpflanze wurde von den Sateré-Mawé "domestiziert", d.h. sie wird auf Lichtungen in Kombination mit anderen Waldpflanzen angebaut. Guaraná blüht im Juli und August, danach reifen die Früchte bis Dezember heran. Sie enthalten braun glänzende Samen, die Rosskastanien ähneln. Die Pflanzen tragen vom vierten Jahr an Früchte. Diese werden von Hand gepflückt, die Samen herausgelöst und anschließend in traditionellen Tonöfen getrocknet. Danach werden sie geschält. Aus den Samen wird Pulver, aus den Schalen das Extrakt gewonnen. Für den lokalen Gebrauch werden Pulverstangen hergestellt, von denen je nach Bedarf abgerieben und ein traditionelles Guaraná-Getränk hergestellt wird.
Das Guaraná-Extrakt steckt in der Cola-Alternative GUARANITO und in der BIOSFAIR Aktivdusche. Diese Produkte sind über EZA und WELTLÄDEN erhältlich.
Weitere Informationen:
www.nusoken.com
DVD: Guaraná - eine Pflanze macht Karriere (im EZA-Verleih)
Quellen:
CPSM (ehem. CGTSM), CTM Altromercato, GEPA - The Fair Trade Company, Evaluierung CTM 10/2013; (EZA, akt. 10/2017)
Vorteile aus dem Fairen Handel
Die Familien erhalten seit der Vermarktung des Guaraná durch ihre eigene Interessensvertretung CGTSM erstmals eine ordentliche Bezahlung für das begehrte Produkt. Durch CGTSM bekommen sie derzeit das Sechsfache dessen, was ihnen ZwischenhändlerInnen bieten würden. Mit einem Teil der Erlöse aus der Vermarktung des Guaraná werden Stipendien für Jugendliche der Sateré-Mawé finanziert, um den Jugendlichen neue Perspektiven zu eröffnen. Neben der Vermarktung des Guaraná werden Projekte
- zur Förderung des organischen Landbaus,
- der Imkerei,
- des traditionellen Tonhandwerks und
- Produktentwicklungen (zB. einer Naturkosmetik) realisiert;
Ziel dieser Maßnahmen ist die Einkommen der Sateré-Mawé auf eine breitere Basis zu stellen. Beraten werden die ProduzentInnen dabei von AgraringenieurInnen, die sich aus den Erlösen des Fairen Handels finanzieren.