Partnerbeschreibung

Fair Trade Egypt
Kunsthandwerk aus Ägypten
Das heutige Ägypten ist von umwälzenden politischen Veränderungen geprägt. Seit Beginn der Revolution im Januar 2011 als Teil des sogenannten „Arabischen Frühlings“ halten die Spannungen im Land an. Unterschiedliche Gruppierungen und Institutionen kämpfen um Anerkennung und Macht, die politische und wirtschaftliche Stabilität ist brüchig. Trotz einer allgemeinen Schulpflicht und kostenlosem Unterricht beträgt die Analphabetenrate in Ägypten noch immer ca. 50 %. Die Hauptursachen liegen in einem Mangel an Lehrkräften und dem relativ geringen öffentlichen Budget für Bildungsaufgaben. Die weitaus besser ausgestatteten privaten Schulen kann sich nur ein kleiner Teil der Bevölkerung leisten. Ägypten ist nach Südafrika das am stärksten industrialisierte Land Afrikas. Die Haupteinnahmequellen sind der Export von Erdöl, die Gebühren für die Benutzung des Sueskanals, der das Mittelmeer mit dem Roten Meer verbindet, sowie der Tourismus. Aufgrund der unsicheren politischen Lage sind die für Ägypten so wichtigen Einnahmen aus dem Tourismus stark eingebrochen. Auch die Landwirtschaft ist ein wichtiger Wirtschaftsfaktor. Die Jahrhunderte alten Traditionen des Kunsthandwerks, insbesondere die traditionellen Webereien, Keramik- und Messingwerkstätten, sind v. a. aufgrund des Zusammenbruchs des Tourismus existenziell gefährdet.
Ende 2016 wurde die lokale Währung um 50 % gegenüber dem Dollar abgewertet. Außerdem wurden alle Subventionen auf Benzin und Diesel gesenkt. Dadurch stiegen die Preise und die Inflation auf ein noch nie da gewesenes Niveau von knapp 30 %. Mitte 2017 begann die Regierung mit der zweiten Phase der Kürzung der Subventionen bei allen Arten von Brennstoffen und Energiequellen. Dies hatte zur Folge, dass die Treibstoffpreise um 50 % stiegen. Dadurch sind negative Auswirkungen in allen wirtschaftlichen, aber auch privaten Bereichen spürbar. Die Lebenshaltungskosten, Rohstoffpreise sowie Transport und Arbeitskosten in ganz Ägypten steigen. Diese staatlichen Maßnahmen stellen die HandwerkerInnen vor große Herausforderungen und Ungewissheiten hinsichtlich der Kostenentwicklung, Preisgestaltung und Fracht.
EZA-Partner seit 2017
Partnercode 44
"Unser Ziel ist die Armutsbekämpfung durch die Schaffung von Beschäftigungsmöglichkeiten in ausgegrenzten und abgelegenen Gemeinschaften. Dadurch wollen wir die Lebensbedingungen verbessern. (...) Außerdem soll durch den Verkauf das kulturelle Erbe des traditionellen Handwerks erhalten bleiben."
Quellen: Mona El Sayed (WFTO Profil)
Fair Trade Egypt
... wurde 1998 gegründet. Der Sitz der gemeinnützigen Organisation ist in Kairo. Neben dem Export vertreibt Fair Trade Egypt hier auch seine Produkte in zwei Geschäften. Ziel ist es das traditionelle, jahrtausendealte ägyptische Kunsthandwerk zu erhalten und die HandwerkerInnen zu fördern, um weiterhin von ihren Fähigkeiten leben zu können. Die Organisation unterstützt die KunsthandwerkerInnen mit Schulungen und Beratungen. Fair Trade Egypt arbeitet mit 40 verschiedenen Nichtregierungsorganisationen, Kunsthandwerksgruppen und Kooperativen zusammen, die über ganz Ägypten verteilt sind. Durch regelmäßige Besuche bei den ProduzentInnen werden die Qualität und die Auswahl der handgefertigten Produkte, sowie die Weiterentwicklung der Gruppen unterstützt.
