Partnerbeschreibung

KCU - Kagera Cooperative Union
Bio-Löskaffee aus Tansania
Rund 58 Millionen Menschen leben im ostafrikanischen Tansania. Während des letzten Jahrzehnts verzeichnete Tansania ein anhaltendes Wirtschaftswachstum und einen anhaltenden Rückgang der Armut. Trotzdem lebt etwa die Hälfte der Bevölkerung weiterhin unterhalb der Armutsgrenze von 1,90 US-Dollar pro Person und Tag. 76% der TansanierInnen sind für ihren Lebensunterhalt von der Landwirtschaft oder vom Zugang zu natürlichen Ressourcen abhängig. Die Abhängigkeit von der Landwirtschaft macht die Bevölkerung besonders anfällig für wirtschaftliche Erschütterungen aufgrund des Klimawandels wie beispielsweise Dürreperioden oder Starkregen. Trotz fruchtbarer Böden und günstiger Klimabedingungen herrscht in der Kagera-Region westlich des Victoria-Sees große Armut. Die durchwegs kleinbäuerliche Bevölkerung lebt abgeschnitten vom Rest des Landes.
Seit Jahrzehnten stellt Kaffee die wichtigste, wenn nicht sogar einzige Verdienstquelle dar. Mit dem Ziel, das Preis- und Handelsmonopol der ZwischenhändlerInnen zu durchbrechen, entstanden bereits in den späten 1940er Jahren vielerorts Dorfgruppen und Verbände, die später im Zuge der Ujamaa-Bewegung des Staatspräsidenten Nyerere verstaatlicht wurden. Als erster Genossenschaftsverband erhielt KCU Anfang der 1990er Jahre eine Exportlizenz. Gleichzeitig konnte ein eigenes KCU-Büro in der Stadt Moshi, dem Sitz der staatlichen Kaffeebörse, eingerichtet werden. KCU knüpfte erste Kontakte zu europäischen Fair-Handels-Organisationen und gehörte 1993 zu den ersten Fairtrade-zertifizierten Kaffeegenossenschaften weltweit. Zu ihren wichtigsten Errungenschaften zählt die Beteiligung an der einheimischen Instantkaffee-Fabrik Tanica zur Steigerung der Wertschöpfung im eigenen Land. Heute hält KCU die Mehrheit der Anteile, die mit Geldern aus der Fairtrade-Prämie angekauft wurden – eine ganz außergewöhnliche Initiative für eine Kleinbauernorganisation! Damit ist Tanica einer der wenigen afrikanischen Verarbeitungsbetriebe, der in der Lage ist, Rohkaffee zu Löskaffee zu verarbeiten.
EZA-Partner seit 1992
„Früher endete unser Wissen und unser Einfluss an der Kaffeebörse in Moshi. Mit dem Fairen Handel konnten wir erstmals die Erfahrung machen, dass es möglich ist, Kaffee direkt an die KonsumentInnen zu verkaufen und dafür einen fairen Preis zu bekommen. Seit wir an den Auktionen teilnehmen und unseren Kaffee direkt nach Europa verkaufen können, verkaufen wir neben dem Fairen Handel auch an andere kommerzielle Käufer. Auch wenn nur ein Teil unseres Kaffees an die alternativen Handelsunternehmen verkauft wird, das Wissen, das wir uns dadurch aneignen konnten, und die Wirkung, die diese Mengen Kaffee auf den restlichen Kaffee hat, ist für uns von unschätzbarem Wert!“
Quelle: John Kanjagaile (Exportmanager)
Kagera Cooperative Union
Die Erfolgsgeschichte der 1950 gegründeten KCU ist ganz wesentlich mit dem Fairen Handel verbunden. So stellte die Zuteilung der ersten landesweiten Lizenz für die Teilnahme an der nationalen Kaffeebörse in Moshi (und damit die Möglichkeit der Direktvermarktung) einen der ganz großen Erfolge des Genossenschaftsverbandes KCU dar. Gelungen war dieser Schritt nur, weil einige alternative Handelsorganisationen am Kaffee von KCU interessiert waren. Damit erfüllte KCU die Bedingungen für die Teilnahme an der Börse. Seither kann der Verband seinen Kaffee eigenständig an der Börse handeln und die so erzielten höheren Erlöse an seine Mitglieder weitergeben. Dieser Durchbruch KCUs Anfang 1992 führte dazu, dass seither auch kleinere Verbände an der Kaffeebörse vertreten sind. Damit hat KCU ihr ursprüngliches Ziel, die ZwischenhändlerInnen überflüssig zu machen, sogar übertroffen! Heute ist KCU zu einem Dachverband von derzeit 131 Basisgenossenschaften der Kagera Region angewachsen. Jede