Partnerbeschreibung

FTCI - Federation of Tibetan Cooperatives in India
Klangschalen aus Indien
Tibet war vor der chinesischen Besetzung 1949 ein unabhängiges Land mit einer eigenen Sprache, Kultur und Religion. Seit der Invasion durch China starben 1,2 Millionen TibeterInnen (ca. 1/5 der Gesamtbevölkerung) aufgrund politischer Verfolgung, Folter bzw. am Hungertod. Über 6000 Klöster, religiöse Einrichtungen und kulturelle Zentren wurden zerstört. Trotz internationaler Proteste gegen die Zerstörung Tibets und seiner Kultur gehen die Übergriffe auf die tibetische Bevölkerung weiter. Aus diesem Grund flüchten jedes Jahr tausende TibeterInnen in andere Länder, die meisten nach Indien und Nepal. In Indien leben derzeit ca. 150.000 tibetische Flüchtlinge. Für die tibetische Exilregierung bedeutet das hohe finanzielle Kosten, um für Gesundheit, Eingliederung in die indische Gesellschaft, Ausbildung und Arbeit der Flüchtlinge zu sorgen.
Die Federation of Tibetan Cooperatives in India (FTCI) unterstützt seinerseits die Bemühungen der tibetischen Exilregierung, in dem sie einen aktiven Beitrag zur nachhaltigen Entwicklung, Arbeitsplatz- und Einkommensbeschaffung und in den Bereichen Bildung und Gesundheit speziell für tibetische Flüchtlinge leistet. Wie in Tibet selbst, herrscht in den Exilländern ein ständiger Kampf um die Erhaltung der tibetischen Kultur, Kunst und Religion. In den neu gegründeten Siedlungen in Indien haben die ExilantInnen die Möglichkeit ihre tibetische Lebensweise und Tradition zu pflegen. Dazu zählt unter anderem das vielfältige tibetische (Kunst)Handwerk, das auf eine lange Tradition verweisen kann. Die internationale Vermarktung der Handwerksprodukte leistet einen Beitrag zum Erhalt der tibetischen Kultur, Kunst und Tradition. Andererseits werden durch die Erlöse aus dem Verkauf der Handwerksprodukte (u. a. handgeknüpfte Teppiche, Modeschmuck, Klangschalen, Taschen), Kosmetik, Räucherwaren, Tee- und Kräutermischungen Bildungs- und Gesundheitsprogramme unterstützt, die der in Indien lebenden tibetischen Exilbevölkerung zu Gute kommen, aber auch InderInnen offen stehen.
EZA-Partner seit 1996
Partnercode 74
"Das Hauptziel unserer Organisation besteht darin, die Interessen aller Mitglieder zu fördern, um ihre soziale und wirtschaftliche Lage durch Selbsthilfe und gegenseitige Unterstützung auf Basis genossenschaftlicher Grundsätze zu verbessern. (...) FTCI Delhi, die Exportabteilung, arbeitet mit ausgewählten Werkstätten und Kooperativen zusammen, die sowohl tibetische als auch indische ProduzentInnen beschäftigen. Das hat mehrere Gründe: Einer davon ist, dass Indien unser Gastland ist, und InderInnen und TibeterInnen gleich behandelt werden müssen."
