Partnerbeschreibung

Eswatini Swazi Kitchen
Chutneys aus Eswatini
Eswatini (ehemals Swasiland), die letzte absolute Monarchie Afrikas, grenzt an Südafrika und Mosambik. Seit 1986 ist Mswati III. König und Oberhaupt von Exekutive, Legislative und Judikative. Vor Gericht bestitzt er Immunität. Parteien waren verboten, seit der neuen Verfassung 2006 ist ihr Status unklar. Zu Wahlen sind politische Parteien jedenfalls nicht zugelassen. Während zwei Drittel der Bevölkerung in extremer Armut leben, leistet sich der König ein luxuriöses Leben. Luxusautos und Paläste werden aus der Staatskasse bezahlt. Prosteste dagegen wurden gewalttätig niedergeschlagen. Amnesty International sieht das Recht auf freie Meinungsäußerung unterdrückt. Vor allem sind die Rechte der Frauen in dem kleinen südafrikanischen Land stark eingeschränkt. Banken geben Frauen keine Kredite ohne männlichen Bürgen. Im Land mit der höchsten AIDS-Rate weltweit ist sexuelle Gewalt gegenüber Frauen und Mädchen keine Ausnahme. Über 210.000 Menschen sind mit der Immunschwächekrankheit infiziert.
Eswatini hat weniger als 1,5 Millionen EinwohnerInnen. Rund 80% der Bevölkerung lebt auf dem Land. Manzini ist die einzige Stadt mit mehr als 100.000 EinwohnerInnen. Die Hauptstadt, Mbabane, hat eine Bevölkerung von 76.000. Die beiden Städte sind die einzigen die mehr als 10.000 EinwohnerInnen haben. Seit vielen Jahren steigt die Zahl der Straßenkinder. Mit finanzieller Unterstützung internationaler Hilfswerke lancierte ein Priester des Salesianerordens 1978 ein Betreuungs- und Ausbildungsprogramm mit dem Namen „Manzini Youth Care“ (MCY), das unzähligen Kindern zu einem würdigen Leben verholfen hat. MCY umfasst u.a. vier Heime, eine Schule, sowie ein Ausbildungszentrum, das den Jugendlichen ermöglicht, einen Beruf zu erlernen und als TischlerInnen, SchlosserInnen, MechanikerInnen oder BäckerInnen selbständig zu werden. Zudem vergibt MYC Schulstipendien. Heute besuchen einige der ehemaligen Straßenkinder sogar die Universität. Anfang der 1990er Jahre gründete MYC den Kleinbetrieb Eswatini Swazi Kitchen, der sich auf die Herstellung von Fertigprodukten aus einheimischem Obst und Gemüse spezialisiert hat. Nach einer schwierigen Startphase fanden die Produkte Absatz in verschiedenen Läden. Diese wurde kurz darauf von einem südafrikanischen Unternehmen übernommen, das sich weigerte, Produkte aus Eswatini zu verkaufen.
EZA-Partner seit 2004
„Irgendwie kamen wir auf die Idee mit lokal produziertem Gemüse und Obst Marmeladen, Chutneys und Saucen herzustellen und international zu vermarkten. Auf diese Weise unterstützt Eswatini lokale Bauern und Bäuerinnen, schafft Arbeit und Einkommen für Frauen und natürlich helfen uns die Gewinne dabei, die Waisen noch besser zu unterstützen.“
Quelle: Mildred Henwood – ehemalige Geschäftsführerin von Eswatini Swazi Kitchen
Eswatini Swazi Kitchen
1995 schließlich konnte Eswatini Swazi Kitchen Kontakte zu den beiden Fair-Handels-Organisationen OXFAM UK und Fair Trade Original aus Holland knüpfen. Nach einem langwierigen, aber umso wichtigeren Prozess zur Sicherung der Produktqualität gelang der Eintritt ins Exportgeschäft. Seither wird beinahe die gesamte Produktion über den Fairen Handel vertrieben. Eswatini heißt in der Landessprache „Swazi“, damit wollte man auch auf den Exportmärkten die Herkunft der Produkte klar deklarieren. Eswatini Swazi Kitchen geht es darum, mit dem Aufbau einer professionellen Verarbeitungsanlage zum einen würdige Verdienstquellen für Frauen und Kleinbauernfamilien zu schaffen, zum anderen Gewinne zugunsten des Straßenkinderprogramms von MYC zu erwirtschaften, das bisher fast ausschließlich von Fremdfinanzierungen abhing. Über 2000 marginalisierte Kinder werden aktuell durch MYC unterstützt.
