EZA CHRONIK 2007 - 2008
2007
Kooperation mit „Göttin des Glücks“
Ein Pilotprojekt der besonderen Art startete zu Beginn des Jahres 2007 mit vier JungdesignerInnen, die unter dem Label „Göttin des Glücks“ originelle Mode machen. Eine transparente Produktions- und Handelskette vom Baumwollfeld bis ins Regal, die Verarbeitung FAIRTRADE zertifizierter Baumwolle aus kontrolliert-biologischem Anbau, die Einhaltung sozialer Mindeststandards bei den Zwischenstufen der Verarbeitung sowie der Kontakt zu dem sozial engagierten Verarbeitungsbetrieb Craft Aid auf Mauritius, der sich den Kriterien des Fairen Handels verpflichtet, sind die gemeinsamen Nenner einer neuen Zusammenarbeit.
Länderschwerpunkt: Bolivien
Die diesjährige Reise der EZA für WeltladenmitarbeiterInnen führte im April 2007 nach Bolivien. Am kargen Altiplano, der bolivianischen Hochebene, bekam die Gruppe auf 4000 Metern Seehöhe einen Eindruck von den harten Lebensbedingungen der vorwiegend indigenen Bevölkerung. Besucht wurde die junge Organisation Jilata, ein Zusammenschluss von Strickwerkstätten, in denen ansprechende Alpacatextilien hergestellt werden. Bei Señor del Mayo, einer Handwerksvereinigung, die vor allem benachteiligten Frauen in und um El Alto einen Zugang zum Fairen Handel ermöglicht, spürte man die mit dem politischen Wandel in Bolivien verbundenen Hoffnungen. Der Kooperativenverband Anapqui zeigte die schwierigen Bedingungen des Quinuaanbaus auf. Bei der Kleinbauernkooperative El Ceibo, mit der die EZA seit über 20 Jahren eine Handelspartnerschaft unterhält, wurden die verschiedenen Schritte der Kakaoverarbeitung gezeigt. Bei der Weltladenkonferenz wurden die Partnerorganisationen und ihre Produkte aus verschiedenen Blickwinkeln beleuchtet, um sie in ihrem speziellen wirtschaftlichen, politischen, sozialen und kulturellen Kontext zu verstehen.
Dialogprogramm
Im Anschluss an die Weltladenkonferenz im Herbst tourten Antonia Rodriguez, Gonzalo Mariaca und Nicolás Mollo zwischen einer und zwei Wochen – begleitet von EZA-MitarbeiterInnen – durch Österreich und absolvierten insgesamt über 50 „Auftritte“. Neben der jeweiligen Lebensrealität der RepräsentantInnen und dem Interesse an ihrem Produkt wurde auch die aktuelle Entwicklung in Bolivien seit der Regierungsübernahme durch den ersten indigenen Präsidenten Evo Morales im Dezember 2005 thematisiert und führte zu angeregten Diskussionen über die Zukunft dieses seit der Kolonisation ausgebeuteten Landes.
Erweiterung des Betriebsgebäudes
Die im Februar 2007 begonnene Erweiterung des Distributionszentrums am Standort in Weng/Köstendorf wurde im Juni abgeschlossen. Durch den Zubau an das bestehende Gebäude wurde die Nutzfläche im Lager mehr als verdoppelt Der Zubau wurde nach denselben ökologischen Kriterien errichtet wie der bereits bestehende und mehrfach ausgezeichnete Teil des Niedrig-Energie-Hauses. Die Fläche der Sonnenkollektoren wurde entsprechend ausgebaut.
2008
EZA-Bildungsreise nach Thailand und Vietnam
Im März 2008 organisierte die EZA neuerlich eine Reise für WeltladenmitarbeiterInnen zu Partnerorganisationen des Fairen Handels. Ein besonders dichtes Programm wartete diesmal auf die TeilnehmerInnen, wurden doch zwei Länder – Thailand und Vietnam – besucht. In Thailand wurde die Delegation des Fairen Handels von Green Net empfangen. Die Organisation setzt sich für eine kleinbäuerliche, ökologisch nachhaltige Landwirtschaft ein und stärkt Bäuerinnen und Bauern durch die Vermarktung ihres Produktes zu fairen Bedingungen. Seit 10 Jahren bezieht die EZA die traditionelle Duftreissorte Hom Mali – bei uns auch als Jasminreis bekannt – von den Reisbäuerinnen und -bauern. In Vietnam lernten die Reisenden die Arbeit von Craft Link kennen. Die Organisation mit Sitz in Hanoi hat sich der Förderung des vietnamesischen Handwerks und dem Fairen Handel verschrieben und arbeitet seit 1997 mit ethnischen Minderheiten, Werkstätten in traditionellen Handwerksdörfern und mit psychisch oder physisch beeinträchtigten Menschen.
