Partnerbeschreibung

ISMAM
Bio-Kaffee aus Mexiko
In Mexiko wurde bereits 1500 v. Chr. bis 900 v. Chr. Ackerbau betrieben. Mesoamerikanische Zivilisationen wie die Maya, Olmeken, Tolteken und Azteken prägten die Geschichte des Landes. Bevor Spanien im 16. Jahrhundert das mesoamerikanische Land kolonialisierte, beherrschten die AztekInnen weite Teile des heutigen Staatsgebiets. Ihr letzter Anführer wurde 1525 hingerichtet, die Überlebenden christianisiert und zur Zwangsarbeit genötigt. Von 1810 bis 1821 dauerte der mexikanische Unabhängigkeitskrieg gegen die spanische Kolonialherrschaft, der mit der Eigenständigkeit des Landes endete. Im 20. Jahrhundert von 1940 bis 1970 erlebte Mexiko ein starkes wirtschaftliches Wachstum. 1994 gründet das Land gemeinsam mit den Vereinigten Staaten und Kanada die Freihandelszone NAFTA. GewinnerInnen und VerliererInnen dieses nordamerikanischen Handelsabkommens sind klar erkennbar: Kleine und mittlere Landwirtschaftsbetriebe leiden unter dem Wettbewerbsdruck der großen subventionierten US-Agrarunternehmen. Von 1994 bis 1999 fielen die mexikanischen Löhne im Agrarsektor um 60% und stellten viele KleinproduzentInnen vor den Ruin. Aufgrund dieser Entwicklungen importiert Mexiko heute den Großteil seiner landwirtschaftlichen Produkte. Das größte Entwicklungshemmnis im Agrarsektor stellt die noch immer ausgeprägte feudale Struktur und ungerechte Landverteilung dar (1% besitzen rund 50% des Bodens!). Hinzu kommt, dass die Böden durch die einseitige Nutzung und intensive Bewirtschaftung ausgelaugt sind. Die landwirtschaftlichen Erträge gehen unter diesen Bedingungen unaufhaltsam zurück, die Qualität der Produktion sinkt, und die Pflanzen sind für Schädlinge anfälliger.
Die Rebellion der ZapatistInnen in Chiapas lenkt seit den 1990er Jahren die Aufmerksamkeit auf eine seit langem bestehende Tatsache: die Diskriminierung der indigenen Landbevölkerung und ihre Abkoppelung vom „modernen“ Mexiko, das auf die Industrialisierung der Landwirtschaft und den Freihandel mit den USA setzt.
EZA-Partner seit 1995
„Die Tatsache organisiert zu sein, ist für uns Campesinos eine ganz wesentliche, denn der Bauernstand hat bei uns in Mexiko kaum etwas von der Regierung zu erwarten. Aber durch unsere Organisation konnten wir viel erreichen: Wir haben uns bei der Regierung Gehör verschafft, fordern unsere Rechte ein und haben unsere konkrete Lebenssituation verbessern können. Wir haben jetzt Zugang zu Bildung und Gesundheit und sind sozial besser abgesichert. Das alles haben wir uns mit eigenen Kräften und durch unsere Organisation erkämpft!“
Quelle: Pedro René Galves Roblero - ISMAM
ISMAM - Indígenas de la Sierra Madre de Motozintla
... so der offizielle Name der indigenen Kleinbauerngenossenschaft, die sich vor allem zwei Ziele gesetzt hat:
- Bewahrung der indigenen Identität und Umwelt
- Verbesserung der wirtschaftlichen wie sozialen Situation der Mitglieder durch Anbau und eigenständige Vermarktung von Bio-Kaffee
Der Sitz der Organisation ist in Huixtla, nahe Tapachula in Chiapas im Süden Mexikos. Gegründet wurde ISMAM 1986 mit 250 Mitgliedern. Heute umfasst die Organisation 585 indigene Familien aus 20 Gemeinden im südlichen Chiapas. Sie werden durch 74 gewählte VertreterInnen in der Delegiertenversammlung vertreten, um über alle Belange der Organisation gemeinsam zu entscheiden. Dem/der VertreterIn kommt auch die interne Kontrolle der Mitglieder hinsichtlich der Einhaltung der Richtlinien des Bio-Anbaus zu. Die Delegierten wählen ihrerseits den Vorstand und diverse Ausschüsse. Frauen haben eine entscheidende Rolle bei der Entwicklung der Organisation. Sie wirken in den verschiedenen Arbeitsgruppen mit. Leider - so Pedro René - fänden sich aber nur wenige Frauen, die bereit sind als Delegierte zu kandidieren. ISMAM besitzt eigene Transportmittel, Lagerhallen, eine Verarbeitungsanlage, Exportlizenz und kleine Rösterei. Der von ISMAM verarbeitete und geröstete „Café Mam“ wird lokal vermarktet und erfreut sich steigender Nachfrage. Mit der Fairtrade-Prämie wurden in den letzten Jahren vor allem Maßnahmen zur Steigerung der Produktivität und Förderung der Bio-Produktion finanziert. So verfügt heute jedes Mitglied über ein eigene Anzucht für Setzlinge und Komposterzeugung und setzt Maßnahmen zum Schutz der Böden und Parzellen vor Fremdeintrag um (z. B. lebende Zäune, Schaffung von Pufferstreifen auf den Parzellen).
