Partnerbeschreibung

La Sureñita
Bio-Cashewnüsse aus Honduras
Honduras ist ein Agrarland. Mehr als ein Drittel aller HonduranerInnen arbeiten in der Landwirtschaft und erwirtschaften ca. 15% des BIP. Frauen leisten dabei einen beträchtlichen Teil der Arbeit. Jedoch wird der von ihnen geleistete Beitrag oft nicht anerkannt und bleibt unbezahlt. Zumeist sind es die Männer, die den Transport und Verkauf der Güter übernehmen und so das Haushaltseinkommen kontrollieren. Obwohl die Verfassung eine Gleichstellung der Geschlechter vorsieht, sind Frauen bis heute vor allem in wirtschaftlicher und sozialer Hinsicht benachteiligt. Ihre traditionelle Rolle als Erzieherin und Hausfrau liegt in der machistisch geprägten Gesellschaft begründet. Honduras zählt seit Jahrzehnten zu einem der ärmsten Länder Lateinamerikas gepaart mit einer hohen Kriminalität. In Folge verlassen Jahr für Jahr Tausende HonduranerInnen ihr Land. Besonders prekär ist die Situation in Südhonduras, wo aufgrund massiver Abholzung und des trockenen Klimas mit seltenen, aber schweren Niederschlägen und damit verbundener Erosion schwierigste Bedingungen für die Landwirtschaft herrschen. Während die Regierung vor allem die Agroindustrie unterstützt, leidet ein Großteil der Bevölkerung an Mangelernährung. Unter diesen Bedingungen gewinnt der Cashewanbau besondere Bedeutung: Die Cashewbäume sind dem ariden Klima gut angepasst. Die Wiederaufforstung mit Cashewbäumen leistet somit nicht nur einen wichtigen Beitrag zur Erosionsbekämpfung, sondern darüber hinaus zur Verbesserung der Ernährungssituation der lokalen Bevölkerung. Vor allem die nährstoffreichen Kerne sind eine wertvolle Ergänzung zur sonst sehr einseitigen Ernährung. Mit dem Cashewanbau wurde in den 1970er Jahren begonnen. Doch erst durch die Weiterverarbeitung und Vermarktung von Cashewprodukten gelang es, die lokale Bevölkerung in die Wertschöpfung zu involvieren. Zuvor hatten vor allem lokale ZwischenhändlerInnen vom Cashewhandel profitiert. Die wenigen Einkommensmöglichkeiten in der Region sind meist den Männern vorbehalten. Die Verarbeitung und Vermarktung von Cashewkernen und anderen Cashewprodukten bedeutet für die Frauen eine einzigartige Chance, wichtiges Einkommen für ihre Familien zu erwirtschaften, eine aktive Rolle innerhalb der Gemeinschaften zu übernehmen und sich in jeder Hinsicht zu emanzipieren.
EZA-Partner seit 2007
„Das Besondere an La Sureñita ist, dass sich einfache Landfrauen im Laufe der Jahre und durch kontinuierliche Unterstützung soweit weitergebildet haben, dass sie nun in der Lage sind, die Organisation selbst zu leiten. Es ist sogar so weit gekommen, dass sie die Zusammenarbeit mit einer honduranischen NGO aufkündigten, weil diese die Frauen zu sehr bevormundete. (...) Ein weiterer Punkt ist, dass die Frauen durch die Arbeit mit La Sureñita zu neuer wirtschaftlicher Macht gefunden haben. So sind sie es, die die Produktion der Männer aufkaufen, die den Gemeinden Vorschläge unterbreiten und ihre Rechte einfordern ...“
Quelle: Andrea Fütterer, gepa - The Fair Trade Company
La Sureñita (= Die Kleine aus dem Süden)
Genau genommen heißt der Zusammenschluss der drei, sehr ähnlich strukturierten Frauenkooperativen COPROMAZSH (Comité Coordinador de Cooperativas Procesadoras de Marañón de la Zona Sur de Honduras – Koordinationskomitee der Cashew verarbeitenden Kooperativen Südhonduras). Alle drei Kooperativen sind in der Provinz Choluteca im Südosten Honduras, im Grenzgebiet zu Nicaragua, angesiedelt. Besser bekannt ist der Dachverband unter dem Namen „La Sureñita“. So heißt die Marke, unter der die Cashewprodukte auf dem nationalen Markt verkauft werden. COPROMAZSH setzt sich aus drei Vertreterinnen jeder Kooperative zusammen und übernimmt vor allem koordinierende Aufgaben. Oberstes Entscheidungsgremium jeder Einzelkooperative ist die Vollversammlung. Diese wählt den Vorstand und den Kontrollausschuss jeder Kooperative. Zusätzlich gibt es Komitees für die Bereiche Produktion, Qualitätskontrolle, Bildung, Vermarktung und technische Beratung. Bei den Mitgliedskooperativen handelt es sich um Zusammenschlüsse mehrerer Frauengruppen, die sich in den 1980er Jahren vor allem dem Gemüseanbau und der Produktion von Grundnahrungsmitteln (Bohnen, Mais, Hirse) widmeten. Die deutsche Friedrich-Ebert-Stiftung (FES) brachte diese Frauengruppen 1985 zusammen und unterstützte sie in der Folge in der Verarbeitung von Cashewfrüchten, Verwaltung, Buchhaltung und Vermarktung. Bald waren die Frauen in der Lage ihre Produkte selbst lokal und national zu vermarkten. 1988 erfolgte nach der Kontaktaufnahme mit dem deutschen Fair-Handels-Unternehmen GEPA der erste Export nach Europa. Seit 1991 verfügen die Frauenkooperativen über eigene Einrichtungen zur Verarbeitung von Cashewkernen. Später erweiterte sich die Produktpalette um weitere Cashewprodukte (Marmeladen, Essig, Likör, etc.). Seit 1992 besitzt La Sureñita eine eigene Exportlizenz. Das zentrale Verwaltungs- und Bürogebäude befindet sich in der Provinzhauptstadt Choluteca.