Baumwollschwerpunkt
Der Frühling 2008 wurde – wie schon im Jahr zuvor – mit einem Schwerpunkt rund ums Thema Baumwolle begangen. Die neuen Kollektionen aus FAIRTRADE zertifizierter Bio-Baumwolle von unserer Partnerorganisation Craft Aid wurden präsentiert.
Schwerpunkt: Kaffee Abessa
Im April 2008 brachte die EZA Kaffee Abessa aus Äthiopien auf den Markt. Die von Kaffeegourmets besonders geschätzte Spezialität kommt aus der Region Sidamo, wo er biologische kultiviert wird. Anlässlich seiner Lancierung veranstaltete die EZA ein Seminar für Interessierte aus dem Weltladen- und Wiederverkäuferbereich. Der Kaffeesommelier Nicholas Franze berichtete Wissenswertes rund um das Thema Kaffee. Dessalegn Jena, stellvertretender Geschäftsführer der äthiopischen Kaffeebauernorganisation Oromia Union, informierte über die Arbeit seines Verbandes und die Bedeutung des Kaffees für die Kultur und Wirtschaft seines Landes. Kassaye Adefris, gebürtiger Äthiopier, der seit vielen Jahren in Tirol lebt und sich für den Fairen Handel engagiert, zog mit einer traditionellen äthiopischen Kaffeezeremonie die BesucherInnen in seinen Bann.
Schwerpunkt: Speiseöle
Aus Anlass der Lancierung einer neuen Linie hochwertiger Speiseöle organisierte die EZA ein weiteres Fachseminar im April 2008, um den MitarbeiterInnen von Weltläden und anderen Verkaufsstellen das nötige Hintergrundwissen zu den Partnerorganisationen und zu den Produkten zu vermitteln.
Weltladenkonferenz
Über 100 TeilnehmerInnen besuchten im September 2008 einen von EZA veranstalteten Bildungstag mit dem Länderschwerpunkt Thailand und Vietnam. Themen waren unter anderem die Nahrungsmittelkrise, Kleinbäuerliche Landwirtschaft und Ernährungssouveränität. Zur Darstellung der aktuellen politischen und wirtschaftlichen Situation in Thailand referierte Dr. Oliver Pye von der Universität Bonn. Vitoon Panyakul vom thailändischen Vermarktungsnetzwerk Green Net gab einen ersten Einblick in die Aktivitäten seiner Organisation. Er stellte dabei einen besonderem Bezug zur Nahrungsmittelkrise her und erläuterte, wie die Kleinbäuerinnen und -bauern von Green Net dieser mit biologischer Landwirtschaft, Fairem Handel und der Sicherung der eigenen Nahrungsmittelversorgung begegnen. Lan Tran Tuyet von der vietnamesischen Fairhandelsorganisation Craft Link überzeugte mit ihrer Darstellung zur Geschichte und Arbeitsweise der Organisation im Bereich des Kunsthandwerks. Im Rahmen der Konferenz wurden Workshops angeboten und die Filme „Wo die Saat aufgeht“ und „Die Kunst in ihren Händen“ über Partnerorganisationen der EZA präsentiert.
Dialogprogramm
Die EZA organisierte ein Besuchsprogramm für die beiden Gäste Vitoon Panyakul von Green Net und Lan Tran Tuyet von Craft Link, die in insgesamt 12 Städten von Vorarlberg bis Wien über die Arbeit ihrer Organisationen berichteten und zu aktuellen Themen wie Nahrungsmittelkrise und Klimawandel Stellung bezogen. Der Austausch mit österreichischen Bio-Bäuerinnen und -Bauern erwies sich dabei für Panyakul als interessante Erfahrung, die viele Gemeinsamkeiten zu Tage brachte. Die Weltläden vor Ort zeichneten sich einmal mehr als engagierte und kompetente Kooperationspartner aus. Erfreulich war auch das positive Presseecho.
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