EZA CHRONIK 2013 - 2014
2013
Lebensmittelspekulationen
Rund 70 TeilnehmerInnen vor allem aus dem Weltladenbereich folgten den spannenden Ausführungen zum Thema Lebensmittelspekulationen im Rahmen eines Seminartages im April 2013. Die zerstörerischen Auswüchse eines profitgetriebenen Wirtschafts- und Finanzsystems wurden in den letzten Jahren so sichtbar wie selten zuvor. Agrarische Rohstoffe wie Weizen, Mais, Reis und Soja, aber auch Kaffee, Kakao und Zucker wurden zum lukrativen Spielball im Spekulationsgeschäft. Die Ökonomin Cornelia Staritz von der Österreichischen Forschungsstiftung für Internationale Entwicklung ÖFSE erläuterte diese Themen.
Reise zu Kaffeeproduzenten
Im Geschäftsjahr 2012/13 stand die jährliche Reise zu den KaffeeproduzentInnen in Mexiko und Guatemala wieder auf dem Programm. Wichtige Herausforderungen sind – je nach Genossenschaft unterschiedlich – ein verbessertes Kostenmanagement, die weitere Stärkung der Organisationen und der Kampf gegen die Pilzkrankheit Roya, die den Kaffeepflanzen zunehmend zusetzt – so die Eindrücke des EZA-Kaffeeverantwortlichen Franz Denk. Darüber hinaus wird auf die Erneuerung alter Kaffeepflanzen großes Augenmerk gelegt, ist sie doch Basis für eine zukünftig verbesserte Produktivität der kleinen Kaffeegärten. Das von EZA und mit Mitteln der österreichischen Entwicklungszusammenarbeit unterstützte Kaffeeerneuerungsprogramm der Partnerorganisation Yeni Navan erweist sich in diesem Zusammenhang als sehr positives Beispiel. Franz Denk besuchte in Guatemala die langjährigen Partnerorganisationen Cecapro und Guaya’b und hatte dort auch Kontakt zu Vertretern der Kaffeegenossenschaft CAFEL aus Honduras. In Mexiko gab es Treffen mit ISMAM, Redcafes, POSI, Mascafé, CIRSA, Tzijib Babi, FIECH, Paluchen, Juan Sabines, Uciri, 21 de Septiembre und Yeni Navan/Michiza.
Weltladenkonferenz
Den Auftakt für den Herbstschwerpunkt bildete eine gesamtösterreichische Weltladenkonferenz im September 2013 in Salzburg, die sich dem Thema Ernährung widmete. Zwei Lebensmittel – Quinua und Reis – standen dabei im Mittelpunkt. Das Jahr 2013 wurde von den Vereinten Nationen zum Internationalen Jahr des Quinua ausgerufen, eine Pflanze, die sich durch eine besonders wertvolle ernährungsphysiologische Zusammensetzung auszeichnet. Aus diesem Anlass lud die EZA Gladys Caral Lopez von der bolivianischen Genossenschaft Anapqui, seit 1996 Partnerorganisation der EZA, nach Österreich ein. Die GEPA Mitarbeiterin Andrea Fütterer sprach über die Bemühungen und Pläne von Organisationen des Fairen Handels, Anapqui bei der Umsetzung einer nachhaltigen Anbauweise zu unterstützen. Die renommierte Köchin, Unternehmerin und Streiterin für einen bewussteren Umgang mit Lebensmitteln, Sarah Wiener, und der Bio-Bauer Sepp Ortner, Pionier des biologischen Landbaus und ehemaliger Obmann von Bio-Austria (damals Ernte für das Leben) diskutierten mit Leidenschaft über Fehlentwicklungen in Landwirtschaft und Nahrungsmittelproduktion und notwendige Weichenstellungen.
Dialogprogramm
Die Kleinbauernvertreterin und Promotorin für biologischen Landbau Gladys Caral Lopez tourte im Anschluss an die Konferenz 10 Tage durch Österreich, um im Rahmen zahlreicher Veranstaltungen und Gesprächsrunden über die Kultur und Praxis des Quinuaanbaus im bolivianischen Altiplano sowie über die Errungenschaften und Herausforderungen ihrer Genossenschaft zu berichten. Die Zusammenarbeit mit den Weltläden trug dazu bei, dass an die 600 Personen, darunter MultiplikatorInnen aus dem entwicklungspolitischen und dem Bio-Bereich, interessierte KonsumentInnen, MitarbeiterInnen in Weltläden, Schulklassen sowie MedienvertreterInnen erreicht werden konnten. Besucht wurden 15 Städte in allen Bundesländern Österreichs. Carals Botschaft:„Quinua ist ein Geschenk der Natur an uns alle. Es zu pflegen und zu schützen ist unsere Pflicht.“
2014
EZA –Bildungsreise nach Sri Lanka
Mit einer Bildungsreise nach Sri Lanka bot die EZA im März 2014 zwanzig MitarbeiterInnen von Weltläden die Möglichkeit, die Arbeitsweise und Lebensrealität von EZA-Partnerorganisationen aus erster Hand kennen zu lernen. Die zweiwöchige Reise führte in die Gewürzgärten der Bauern und Bäuerinnen von PODIE sowie zur Spielzeugproduktion von Selyn in Kurunegala und Golden Palm in Gampaha. Die im Rahmen der Reise gemachten Erfahrungen werden von den WeltladenmitarbeiterInnen in ihre direkte Arbeit in Österreich integriert und an ihre KundInnen weitergegeben.