Die ProduzentInnen
Hauptzielgruppe des Projekts waren besonders benachteiligte Landfrauen ohne Landbesitz und KleinproduzentInnen, die am Existenzminimum leben. Vor ihrer Mitgliedschaft waren die Frauen kaum außerhalb ihres Haushaltes aktiv. Inzwischen organisieren sie die Arbeit - von der Ernte über die aufwändige Verarbeitung und Verpackung bis hin zu Vermarktung und Export - mit Erfolg selbst. Die drei Kooperativen zählen knapp 100 Mitglieder aus mehreren Dorfgemeinschaften. Sie stellen die meisten der fix Angestellten in der Verarbeitung und Verwaltung. Weitere 100 Frauen finden während der Hauptverarbeitungszeit eine saisonale Anstellung. Mehr als die Häfte aller Frauen sind alleinerziehende Mütter. Auf drei Hektar bauen die Mitglieder der Kooperative selbst Cashewbäume an. Der überwiegende Teil der Früchte wird aber von KleinproduzentInnen - oft den Ehemännern der „Sureñitas“ - in der Region zugekauft. Einige Frauen haben eigene Cashew-Pflanzungen. Die Cashewfrüchte werden organisch-biologisch angebaut. Die Ernte der Cashewfrüchte dauert von Februar bis Mai. Die Verarbeitung erfolgt von Februar bis Dezember. In der Verarbeitung der Cashewfrüchte arbeiten fast ausschließlich Frauen. Diese Beschäftigung bedeutet im regionalen Kontext eine bedeutende Einkommensquelle für die involvierten Frauen.
Die Bio-Cashewnüsse von La Sureñita werden zu Schoko- und Joghurt-Cashewnüssen, Schoko-Orangen Keksen und dem Multi Power Riegel verarbeitet und sind über EZA und WELTLÄDEN erhältlich.
Weitere Informationen:
Quellen: La Prensa, GEPA - The Fairtrade Company, FES, EFTA Assessment 04/2019, EIF 01/2020, Gepa HP-Beschrieb 01/2022; (EZA, akt. Jan. 2022)
Vorteile aus dem Fairen Handel
Durch den Fairen Handel hat La Sureñita die Möglichkeit, die Cashewkerne zu fairen Preisen zu exportieren. Aus den Erlösen finanzieren sich besondere Leistungen für die Mitglieder (Zugang zu einem Sozial- und Bildungsfond, Übernahme medizinischer Kosten, etc.), die CashewproduzentInnen (Vorauszahlungen und garantierte Mindestpreise für die Cashewfrüchte) und eine faire Entlohnung der Angestellten. Darüber hinaus hat sich La Sureñita immer wieder für Entwicklungs- und Infrastrukturprojekte in den Dorfgemeinschaften (wie z. B. die Sanierung von Schulen und Gesundheitszentren, Errichtung kommunaler Läden und Alphabetisierungskurse) eingesetzt. Heute profitieren die Mitglieder darüber hinaus von:
- Zugang zu produktiven Projekten wie Geflügel-, Schweine- sowie Fischzuchtprojekten und Anlage von Gemüsegärten. Diese tragen zur Ernährungssicherung in der Region bei.
- Anzucht und Ausgabe von Cashewsetzlingen
- Anpassungsmaßnahmen an den Klimawandel: In den letzten Jahren macht sich der Klimawandel immer stärker bemerkbar (u.a. extremere Trockenzeiten, Starkregen).
- Weiterbildungsangebote
- zinslose Kredite in der Zeit, in der nicht geerntet werden kann;
- Empowerment für Frauen, Vertretung ihrer Interessen und Vorbildfunktion in der Region und darüber hinaus;