EZA CHRONIK 1990 - 1999
1990
Die EZA ist Gründungsmitglied der 1987 geschaffenen EFTA – European Fair Trade Association, die sich 1990 formal konstituierte. Neun alternative Handelsorganisationen - PionierInnen des Fairen Handels - in acht europäischen Ländern arbeiten auf verschiedenen Ebenen zusammen (Stand 2021). Im September lanciert die EZA die Textil-Kampagne unter dem Slogan „Gesprächs-Stoff Textilien“. Sie informiert über GewinnerInnen und VerliererInnen im Geschäft mit Textilien und gibt positive Beispiele aus der Welt des Fairen Handels.
1991
Beginn der Kampagne „500 Jahre Kolonialismus – Gerecht handeln, statt Ungerechtigkeit feiern“. Anlässlich dieser Kampagne werden neue Produkte wie Mascao-Schokolade - die erste fair gehandelte Schokolade der Welt - und Chile-Honig eingeführt. Der Umsatz des Geschäftsjahres 1990/91 beläuft sich auf 48,3 Mio Schillinge.
1992
Die AGEZ-Arbeitsgemeinschaft Entwicklungszusammenarbeit, EZA-Dritte Welt, ÖIE und die KOO-Koordinierungsstelle der Österreichischen Bischofskonferenz beginnen gemeinsam die „Entschuldungskampagne“. Ziel der Trägerorganisationen, die einen Forderungskatalog an die Österreichische Bundesregierung richten, ist die Streichung der Schulden der ärmsten Entwicklungsländer. Im Juni startet die EZA-Kleindarlehensaktion als Möglichkeit der alternativen Geldanlage. Einzelpersonen und Organisationen stellen Arbeitskapital für den Fairen Handel zur Verfügung.
1993
Nach zwei Verlustjahren steuert die EZA wieder auf ein ausgeglichenes Budget hin.
Dr. Jean-Marie Krier (Geschäftsführer) überreicht Finanzminister Lacina 22.000 Unterschriften unter einer Reihe von Forderungen zur Entschuldung der ärmsten Entwicklungsländer.
Im März wird auf Initiative von EZA -Dritte Welt und ARGE Weltläden der Verein TransFair Österreich nach deutschem bzw. holländischem Vorbild von insgesamt 11 namhaften Organisationen vorwiegend aus dem entwicklungspolitischen Bereich gegründet. Das gleichnamige von TransFair vergebene Gütesiegel soll die Identifikation fair gehandelter Produkte im herkömmlichen Handel erleichtern und auch kommerziellen Anbietern die kontrollierte Teilnahme am Fairen Handel ermöglichen. Es wird im Oktober erstmals für Kaffee vergeben. EZA-Dritte Welt ist erste TransFair-Lizenznehmerin.
1994
Die EFTA kann auf EU-Ebene einen größeren Erfolg verbuchen. Am 19.1. nimmt das EU-Parlament in Straßburg eine Resolution für „fairen und solidarischen Nord-Süd-Handel“ an (Langer-Report).
1995
Ab nun heißen die „Dritte-Welt-Läden“ Weltläden. Das gemeinsame Logo ist nur ein Ausdruck eines neuen Erscheinungsbildes, welches den Beginn eines profilierteren Auftretens in der Öffentlichkeit markiert. Die EZA-Dritte Welt schließt sich dem Erscheinungsbild an, die gemeinsamen Anliegen der unabhängigen Weltladenbewegung und der EZA-Dritte Welt als Importorganisation für Fairen Handel werden so auch optisch zum Ausdruck gebracht.
Der EZA-Jahresumsatz für 1994/1995 ist auf knapp 70 Mio. öS angewachsen.
1996
Am 11. Mai findet der 1. Europäische Weltladentag unter dem Motto „Frühstücke mit Afrika“ statt. In über 1700 Weltläden Europas werden KonsumentInnen zu einem fair gehandelten Frühstück geladen. Insgesamt unterstützen 200.000 Menschen die Forderungen für einen Fairen Handel mit Afrika. Auch die österreichischen Weltläden und EZA-Dritte Welt nehmen an dem Aktionstag teil und ernten ein erfreuliches, bundesweites Medienecho.
Im österreichischen Parlament wird auf Initiative der Abgeordneten Inge Jäger und Alfred Gusenbauer (SPÖ) im Rahmen eines von EZA und Weltläden organisierten Frühstücks, die Idee des Fairen Handels vorgestellt. Mehr als ein Drittel aller Abgeordneten ist anwesend.
Auch in diesem Jahr setzt sich die EZA –Dritte Welt für die Schuldenstreichung der ärmsten Länder ein und unterstützt die „Initiative 96 Entschuldung“.