Ein „faires Leibal“
Eine Kooperation zwischen EZA Fairer Handel, 60 SchülerInnen der Abteilung Kunst und Design der HTL Salzburg und Südwind Salzburg zeigte im Frühjahr 2014 Früchte. Der kritische Blick auf Missstände in der globalen Textilproduktion im Rahmen eines Workshops motivierte die SchülerInnen zur kreativen Gestaltung von Alternativen. Die Idee: Ein „faires Leibal“ zu designen und produzieren zu lassen – als Statement von Jugendlichen für Jugendliche. Aus den zahlreichen Entwürfen wurden fünf T-Shirt Designs ausgewählt und bei unserer indischen Partnerorganisation Rajlakshmi auf FAIRTRADE zertifizierte Bio-Baumwolle gedruckt. Die ökofairen Motto-Shirts wurden und werden von Südwind Salzburg und Weltläden in ganz Österreich angeboten.
Wirtschaftspreis für verantwortungsvolles Unternehmen
Von der Salzburger Wirtschaftskammer wurde das langjährige Engagement der EZA für Fairen Handel im Rahmen der Vergabe des Salzburger Wirtschaftspreises gewürdigt. In der Kategorie „Verantwortungsvolles Unternehmen“ wurden wir unter die drei besten nominiert und mit dem 2. Platz ausgezeichnet.
Vote 4 Fair Trade – Wähle Fairen Handel
Die EZA beteiligte sich gemeinsam mit Südwind an der europaweiten Kampagne „Vote for Fair Trade“ – „Wähle Fairen Handel“ anlässlich der Wahlen zum EU-Parlament. Im Rahmen einer gemeinsamen Veranstaltung wurde mit NGOs und Politikern über die Frage, inwieweit EU-Handelspolitik einen Beitrag zu Armutsbekämpfung und Handelsgerechtigkeit leisten kann, diskutiert. Es geht darum, Spielregeln zu verankern, die sicherstellen, dass nicht nur innerhalb der EU, sondern auch in den Außenhandelsbeziehungen der EU die Interessen und Bedürfnisse der schwächsten MarktteilnehmerInnen – KleinproduzentInnen und ArbeiterInnen – respektiert werden. Mit einem „Manifest des Fairen Handels“ wurden KandidatInnen zur EU-Parlamentswahl aufgefordert, sich im Fall ihrer Wahl für Fairness im Handel einzusetzen. Über 500 KandidatInnen haben das „Manifest“ auf europäischer Ebene unterzeichnet, 117 davon wurden ins EU-Parlament gewählt, vier davon aus Österreich. Mit ihrer Unterschrift verpflichten sich die Abgeordneten, in ihrer Arbeit im Europaparlament für Fairen Handel und Handelsgerechtigkeit einzutreten.
Weltladenkonferenz
Im Rahmen der gesamtösterreichischen Weltladenkonferenz im September 2014 gestaltete die EZA einen Schwerpunkt zu Partnerorganisationen aus Sri Lanka. Im Mittelpunkt stand die Arbeit der sri lankischen Vermarktungsorganisation PODIE, die mit Gewürzkleinbäuerinnen und -bauern kooperiert sowie Selyn, ein Betrieb, der sich auf die kreative Verarbeitung handgewobener Stoffe zu Stofftieren, Schmuck und Heimtextilien spezialisiert hat. Zu Gast waren der langjährige Geschäftsführer von PODIE, Tyrell Fernando, sowie Selyna Peiris, Mitarbeiterin und Tochter der Gründerin von Selyn. In den anschaulichen Beiträgen der beiden wurde die Arbeits- und Lebensrealität der Gewürzbauernfamilien, Näherinnen und Weberinnen lebendig. Unterstrichen wurden die Ausführungen durch betextete Bilderserien der EZA, die den Weltläden zur Verfügung gestellt wurden.
Der ausgewiesene Sri Lanka Experte Walter Keller - er beschäftigt sich seit 30 Jahren mit der sozialen, politischen, kulturellen und wirtschaftlichen Realität auf der Insel - gab einen Einblick in die aktuelle Situation, David Horvath von Südwind Steiermark sprach über Missstände in der globalen Spielzeugproduktion und Ansätze zur Veränderung.
Dialogprogramm
Im Anschluss an die Konferenz tourten Selyna Peiris von Selyn Exports und Tyrell Fernando von Podie durch Österreich und besuchten Schulen, Weltläden sowie zahlreiche Veranstaltungen, bei denen sie Informationen aus erster Hand zu ihren Organisationen und der Bedeutung des Fairen Handels gaben.
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