Fachtag: Zukunft des Handwerks im Fairen Handel
40 Jahre EZA Fairer Handel bedeutet auch 40 Jahre Import von Handwerksprodukten aus Asien, Lateinamerika und Afrika. Im Rahmen eines gut besuchten Fachtages im Bildungshaus St. Virgil in Salzburg mit mehr als 100 TeilnehmerInnen stand deshalb am 1. Juni Handwerk aus Fairem Handel im Blickpunkt.
Von Beginn an importierte die EZA Handwerksprodukte benachteiligter Gruppen und Organisationen aus Lateinamerika, Afrika und Asien. Ihr handwerkliches Geschick stellt für die involvierten Menschen oft die einzige Möglichkeit dar, Geldeinkommen zu erwirtschaften. Für viele ist es auch Zusatzverdienst zur Landwirtschaft und wirkt dadurch der Landflucht entgegen. Handwerk steht für die Weitergabe traditioneller Techniken, für Kreativität und Kunstfertigkeit - ist aber gleichzeitig einem hohen Wettbewerb durch industriell gefertigte Massenware ausgesetzt.
Der Fachtag „Die Zukunft des Handwerks im Fairen Handel“ in Salzburg richtete der sich vorwiegend an Weltläden sowie BetreiberInnen von Geschäften, die das Handwerk der EZA zum Verkauf anbieten. VertreterInnen von sechs HandwerkspartnerInnen der EZA aus Indien, Bangladesch, Kenia, Peru und Guatemala diskutierten mit uns über die Errungenschaften durch den Fairen Handel und die Zukunft des Handwerks in Zeiten wirtschaftlicher Rezession in Europa, immer kürzer werdender Produktlebenszyklen und neuen Berufsbildern der Nachfolgegeneration.
Neben vielen Herausforderungen, die zur Sprache kamen, war auch von den positiven Auswirkungen des Fairen Handels zu hören. „Die Frauen in den Dörfern, mit denen wir zusammenarbeiten, haben durch Dhaka heute das ganze Jahr über Aufträge. Das war nicht immer so. Sie flechten Körbe und bekommen dafür nicht nur Geld, sondern auch gesellschaftliche Anerkennung,“ erzählte Tanu Dey von Dhaka Handicrafts aus Bangladesch.
Indro Das Gupta vom indischen Craft Ressource Center hob hervor, dass die Gruppen, mit denen sie zusammenarbeiten, durch die Praxis des Fairen Handels heute besser Bescheid wüssten, wieviel ihre Arbeit wert ist und auch bei Preisverhandlungen mit konventionellen Händlern selbstbewusster auftreten würden.
Und Hector Yac Chuc beeindruckte mit der Geschichte der Glasbläserkooperative COPAVIC, die er als 17-Jähriger vor fast 40 Jahren mitbegründet hat. Eine Erfahrung, die er heute – allen Schwierigkeiten zum Trotz – nicht missen möchte, wie er betont. Profitiert hätten nicht nur die Kinder der Glasbläser, die durch das Einkommen der Väter eine bessere Ausbildung erhalten hätten, sondern auch die Gemeinde, die von der Kooperative in wirtschaftlich guten Jahren immer wieder finanziell unterstützt worden sei.
Die Beiträge unserer Gäste zeigten einmal mehr, dass es nicht nur darum geht, attraktive Produkte für einen anspruchsvollen Markt zu designen und herzustellen, sondern durch Fairen Handel Abhängigkeiten zu reduzieren und Selbstbestimmung zu fördern.
Folgenden Partnerorganisationen waren vertreten:
- Allpa aus Peru (Luis Heller)
- Copavic aus Guatemala (Hector Yac)
- CRC aus Indien (Indro Dasgupta)
- Dhaka Handicraft aus Bangladesch (Tanu Dey)
- EMA aus Indien (Swapna Das und Sourav Saha)
- Undugu aus Kenia (Fred Masinde)
Tonmitschnitte zum Download:
- Allpa - Chulucana
- Allpa - Fair-Handels Prinzipien
- Copavic - Die Geschichte Teil 1
- Copavic - Die Geschichte Teil 2
- Copavic - Die Geschichte Teil 3
- CRC - Export
- Dhaka Handicrafts - Arbeit fürs ganze Jahr
- Dhaka Handicrafts - Frauen
- EMA - Geschichte
- EMA - Design
- EMA - Produktionszentrum
- Undugu - Zwei ProduzentInnengeschichten