Gleichzeitig lanciert die EZA die europäische Kampagne „Kakaobutter darf durch nichts ersetzt werden“ in Österreich. Gemeinsam mit den Weltläden und der Gewerkschaft ANG-Agrar –Nahrung – Genuss tritt sie für die Herstellung von Schokolade ohne die Beimengung anderer Pflanzenfette und damit für die Interessen der KakaoproduzentInnen ein.
1997
Auf Einladung der EZA und anlässlich des 2. Europäischen Weltladentages unter dem Motto „Made in Dignity“ – hergestellt in Würde informieren Vertreterinnen der indischen Sundarban Khadi and Village Industrial Society (SKVIS), über ihre Organisation, die sich vor allem um die Förderung der wirtschaftlichen Unabhängigkeit von Frauen bemüht. Im Rahmen des Weltladentages werden die unhaltbaren Arbeitsbedingungen bei der Produktion von Textilien und Bekleidung thematisiert und positiven Ansätzen des Fairen Handels gegenübergestellt.
Weiters veranstalten EZA und TransFair einen Workshop für KaffeeproduzentInnen aus Nicaragua und Guatemala zu Qualitätssicherung und Bio- Anbau von Kaffee.
Die Schoko-Kampagne des Fairen Handels läuft weiter. Die EZA-Dritte Welt bringt lezithinfreie Schokolade auf den Markt und positioniert sich klar gegen gentechnisch veränderte Lebensmittel.
1998
„Made in Dignity“ ist auch Thema des diesjährigen Weltladentages. Die EZA präsentiert die ersten „Made in Dignity“ T-Shirts aus Zimbabwe. VertreterInnen des Siebdruckunternehmens Dezign. Inc. sind zu Gast bei EZA und Weltläden.
Mit der Einführung der Bio-Mascao setzt die EZA neue Maßstäbe auf dem Schokoladensektor: Gentechnikfreie, kontrolliert-biologische und fair gehandelte Schokolade, das hat Österreich bis dato noch nicht gekannt.
Im Herbst startet die neue Kooperation mit ERNTE für das Leben unter dem Motto „Treffpunkt Frühstück - Ein faires Morgen für alle“. Bio-Mascao Schokoladen und Kaffee Orgánico werden von der ERNTE mit dem Gütesiegel für fair gehandelte Bio-Produkte „Die Bio-Bauern: Partner rund um die Welt“ ausgezeichnet. Das Kriterium der Sozialverträglichkeit wird damit jenem der Umweltverträglichkeit gleichwertig zur Seite gestellt.
Die EZA veranstaltet gemeinsam mit CONA und TransFair einen Workshop zu Honig und Keramik. In beiden Fällen sind ProduzentInnen aus Zentralamerika eingeladen. Qualitätssicherung und das Kennenlernen des europäischen Marktes stehen im Vordergrund.
Laut einer Entschließung des EU-Parlaments zum Fairen Handel hat sich dieser als „eine der effizientesten Formen der Entwicklungsförderung“ erwiesen.
Ende des Jahres wird der Innsbrucker EZA-Weltladen von der EZA unabhängig und von den bisherigen Angestellten übernommen.
1999
Im Februar übernimmt die erste Frau, Dkff. Andrea Schlehuber, die Geschäftsführung der EZA-Dritte Welt. Das Frühjahr steht thematisch ganz im Zeichen der europäischen Kampagne der Weltläden „Land Macht Satt“. Die Auswirkungen der geplanten Liberalisierung des Agrarhandels auf die KleinproduzentInnen in Süd und Nord wird thematisiert. Im Rahmen der WTO-Agrarverhandlungen werden Regelungen zum Schutz der kleinbäuerlich strukturierten Landwirtschaft in Entwicklungsländern gefordert. Reis von der thailändischen Partnerorganisation Green Net wird ins Sortiment aufgenommen. Unterstützung gibt es u.a. von Mercedes Echerer als Kandidatin der Grünen für die Europawahlen.
Der Schwerpunkt „Sport & Spiel“ beschäftigt sich mit dem Thema Kinderarbeit und Ausbeutung in der Textil- und Sportindustrie. Die EZA bietet als Alternative fair gehandelte und selbstverständlich ohne Kinderarbeit erzeugte Bälle aus Pakistan.
Seit Mai 99 sind EZA-Produkte in den Interspar-Märkten erhältlich.
Im Rahmen von Sanierungsmaßnahmen schließt der EZA-Dritte Welt, die in den letzten Jahren Verluste geschrieben hat, die Regionalstelle Wien per Juni.
Zwei ehemalige Mitarbeiter eröffnen im Rennweg 85, 1030 Wien, einen Weltladen und ein Abhollager für EZA-Lebensmittel für den Raum Wien.
Unter dem Motto „Fair Schenken“ geht die EZA gemeinsam mit den Weltläden in den Herbst und Richtung Weihnachten. Menschen, die gerne Sinnvolles schenken, werden – nicht nur zu Weihnachten sondern das Jahr über – im Fachgeschäft für Fairen Handel fündig.
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