Zusammenfassend sind die Ziele von Fair Trade Egypt:
- benachteiligte KunsthandwerkerInnnen unterstützen,
- die Förderung des traditionellen Kunsthandwerks und
- die Einkommensschaffung in ländlichen Gemeinschaften;
Fair Trade Egypt beschäftigt 22 Angestellte (die Hälfte davon Frauen) in den Bereichen Vertrieb, Vermarktung und Produktunterstützung. Außerdem werden bei Produktentwicklungsprozessen Designer auf Teilzeitbasis unter Vertrag genommen und nach Bedarf PraktikantInnen und Freiwillige eingestellt. Aufgrund bürokratischer Hürden beim Export konnte die Organisation nicht als NGO konstituiert werden, sondern als privates Vermarktungsunternehmen (GmbH). 2014 wurde eine Stiftung gegründet. Die beiden Organisationen sind unabhängig, haben aber ein gemeinsames Ziel: Die Verbesserung der Lebensstandards der assozierten HandwerkerInnen. Seit 2008 ist Fair Trade Egypt Mitglied bei der World Fair Trade Organization (www.wfto.com).
Die ProduzentInnen
Insgesamt unterstützt die Organisation über 1.700 HandwerkerInnen aus ganz Ägypten. Die meisten von ihnen sind Frauen (über 90 %). Rund ein Drittel von ihnen lebt in der Hauptstadt Kairo. Sie sind in rund 40 Gruppen organisiert. Diese Gruppen haben zwischen fünf und 200 Mitgliedern. Manche dieser Gruppen existieren bereits länger als Fair Trade Egypt. Die Älteste wurde 1982 gegründet. Bei den Gruppen handelt es sich um NGOs, Workshops, aber auch informelle Gruppen von HandwerkerInnen.
Fair Trade Egypt versucht vor allem jene Menschen zu unterstützen, die selbst keine Möglichkeit zur Vermarktung haben. Die ProduzentInnen sind vor allem marginalisierte Frauen. Viele von ihnen sind AnalphabetInnen und Angehöriger marginalisierter Minderheiten. Sie müssen sich dazu verpflichten, die Fair Handels Prinzipien einzuhalten und ihr traditionelles Handwerk zu bewahren. Dafür können sie mit langfristiger Zusammenarbeit und kontinuierlicher Entwicklung sowie Fortbildungen rechnen. Fair Trade Egypt ist DAS nationale Netzwerk, das sich für Einkommenssicherheit und Nachhaltigkeit für ihre ProduzentInnen in Ägypten einsetzt.
Schmuck, Taschen und Küchenutensilien von Fair Trade Egypt sind über EZA und Weltläden erhältlich.
Weitere Informationen:
Quellen: PKU FT Egypt 1017, Reisebericht GW 02/17, WFTO Profile 06/17; (EZA, Nov. 2018)
Vorteile des Fairen Handels
Die KunsthandwerkerInnen, die mit Fair Trade Egypt zusammenarbeiten, profitieren von folgenden Vorteilen:
- Unterstützung bei der Produktentwicklung, Qualitätssicherung, Preisfestlegung und Vermarktung
- Schulungen und Fortbildungen
- langfristige Zusammenarbeit
- Vorauszahlungen von 50 %
- zinsfreie Kredite
Für Angestellte gilt:
- formale Arbeitsverhältnisse inkl. aller gesetzlicher Sozialleistungen
- zusätzlich private Krankenversicherung über FTE
- jährlich 10 % Netto-Lohnanstieg (bei einer Inflationsrate von 3-6 %); 2017 sogar 20 % aufgrund der Hyperinflation von 30 %.
- geregelte Arbeitszeiten (40 Stunden Woche)
- Überstunden nur in Ausnahmefällen bei entsprechender Entlohnung (Faktor: 1,5)