Partnerbeschreibung

HPW Fresh & Dry SARL
Getrocknete Bio-Ananas aus Côte d´Ivoire
Die Republik Côte d´Ivoire (dt. Elfenbeinküste) wurde 1960 von Frankreich unabhängig und war über Jahrzehnte politisch gesehen ein stabiles Land. Exporterlöse aus Kakao und Kaffee garantierten einen relativen Wohlstand, aber mit den zunehmenden wirtschaftlichen Schwierigkeiten v. a. durch den Verfall der Kakaopreise eskalierten Konflikte und führten zu bürgerkriegsähnlichen Zuständen, die den Staat 2002 in zwei Teile zerrissen. Seit dem Friedensabkommen von 2007 wird an der Versöhnung und Wiedervereinigung der Côte d´Ivoire gearbeitet. Die politischen Krisen der 1990er und 2000er Jahre, ein fünfjähriger Bürgerkrieg und eine Regierungskrise nach den Präsidentschaftswahlen 2010 haben die Entwicklung des Landes erheblich zurückgeworfen. Die Nachwirkungen der Krisenjahre sind noch immer spürbar. Dennoch befindet sich die Wirtschaft des Landes seit zehn Jahren im Aufschwung. Inzwischen zählt das Land wieder zu den am schnellsten wachsenden Volkswirtschaften Afrikas.
Als weltgrößter Exporteur von Kakao und Cashewnüssen, mit seinen Erdölvorkommen und einer bedeutenden verarbeitenden Industrie ist Côte d´Ivoire die größte Volkswirtschaft der Westafrikanischen Wirtschafts- und Währungsunion (UEMOA). Doch die Mehrheit der Bevölkerung hat keinen Anteil an den wirtschaftlichen Erfolgen des Landes. Knapp 40 Prozent leben unterhalb der nationalen Armutsgrenze. In der Côte d'Ivoire gilt als arm, wer mit weniger als 250 Euro pro Jahr auskommen muss. In den ländlichen Regionen ist die Armut höher als in den Städten, im strukturschwachen Norden ausgeprägter als im Süden des Landes. Der überwiegende Teil der etwa 30 Millionen Einwohner:innen sind im informellen Sektor beschäftigt und verfügt damit meist über keinerlei soziale Absicherung. Die Landwirtschaft ist der dominierende Wirtschaftssektor der Côte d'Ivoire. Das tropische Klima bietet ideale Bedinungen dafür. Zwei Drittel der ivorischen Arbeitskräfte sind in der Landwirtschaft tätig und erwirtschaften rund 70% der Exporteinnahmen.
EZA-Partner seit 2023
„Unser Ziel ist es, den Früchten als Rohstoff einen Mehrwert zu verleihen und auch das Leben der Menschen zu verbessern, die zur Produktion der Früchte beitragen.“
Quelle: James Obeng, HPW Fresh & Dry
HPW Fresh & Dry SARL
HPW Fresh & Dry wurde 2018 gegründet und ist Teil der HPW AG mit Sitz in der Schweiz. Hauptaufgaben von HPW Fresh & Dry sind die Verarbeitung und der Export von Früchten. Die Produktionsstätte in der Côte d´Ivoire wurde 2019 fertiggestellt. Darin finden nicht nur viele Menschen einen neuen Arbeitsplatz, sondern sie bietet auch eine wichtige Abnahmequelle für Bäuerinnen und Bauern aus der Umgebung. Die Verarbeitungsanlage liegt im Herzen der ivorischen Ananas-Produktion rund 80km östlich der Hauptstadt (Abidjan) im Südosten des Landes in der Nähe von Bonoua. An diesem Standort arbeiten bis zu 600 Personen. Die Anzahl ist von der jeweiligen Saison abhängig. Das Stammpersonal bilden rund 300 Personen (davon 180 Frauen). Sie arbeiten vor allem in der Verarbeitung und Verwaltung. In der Hauptverarbeitungszeit (für ca. 3 Monate) kommen bis zu 300 Saisonarbeiter:innen (davon 50% Frauen) in der Verarbeitung der Früchte hinzu. Die Anlage in Bonoua hat eine Produktionskapazität von bis zu 800 Tonnen Trockenfrüchten / Jahr. Pro Tag können so bis zu 30 Tonnen Frischfrüchte verarbeitet werden. 95% der Produktion geht in den Export. HPW ist seit 2020 bio-zertifiziert und seit 2021 Fairtrade-zertifziert. Auf die Qualität und Sicherheit von Lebensmitteln entlang der gesamten Wertschöpfungskette legt HPW besonderen Wert und sichert dies mit der IFS- sowie BRC-Zertifizierung ab.
