Partnerbeschreibung

Creative Handicrafts
Bio-Baumwolltextilien (Fair Fashion) aus Indien
In Indien leben ca. 1,4 Milliarden Menschen (Stand 2023), fast ein Viertel davon von weniger als $ 1,25 US-Dollar pro Tag. Armut bleibt trotz positiver Wirtschaftsnachrichten Indiens größte Herausforderung. Laut Human Development Index (Index zur menschlichen Entwicklung), in dem nicht nur Bruttoinlandsprodukt, sondern auch Lebenserwartung und Dauer der Schulausbildung berücksichtigt werden, liegt Indien auf Platz 132 von 191 erfassten Staaten (Stand 2023). Besonders problematisch sind die Beschäftigungsverhältnisse einzustufen, denn weniger als 10% aller Beschäftigten sind in einem vertraglich geregelten Arbeitsverhältnis. Der Großteil arbeitet im "informellen Sektor" und ist weder gegen Krankheit oder Arbeitsunfälle abgesichert, noch haben diese Menschen Anspruch auf Altersversorgung oder andere soziale Leistungen.
In Mumbai leben rund 21 Mio. Menschen, 60% davon in Slums auf weniger als 8% der Fläche der Stadt. Der Großteil von Ihnen sind Landlose, die in der Hoffnung auf Arbeit aus den ländlichen Regionen zuwandern. Das indische Kastensystem mit seiner traditionellen, hierarchischen Ordnung und Abgrenzung gesellschaftlicher Gruppen verschärft und zementiert soziale Ungleichheiten. 80% der Menschen der untersten Kasten in ländlichen Regionen leiden unter Armut und Unterernährung. Insgesamt sind knapp 40% der indischen Kinder unterernährt. Die daraus verminderte geistige und körperliche Leistungsfähigkeit fördert ein Leben in Armut. Um diesen Kreislauf der Armut zu durchbrechen, zieht es viele Menschen in die Slums der Ballungszentren wie Mumbai. Doch die Situation in den Armenvierteln ist schwierig. Die Menschen leben hier auf weniger als 2 m² pro Person. Die Hygiene ist mangelhaft, der Zugang zu Wasser, Elektrizität und sanitären Einrichtungen ebenso. Darunter leidet die Gesundheit der Menschen. Die Sicherheitslage ist vor allem für Frauen und Kinder bedrohlich. Möglichkeiten für die Schulbildung der Kinder sind eingeschränkt. Die meisten Slumbewohner:innen haben keine oder nur eine sehr geringe Schulbildung.
EZA-Partner seit 2016
Partnercode 75
"Mein Traum ist, dass alle Frauen wirtschaftlich und sozial unabhängig werden und würdevoll leben können."
Quelle: Isabel Martín, Gründerin von Creative Handicrafts
Creative Handicrafts
Creative Handicraft geht auf die Initiative der spanischen Nonne Isabel Martín zurück, die in den 1980er Jahren nach Mumbai kam. Ihr Ziel war es Frauen am untersten Rand der Gesellschaft zu unterstützen. Frauen in den Slums kämpfen mit vielen Benachteiligungen: Neben der Armut und fehlendem Einkommen für ihre Familien leiden sie vor allem unter dem ausgeprägten Sexismus, Rechtlosigkeit und häuslicher Gewalt. Frauen ein neues Bewusstsein und Selbstwertgefühl zu vermitteln und zu eigenem Einkommen zu verhelfen, sind die wichtigsten Ziele Creative Handicrafts. Weitere Ziele sind:
- Unterstützung bei der Lösung sozialer und ökologischer Probleme,
- Gewaltfreiheit und Selbstbestimmung für Frauen,
- Ausbildung und Training für Frauen zur Einkommenserzielung,
- bessere Bildungschancen und Betreuungseinrichtungen für Kinder in den Slumgemeinschaften;
Creative Handicrafts ist eine von Frauen initiierte und getragene Organisation für Frauen. 1984 begründete Isabel Martín die erste Kooperative (Women Self Employment Coop) zur Herstellung von Textilien, Stofftieren und Handwerk. Dieses Beispiel machte Schule und animierte Frauen weitere Kooperativen zu gründen. 1994 gründete sich eine unabhängige Produzent:innenorganisation unter dem Namen Creative Handicrafts. Die Mitglieder der einzelnen Frauengruppen und Kooperativen sind die Eigentümerinnen von Creative Handicrafts. Sie treffen alle wichtigen Entscheidungen inkl. der Gewinnverwendung. Die Organisation ist Mitglied der World Fair Trade Organisation (seit 2013 ) und G.O.T.S. und FAIRTRADE zertifiziert.