dieser Basisgenossenschaften zählt mehrere hundert Mitglieder eines Dorfes oder Dorfverbandes und stellt Delegierte für die Generalversammlungen von KCU. So wird sichergestellt, dass die Interessen der ProduzentInnen vertreten sind und wichtige Entscheidungen gemeinschaftlich getroffen werden. Neben Aufkauf, Transport, Verarbeitung, Vermarktung und Export des Kaffees bietet KCU ihren Mitgliedern weitere Vorteile: So gibt es zum Beispiel einen Bildungsfond, aus dem Stipendien und die drei eigenen Schulen finanziert werden. Ein weiterer Fond dient der Vorfinanzierung des Kaffeeankaufs. Die ProduzentInnen erhalten bei Übernahme ihres Kaffees 50% des Preises, der Rest wird in einer 2. Rate nach erfolgter Vermarktung und Abrechnung beglichen. Außerdem werden die ProduzentInnen mit landwirtschaftlichen Inputs und technischer Beratung unterstützt. Aus der Fairtrade-Prämie konnten die Mehrheit der Anteile an der Instantkaffee-Fabrik Tanica erworben werden: Damit sind die genossenschaftlich organisierten KleinproduzentInnen HaupteigentümerInnen der Tanica-Kaffeefabrik. Die Fabrik arbeitet gemäß den Prinzipien des Fairen Handels. Die ArbeiterInnen und Angestellten werden entsprechend entlohnt, sind sozialversichert, werden durch einen Betriebsrat vertreten und halten ein Prozent der Tanica-Anteile. Der erwirtschaftete Mehrwert bleibt in der Region.
Die ProduzentInnen
Heute vereint KCU über 60.000 Mitglieder aus Kleinbauernfamilien, meist Angehörige der Haya, eine der rund 120 Ethnien Tansanias. Die kleinbäuerlichen Betriebe der Kagera-Region (durchschnittlich 2,4 Hektar) dienen fast ausschließlich der Versorgung der Familien und des lokalen Marktes. Es werden vor allem Bananen, Kartoffel, Mais und Bohnen angebaut. Zur Erwirtschaftung von Devisen wird zusätzlich Kaffee kultiviert. Die Bauern und Bäuerinnen verwenden die Erlöse aus dem Kaffeeanbau hauptsächlich Ausgaben für die Schuleausbildung ihrer Kinder, Gesundheit und zur Vorsorge. Dank höherer Preise, Beratung, Weiterbildung, Qualitätskontrollen und direkter Vermarktung hat KCU die Einkommen und Lebensbedingungen der Mitglieder über die Jahre deutlich verbessert. Ein Drittel der ProduzentInnen sind Frauen.
Beim Löskaffee Africafé handelt es sich um einen Mischkaffee aus Arabica- und Robustasorten. Die Mitglieder von KCU bauen zum Großteil Robusta-Sorten an. Arabica-Kaffee stellt nur eine geringe Menge des geernteten Kaffees dar.
Der von der KCU produzierte Kaffee ist über EZA und die WELTLÄDEN als Africafé erhältlich.
Weitere Informationen:
Quellen: Human Development Index, EIF 6/2019, EZA-Archivmaterial, gepa, Claro Partnerprofil von E. Piras, KCU, Vedastus Ngaiza; (EZA,akt. Nov. 2020)
Vorteile aus dem Fairen Handel
Der Faire Handel hat bisher u.a. folgendes bewirkt:
- Direktvermarktung und Teilnahme an der Kaffeeauktion;
- Sozialprogramme und Bildungsfonds, die dazu beigetragen haben, die Lebensumstände der Mitglieder zu verbessern;
- Beratung und schrittweise Umstellung auf BIO-Landbau seit 1999;
- Die EZA Fairer Handel garantiert ihren KaffeeproduzentInnen den von Fairtrade festgesetzten Mindestpreis von US$ 180,- pro Sack* gewaschener Arabica-Kaffeebohnen. Zusätzlich zum garantierten Mindestpreis schreibt Fairtrade die Zahlung einer Fairtrade-Prämie in der Höhe von US$ 20,- pro Sack* und einer Bio-Prämie von US$ 40,- pro Sack* vor. Sollte der Weltmarktpreis über den garantierten Mindestpreis steigen, wird automatisch der Weltmarktpreis als Basis herangezogen. In diesem Fall werden auf diesen sämtliche Prämien aufgeschlagen.
- Über die durch das Fairtrade System vorgeschriebenen Zahlungen hinaus leistet die EZA zusätzliche Prämien an die Kooperativen. Sie variieren je nach Ursprung und Qualität des Kaffees und können auch darüber hinausgehende Förderungen an die Genossenschaften umfassen.
- Weitere Details siehe hier.
* 1 Sack = 100 Pfund = 45,36 kg