Zielsetzungen der Organisation sind:
- die Entwicklung einer Wertschöpfungskette mit Mehrwert auf Basis einer nachhaltigen und fairen Produktion.
- die Schaffung von Wertschöpfung und Arbeitsplätzen vor Ort (in der Verarbeitung von Frischfrüchten zu Premiumtrockenfrüchten).
- die Etablierung eines nachhaltigen Geschäftsmodells inkl. Bio- und Fairtrade-Zertifizierung von Teilen der Produktion: faire Arbeitsbedingungen, Zugang zu individueller Aus- und Weiterbildung, Verwendung (möglichst) erneuerbarer Energie in der Produktion, umweltschonende Anbauweise, Transport per Schiff, Umsetzung eines „Zero Waste“ und „Zero CO2“-Konzepts;
Die ProduzentInnen
Die frischen Bio-Ananas kommen aus der Region um Assé (ca. 80 km nordöstlich von Bonoua) von einer Vereinigungen von Kleinproduzent:innen mit durchschnittlich 2 Hektar Land . Die Kooperative liefert jährlich rund 1500 Tonnen Früchte (entspricht 150 Tonnen Trockenananas) und zählt 30 Mitglieder. Außerdem wird auf sogenannten "Block Farms" für HPW angebaut. Dabei handelt es sich um Flächen zu Anbau- und Schulungszwecken. Auf diesen Parzellen bauen die Produzent:innen mit Unterstützung technischer Berater:innen von HPW Ananas an und Erhalten Zugang zu landwirtschaftlichen Inputs (z.B. Setzlingen verbesserter Sorten, Bio-Inputs). Eine Studie zu dieser Anbauform kommt zu folgenden Ergebnissen:
- höhere Erträge auf den Parzellen
- Anbau neuer und qualitativ hochwertigerer Sorten und damit bessere Preise
- 23% höhere Einnahmen für die Produzent:innen (€ 230,- mehr / 0,4 Hektar)
- 60% der Produzent:innen wenden neue, verbesserte Anbaumethoden inkl. Schädlingskontrolle an;
Für HPW bedeutet das Modell eine sicherere Versorgung mit qualitativ hochwertigen Früchten. Trotz der engen Zusammenarbeit steht es den Produzent:innen frei ihre Produkte anderweitig zu verkaufen. Es gibt keine Exklusivitätsverträge mit HPW. Als besondere Herausforderung für den Anbau in der Region wird der Klimawandel (v. a. fehlende Niederschlag) angegeben. HPW Fresh & Dry hat darauf mit dem Bau von Speicherteichen reagiert.
Die fair gehandelten Bio-Ananas von HPW sind als getrockneten Bio-Ananas über EZA und WELTLÄDEN erhältlich.
Weitere Informationen:
www.hpwag.com
Quellen: EIF 02/23, PKU 03/23, Business Case Evaluation, div. Mails 2022-23; (EZA, 05/2023)
Vorteile aus dem Fairen Handel
Durch die Kooperation mit HPW haben die Produzent:innen folgende Vorteile:
- langfristige Zusammenarbeit und kontinuierliche Abnahme der Produktion
- Unterstützung bei der Bio- und Fairtrade-Zertifizierung
- technische Beratung durch geschulte Agronom:innen (z. B. Bio-Landbau, landwirtschaftliche Praktiken)
- höhere Erträge und bessere Einkommen (ca. 23% mehr im Vergleich zu anderen Produzent:innen in der Region)
- Zugang zur Fairtrade-Prämie und Projekten: z.B. Zuschüsse für die Mitglieder der Kooperative, für Gemeinschaftsprojekte wie z.B. den Bau von Mehrzweckräumlichkeiten und Schulungen
- vertraglich geregelte Vorauszahlungen für den Anbau der Früchte
- Faire Preise, die zwischen HPW Fresh & Dry und der Organisation der Kleinbauern und -bäuerinnen ausgehandelt werden. Zusätzlich erhalten sie die Fairtrade-Prämie in der Höhe von 0,22 US$ / kg Frischfrucht
- Zugang zur verarbeitenden Infrastruktur vor Ort