Quelle: Lobsang Dhondup
FTCI - Federation of Tibetan Cooperatives in India
1978 entstand, mit Unterstützung der tibetischen Exilregierung des Dalai Lama, die Vermarktungsorganisation Tibetan Refugee Self-Help Handicrafts (TRSHH). Mit dem Ziel, Einnahmen zu erwirtschaften und gleichzeitig auch indische KleinproduzentInnen zu fördern, dehnte TRSHH das Projekt später auf indische Handwerksgruppen im Einzugsgebiet von Neu Delhi aus. TRSHH (heute FTCI - Federation of Tibetan Cooperatives) ist seit 1996 Partnerorganisation der EZA. Sie wurde 2006 in eine neue Organisationsstruktur eingegliedert und arbeitet seither unter neuem Namen. FTCI ist eine Vermarktungsorganisation für tibetisches und indisches Handwerk. Die engste Zusammenarbeit besteht mit den 15 Mitgliedskooperativen. Die Mitglieder dieser Kooperativen sind über ihre gewählten VertreterInnen in die Entscheidungsprozesse FTCIs eingebunden. Ansonsten sind die Kooperativen unabhängig und eigenständig. Nebst der Vermarktung der Produkte betreibt FTCI um die 150 Einrichtungen darunter Hotels, einen Copyshop, Verarbeitungszentren und Schulen in ganz Indien. FTCI Delhi, die Exporteinheit mit aktuell sechs Angestellten (darunter zwei Frauen), hat ihren Sitz in Neu-Delhi. 80% der Erlöse kommen aus dem Export der Produkte, davon 60% aus den Verkäufen an den Fairen Handel. Die erzielten Gewinne aus dem Verkauf der Produkte kommen den Programmen von FTCI zugute. Mit diesem Geld werden Projekte unterstützt, die die Lebensbedingungen der Menschen in den Siedlung verbessern helfen. Ziele der Organisation sind u.a. die Förderung benachteiligter ProduzentInnen und der Erhalt tibetischen Kulturgutes. Wichtiges Anliegen von FTCI ist die Ausbildung von Kindern und Jugendlichen. FTCI betreibt dazu eigene Schulen in den tibetischen Siedlungsgebieten, die auch indischen Kindern bei Bedarf offen stehen. Insgesamt gibt FTCI die Zahl ihrer Begünstigten mit 40.000 Personen an. Zählt man deren Familienangehörige hinzu, kommt man auf die stattliche Zahl von 85.000 tibetischen SiedlerInnen, die von den Aktivitäten FTCIs erreicht werden. In Indien existieren insgesamt 37 offizielle tibetische Siedlungen. Die ehemaligen Flüchtlingscamps und Zeltlager haben sich im Laufe der Jahre zu eigenen Siedlungen und kleineren Städten mit einer eigenen Struktur und Verwaltung entwickelt.
Die ProduzentInnen
Heute arbeitet FTCI Delhi mit zehn Werkstätten, Kooperativen, Verarbeitungszentren und Kleinunternehmen in ganz Indien zusammen. In Neu-Delhi befindet sich die an FTCI angeschlossene Werkstätte zur Herstellung von Taschen und Modeschmuck. In Moradabad und Neu-Delhi werden Klangschalen und Gongs in kleinen, Metall verarbeitenden Unternehmen hergestellt. In Dharamsala gibt es eine Kooperative von Teppichknüpferinnen und einen verarbeitenden Betrieb für Räucherwaren. Die Klangschalen und Gongs für die EZA werden von R. A. Metals in Neu-Delhi hergestellt. Die Werkstätte wurde 2001 von Rizwan Aarish gegründet und beschäftigt heute vier Männer, allerdings nur auf Stücklohnbasis, da die Auslastung der Werkstätte keine fixe und kontinuierliche Anstellung ermöglicht. Die Entlohnung selbst ist gut und liegt bei voller Auslastung bei ca. dem Doppelten des offiziellen Mindestlohns. Seit 2008 arbeitet R. A. Metals mit FTCI zusammen.
Die Klangschalen von FTCI sind über EZA und WELTLÄDEN erhältlich.
Weitere Informationen:
Quellen: div. Mails von L. Dhondup, EIF 03/22, GEPA, EZA-Reisebericht Indien 11/17; (EZA, akt. März´22)
Vorteile aus dem Fairen Handel
FTCI Delhi unterstützt seine ProduzentInnen wie folgt:
- Vermarktung im In- und Ausland
- Vorauszahlungen in der Höhe von 50%, in Einzelfällen bis zu 90%
- verlässliche und prompte Bezahlung bei Übernahme der Produkte
- langfristige Zusammenarbeit (mit R. A. Metals seit 2008)
- Festsetzung eines Stücklohns, der bei voller Auslastung ein Einkommen in der Höhe des doppelten, offiziellen Mindestlohnes ergibt.
- Preiskalkulation und -festsetzung durch die ProduzentInnen
- Ausgabe von Schutzbekleidung (wo notwendig)
- Unterstützung bei der Produktentwicklung und Qualitätssicherung
- Zugang zu Kleinkrediten (in Notfällen bzw. bei besonderen Investitionen)
Mit etwaigen Überschüssen aus dem Fairen Handel werden die allgemeinen Programme und Projekte FTCIs unterstützt:
- Förderung der finanziellen Eigenständigkeit der Flüchtlingsfamilien
- Aufwertung des tibetischen Kunsthandwerks
- Finanzierung diverser Projekte zugunsten der tibetischen Bevölkerung (z. B. Gesundheits-, Rehabilitations- und Bildungsprogramme, Schulen und Kindergärten)