Die ProduzentInnen
Voraussetzung für die Mitgliedschaft bei Creative Handicrafts ist, dass die Frauen wirtschaftlich und sozial benachteiligt sind. Sie werden von Sozialarbeiterinnen besucht und evaluiert. Besonders bedürftige Frauen bekommen die Möglichkeit dem Netzwerk beizutreten. Die Frauen verfügen ursprünglich über keine bzw. geringste Schulbildung. Creative Handicrafts sorgt für ihre Ausbildung bzw. Schulung. Nach einem Jahr Ausbildung können die Interessentinnen reguläres Mitglied in einer der elf Kooperativen werden.
Heute sind rund 1200 Frauen über Selbsthilfegruppen, Kooperativen, Spar- und Kreditgruppen (zuletzt 109 Gruppen) und diverse Programme in Creative Handicrafts eingebunden. In der Textilproduktion selbst arbeiten rund 280 Frauen in 10 Nähzentren. Zusätzlich werden während der Hauptproduktionszeit bis zu 300 Frauen, die von Creative Handicrafts angelernt wurden, in Heimarbeit beschäftigt. Die Näherinnen stammen alle aus den Slums von Mumbai. Die Bezahlung erfolgt auf Basis eines Stücklohns, der von ihnen gemeinsam berechnet und festgesetzt wurde. Erfahrene Näherinnen kommen so auf einen monatlichen Lohn deutlich über dem offiziellen Mindestlohn. Gleichzeitig erlaubt dieses Modell aber auch die Beteiligung weniger erfahrener Frauen.
Die Bio-Baumwollbekleidung von Creative Handicrafts wird unter der EZA-Modemarke Anukoo v. a. über EZA und in den Weltläden angeboten.
Weitere Informationen:
www.creativehandicrafts.org
Quellen: PKU 3/2016, WFTO Profile & SAR 11/2022, div. Updates von J. Joseph 2021-22, ruralpovertyportal.org, welthungerhilfe.de, hdr.undp.org; (EZA, Sept.´23)
Vorteile aus dem Fairen Handel
Die Frauen haben durch ihre Mitgliedschaft bei Creative Handicrafts folgende Vorteile:
- regelmäßige Einkommen für sich und ihre Familien;
- pünktliche und verlässliche Zahlung Anfang des Monats;
- Gewinnbeteiligung und Mitbestimmung bei der Gewinnverwendung;
- umfassende Schulungsprogramme (Stick- und Nähkurse, aber auch Arbeitsorganisation, Frauenrechte und Bewusstseinsarbeit zum Thema Gewalt gegen Frauen);
- Unterstützung bei der Kinderbetreuung (eigene Kinderkrippen und Kindergärten in der Nähe der Produktionszentren);
- 90 Tage Mutterschutz;
- Übernahme der Kosten für Medikamente;
- Zugang zu Spar- und Kreditprogrammen;
- Förderung der Aus- und Schulbildung von Kindern der Mitglieder (Kindergärten, Kinderzentrum und Stipendien für Grundschule und höhere Schulbildung);
- Gesundheitscamps und medizinische Untersuchungen für Frauen und ihre Kinder;
- Aufwertung der Position der Frauen in ihren Familien und in der Gesellschaft;
Während der Covid-19 Krise konnte Creative Handicrafts trotz der erzwungenen Einstellung der Produktion allen Angestellten und Frauen die Löhne fortzahlen. Dies gelang durch eigene Rücklagen und die Unterstützung von Kund:innen und Förder:innen der Organisation. Ein Teil des Geldes wurde mit Spendengeldern aus Österreich aufgebracht - weitere Infos hier.