Die ProduzentInnen
... sind Indigene verschiedenster Volksgruppen (Mam, Tzoltzil, Tzeltal, Mocho, Tojalabal) aus 20 Gemeinden im südlichen Chiapas. Gemeinsam bewirtschaften die 585 Familien über 2470 Hektar Land organisch-biologisch. Ihre Lebensweise wird von der Achtung der Natur und indigenen Wertvorstellungen geprägt. Bio-Landbau ist somit keine importierte Philosophie, sondern entspringt der eigenen kulturellen Tradition. Die Achtung vor der Umwelt drückt sich am besten in der respektvollen Bezeichnung für die Natur aus: ”Mutter Erde”. Der organisch-biologische Kaffeeanbau erfordert viel Mühe und Arbeit und genaue Kenntnisse der natürlichen Kreisläufe: So werden Schatten spendende und Stickstoff bindende Bäume zwischen die Kaffeestauden gepflanzt. Die Bäume schützen den Kaffee vor zu viel Sonne, regulieren die Luftfeuchtigkeit, schützen vor Erosion, fördern die Bodenfruchtbarkeit und beugen dem Kaffeerost, einer häufigen Pilzkrankheit, vor. Die Aufnahme in ISMAM ist an Bedingungen geknüpft: Ein Mitglied darf keinE ZwischenhändlerIn sein, nicht mehr als 10 ha Land besitzen, muss aktiv in der Organisation mitarbeiten und sich an die Auflagen des Bio-Landbaus halten. Neben Kaffee werden Produkte des Eigenbedarfs angebaut: Bohnen, Mais, Früchte, Gemüse, etc. Einige Mitglieder produzieren Honig.
Der Bio-Kaffee von ISMAM ist als Kaffee Orgánico, Kaffee Mundo und Espresso Italiano über EZA, WELTLÄDEN, im Lebensmittelhandel und in ausgewählten Naturkostläden erhältlich.
Weitere Informationen:
Quellen: ISMAM, div. EZA-Reiseberichte, Jahresbericht 2019-20, FLO-Prämienplan 2019-21, EIF 01/22; (EZA, akt. Jän. ´22)
Vorteile aus dem Fairen Handel
Der Kaffee von ISMAM erfreut sich einer guten Nachfrage. 100% des exportierten Kaffees werden unter Fairtrade-Bedingungen verkauft. Für die Mitglieder bedeutet das folgende Vorteile:
- Die EZA Fairer Handel garantiert ihren KaffeeproduzentInnen den von Fairtrade festgesetzten Mindestpreis, hinzu kommt eine zusätzliche Fairtrade-, Bio- und Qualitätsprämie - Details siehe hier.
- Die besseren Preise bedeuten für die ProduzentInnen mehr Geld für die Ausbildung der Kinder, Gesundheitsvorsorge und eine Verbesserung der allgemeinen Wohn- und Lebenssituation.
- Zugang zu technischer Beratung und Schulungen (u. a. Förderung des Bio-Landbaus, Maßnahmen zum Bodenschutz, etc.)
- Mitbestimmung in allen Belangen der Organisation und bei der Verwendung der Fairtrade-Prämie - Details siehe Beitrag links.
- Zugang zu Kleinkrediten
- Frauen erhalten eigene Schulungen und Zugang zu produktiven Projekten (z. B. Hühnerzucht).