Die ProduzentInnen
Heute beschäftigt Eswatini Swazi Kitchen 45 fix angestellte Frauen und fünf Männer für die Verarbeitung. Rund die Hälfte der Frauen sind alleinerziehende Mütter. Durchschnittlich haben die Frauen drei Kinder. Frauenförderung heißt für MYC bzw. Eswatini Swazi Kitchen aber auch, die Frauen in anderen als den produktionstechnischen und finanziellen Bereichen zu unterstützen. So werden die Frauen befähigt, Verantwortung zu übernehmen, Entscheidungen zu treffen und aktiv an der Führung des Betriebes teilzunehmen. Gleichzeitig finden Alphabetisierungskurse und Kampagnen zur AIDS-Verhütung statt. Die angestellten Frauen erhalten ein Monatsgehalt, die Saisonarbeiterinnen einen Stundenlohn; in beiden Fällen liegt der Lohn über dem Landesdurchschnitt und wird regelmäßig an die Inflation angepasst. Die Arbeitszeit beträgt acht Stunden pro Tag an fünf Tagen der Woche. Die Angestellten haben Anspruch auf Mutterschaftsurlaub, medizinische Behandlung und Altersvorsorge. Allfällige Überstunden werden doppelt entlohnt – für afrikanische Verhältnisse außergewöhnlich gute Bedingungen! Ferner können die Frauen an einem Sparprogramm teilnehmen, das ihnen z.B. erlaubt, die Schulgebühren für ihre Kinder anzusparen, oder aber Bargeld vor dem Zugriff durch männliche Familienmitglieder zu schützen. Mehrere Frauen sind ehemalige Straßenkinder, die im MYC-Heim „Enjabuweni“ (Haus des Friedens) Zuflucht gefunden hatten. Dank der Betreuung durch MYC bzw. der Arbeit bei Eswatini Swazi Kitchen ist es ihnen gelungen, sich beruflich zu qualifizieren und selbst für den Lebensunterhalt ihrer Familien aufzukommen.
Früchte und Gemüse für die Produktion kommen zum Teil aus der eigenen kleinen Gärtnerei von MYC. Doch das meiste Frischgut stammt von rund 100 Kleinbauernfamilien aus der Umgebung von Manzini, die in rund 20 Dorfgemeinschaften leben und ihre kleinen Felder vorwiegend für die Selbstversorgung nutzen. In vielen Fällen werden die Anbauflächen von den Frauen bestellt. Viele Männer sind auf der Suche nach Arbeit abgewandert, manche auch an AIDS erkrankt.
Eswatini Swazi Kitchen legt Preis und Bestellvolumen im Einvernehmen mit den ProduzentInnen noch vor der Ernte fest und sorgt für den Transport der Früchte. Die Organisation beschäftigt mittlerweile auch Korbflechter und Holzschnitzer um ganze Geschenkkörbe zu vermarkten. Darüber hinaus wird ein Projekt zur Förderung der Bienenzucht unterstützt, an dem mittlerweile mehr als 250 Menschen teilgenommen haben.
Die Chutneys von Eswatini Swazi Kitchen sind über EZA und WELTLÄDEN erhältlich.
Weitere Informationen:
www.eswatinikitchen.co.sz
Quellen: Claro, FTO, Eswatini Swazi Kitchen, EIF 4/2015, amnesty.org, unaids.org, undp.org, worldpopulationreview.com; (EZA, akt. Mär. 2016)
Vorteile aus dem Fairen Handel
Für den Eintritt in das Exportgeschäft musste Eswatini Swazi Kitchen umfassende Maßnahmen zur Erfüllung strikter EU-Normen betreffend Hygiene und Qualitätssicherung durchführen. Bei diesem Prozess wurde Eswatini von der holländischen Organisation Fair Trade Assistance unterstützt. Der Faire Handel wurde in der Folge zum wichtigsten Absatzmarkt. Heute finanzieren sich die Programme des Manzini Youth Care (MYC) bereits zu einem großen Teil aus den von Eswatini Swazi Kitchen erwirtschafteten Überschüssen. Dabei werden über 2000 marginalisierte Kinder betreut und von den Straßen geholt. Umgesetzt wurden bis jetzt:
- eine eigene Halle für Freizeitaktivitäten wie Fußball, Tischtennis, Kino, ...
- Unterkünfte für über 100 Kinder
- gratis Schulausbildung für rund 400 Kinder
- fünf Trainingscenter um rund 700 Kinder auszubilden, damit sie bessere Chancen am Arbeitsmarkt haben;
- Unterstützung zur Selbständigkeit (zehn Unternehmen konnten mit Unterstützung der EU durch Mikrokredite gegründet werden);