Argentinien ist die drittgrößte Volkswirtschaft Lateinamerikas. Das Land ist reich an Bodenschätzen, verfügt über eine diversifizierte industrielle Basis und hoch qualifizierte Arbeitskräfte, hat aber mit einer hohen Inflation, einem schwachen Peso und einem boomenden Dollar-Schwarzmarkt zu kämpfen. Nach dem Regierungswechsel im Dezember 2023 hat Argentinien unter dem libertären Präsidenten Javier Milei einen Reformkurs eingeschlagen. Jahrelang versäumte strukturelle Veränderungen werden nun im Eiltempo umgesetzt und führen teilweise zu einem Rückgang der wirtschaftlichen Aktivitäten.

Die argentinische Landwirtschaft ist mit über 20% der gesamten Ausfuhren ein wichtiger Devisenbringer und ein wichtiger Arbeitgeber für viele Argentinier:innen, vor allem im ländlichen Raum. Der Weinbau macht über 1% der Exporte aus (Tendenz steigend) und das Land ist der fünftgrößte Weinproduzent der Welt. Das volle Potenzial des Weinbaus ist noch lange nicht ausgeschöpft und die Produktion von Spitzenweinen hat große Qualitätssprünge gemacht. Argentinien ist das wichtigste Weinbauland Südamerikas. Rund 220.000 Hektar sind mit Reben bestockt. Die jährliche Weinproduktion beträgt 12 Millionen Hektoliter. Der argentinische Weinbau geht auf das Jahr 1556 zurück. Die spanischen Eroberer brachten ihn ins Land. Da damals die Kirchen und Klöster für den Weinanbau zuständig waren, war es auch in Argentinien der Jesuitenpater Pater Cedrón, der europäische Reben aus seiner Heimat anpflanzte. Im 18. und 19. Jahrhundert brachten italienische, französische und spanische Einwanderer ihre Weinbau-Erfahrungen mit ins Land und sorgten so für eine Vielfalt an Weinen. Diese Vielfalt ist auch heute noch typisch für den argentinischen Weinbau. Mendoza, La Rioja und San Juan waren die ersten Weinbaugebiete Argentiniens.

Bis heute haben die Nachfahren der Einwanderer:innen die Tradition des Weinanbaus fortgeführt und La Rioja zu einer der wichtigsten Weinanbauregionen Argentiniens entwickelt. Trotzdem zählt La Rioja zu den wirtschaftlich schwächsten Regionen des Landes. Nachdem die nationale Regierung die monatlichen Überweisungen an die Provinzen gekürzt hatte, wurde diese im Februar 2024 zahlungsunfähig. Die lokale Regierung reagierte und schaffte eine eigene Währung ein. Die entlegene Lage, hohe Produktionskosten, eine spürbare Inflation und niedere Preise für Trauben machen den Produzent:innen zu schaffen. Heute zählt La Riojana zu einer der größten und wirtschaftlich erfolgreichsten Kooperativen Argentiniens.

La Riojana

... liegt im wunderschönen Famatina-Tal im Herzen der Provinz La Rioja und besteht aus rund 500 Familien. Sie ist die größte Weinkooperative Argentiniens und gehört zu den zehn größten Weinexporteuren des Landes, die eine Vielzahl preisgekrönter Fairtrade- und Bioweine für Märkte in der ganzen Welt produzieren. La Riojana wurde erstmals im Jahr 2000 bio-zertifiziert und hat sich seitdem zu einem der größten Bio-Weinerzeuger Argentiniens entwickelt. Die Fairtrade Zertifizierung folgte 2006.

Der Sitz der Kooperative La Riojana - Cooperativa Vitivinifruticola de La Rioja Ltda. befindet sich in Chilecito in der Provinz La Rioja im Nordwesten Argentiniens. Dort befinden sich neben der Verwaltung auch das Zentrallager, die Kelterei und die zentrale Abfüllanlage für Wein, die Arbeitsplätze in eine ländliche Region bringen. Die Kooperative ist ein starker Motor der lokalen nachhaltigen Entwicklung. Darüber hinaus bietet sie zahlreiche Beschäftigungsmöglichkeiten. Insgesamt besitzt die Kooperative acht Lager, in denen die Produktion der Mitglieder gesammelt und zwischengelagert bzw. verarbeitet wird. Neben Trauben werden auch noch Oliven angebaut und zu Öl verarbeitet. Außerdem verfügt die Genossenschaft drei eigene Plantagen. Oberstes Gremium ist die Generalversammlung. Sie trifft alle strategischen Entscheidungen und wählt den Vorstand. Unterstützt wird dieser durch ein geschultes Team in den Bereichen Produktion, technische Beratung, Vermarktung (lokal wie Export) und Verwaltung.

Seit der Fairtrade Zertifizierung im Jahr 2006 wurden insgesamt über 5,5 Mio. USD gesammelt und in viele Projekte gesteckt. Die Entscheidung welche Projekte unterstützt werden liegt bei den Mitgliedern bzw. dem FT-Prämienausschuss und der Generalversammlung. Die größten drei Projekte waren bisher ein Wasser-, Schul- und Gesundheitsprojekt, die den Mitgliedern aber vor allem auch den lokalen Gemeinden und somit allen Menschen in der Provinz La Rioja zugute kamen. Kleiner Projekte waren Computerkurse, Schulausrüstung, Kleinbus, Sport- und Freizeitzentrum, Kulturverein, Aufforstung, Zugang zu Krediten, aber auch kostenloser Dünger und Leihtraktoren für Produzent:innen.

Die Produzent:innen

Die meisten der 345 Mitglieder leben im Tal Famatina in der Provinz La Rioja, einige auch in den angrenzenden Provinzen Mendoza und Catamarca. Die Genossenschaft La Riojana vereint kleine, mittlere aber auch große Weinerzeuger:innen. 80% ihrer Mitglieder verfügen über weniger als 3 Hektar und die durchschnitte Größe der Fläche je Mitglied liegt bei 6,37 Hektar. Die Trauben der Weine die die EZA Fairer Handel von La Rionjana anbietet stammen von den kleinen und mittleren Produzent:innen. Einige der Mitglieder bauen auch Oliven und Nüsse als weitere Einkommensquelle an und einen Gemüsegarten für den Eigenbedarf.

Alle Mitglieder sind zu 100% Eigentümer:innen ihrer Grundstücke und beschäftigen oft auch Saisonarbeiter:innen. Etwa 30% der Produzent:innen sind biozertifiziert. La Riojana verfügt heute über das größte Bio-Anbaugebiet in Argentinien mit einer Fläche von 946 Hektar und einer Produktion von 8 Mio. Hektar. Seit 2017 gibt es auch biodynamischen Weinbau, mittlerweile 130 Hektar. Zur Unkrautbekämpfung werden Schafe (Pergola) eingesetzt. Insgesamt verfügen die Produzent:innen von La Riojana über 2200 Hektar und produzieren 25 Mio. Liter Wein.

Der Bio-Sekt, Bio-Rosé und Bio-Weißwein von La Riojana ist über EZA und WELTLÄDEN erhältlich.

Weitere Informationen:
https://www.lariojanawines.com/

Quellen: Oxfam Fair Trade, EFTA Information Form 12/2021; (EZA, Dez. 2024)