Partnerbeschreibung
Liana Creation
Bastkörbe und -taschen aus Madagaskar
Madagaskar ist weltweit der zweitgrößte Inselstaat und liegt rund 500 Kilometer vor der Küste von Mozambique. Die Republik umfasst ca. 24 Millionen EinwohnerInnen (Stand 2014). Seit 1960 ist die ehemalige französische Kolonie unabhängig. Laut UNO ist Madagaskar eines der ärmsten Länder der Erde. Im "Human Development Index" (Index für menschliche Entwicklung) belegt der Inselstaat den 154. Platz von 187 Staaten. Neun von zehn Madagassen leben von weniger als US$ 1,25 pro Tag. Die Armut hat massive Auswirkungen auf viele Lebensbereiche. Verschlimmert hat sich die Situation 2009 in Folge der Proteste gegen den damaligen Präsidenten, dem persönliche Bereicherung vorgeworfen, und der schließlich gestürzt wurde. Daraufhin wurden gegen die nicht legitimierte Übergangsregierung internationale Sanktionen verhängt. 2011 folgte ein internationaler Maßnahmenplan zur Beendigung der Krise, um eine Rückkehr zu Demokratie und Rechtsstaatlichkeit zu ermöglichen. Im Dezember 2013 fanden anerkannte Wahlen statt.
Die Landwirtschaft schafft in Madagaskar die meisten Arbeitsplätze und ist neben dem Tourismus der wichtigste Devisenbringer. Jedoch ist die Landwirtschaft durch geringe Dynamik und Marktzugangsprobleme geprägt. Es überwiegt die Subsistenzwirtschaft mit Reis, Mais und Maniok. Jedoch reicht die Reisernte regelmäßig nicht aus, die eigene, stetig wachsende Bevölkerung zu versorgen, weshalb Madagaskar auf Reisimporte angewiesen ist. Das Land ist weltweit der größte Produzent von Vanille. Außerdem werden qualitativ hochwertige Garnelen für den Export produziert. Als einer der Wirtschaftszweige für die Zukunft wird der Bergbau genannt. Derzeit werden jedoch nur wenige Bodenschätze zum allgemeinen Nutzen für die Bevölkerung abgebaut und von der Wirtschaftsoligarchie teilweise auch illegal ausgebeutet. Die größten Umweltprobleme entstehen durch massive, illegale Abholzung von Edelhölzern in Schutzgebieten, sowie die daraus folgende Bodenerosion.
Mit Kunsthandwerk versuchen sich viele Menschen ein kleines Zusatzeinkommen zu erwirtschaften. Die Not hat die Madagassen erfinderisch werden lassen. Gegenstände die unbrauchbar geworden sind, werden repariert oder umfunktioniert. Die kreativen Produkte der InselbewohnerInnen finden vor allem bei den TouristenInnen Absatz. Trotzdem haben viele KunsthandwerkerInnen Probleme bei der Vermarktung ihrer Produkte.
EZA-Partner seit 2016
Partnercode 54
„Wir versuchen die Frauen, die mit uns arbeiten, zu fördern und weiterzubilden, damit sie ihren Lebensstandard verbessern können. Bildung ist nicht nur für die Frauen wichtig, sondern auch für ihre Familien. Deshalb unterstützen wir ihre Kinder mit Schulmaterial und Schultaschen. Für den Zusammenhalt unter den ProduzentInnen organisiert das Unternehmen regelmäßige Treffen. Besonders ist unser gemeinsames Weihnachtsfest, an dem die Kindern Spielsachen geschenkt bekommen. Die MitarbeiterInnen erhalten zu Weihnachten eine Bonuszahlung in der Höhe eines Monatsgehalts.“
Quelle: Ramanitra Josiane, EIF (7/2015)
Liana Creation
Liana Creation ist ein 1999 gegründetes Privatunternehmen, das sich auf die Herstellung und Ausfuhr von Kunsthandwerk aus Madagaskar spezialisiert hat. Eigentümerin ist die Unternehmensgründerin Ramanitra Josiane. Die wichtigsten Produktgruppen sind Körbe, Taschen und Hüte aus Naturfasern wie Bast oder Sisal. Der Schwerpunkt der Organisation liegt aktuell auf der Schaffung und Entwicklung neuer Produkte, die den Anforderungen des Marktes entsprechen, und der Ausbildung der ProduzentInnen, um die Qualität der Produkte halten zu können.
Das Unternehmen wurde gegründet, um Arbeitsplätze und Einkommen speziell für Frauen zu schaffen und das madagassische (Kunst-)Handwerk zu fördern. Bei der Verwendung der natürlich vorkommenden Rohstoffe wie Bast und Sisal wird auf eine ökologisch nachhaltige Produktion geachtet. 2002 wurde Liana Creation auf der internationalen Kunsthandwerksmesse in Ouagadougou (SIAO) mit dem UNESCO-Preis ausgezeichnet. 2003 folgte die neuerliche Auszeichnung wieder durch die UNESCO auf der "Maison et Objet" (1. Preis für Afrika). 2012 wurde das Unternehmen von CBI unterstützt und gewann den Export-Wettbewerb der madagassischen Handelskammer als 1. handwerkliches Exportunternehmen Madagaskars. 80% der Produkte gehen in den Export, die Hälfte davon in den Fairen Handel.
Die meisten Produkte werden in der eigenen Werkstätte von Liana Creation erzeugt. Es gibt aber auch Kooperation mit externen ProduzentInnen, die sie beim Export ihrer Produkte unterstützen. In diesem Fall übernimmt Liana Creation die Aufgabe einer Vermarktungsorganisation. In der zentralen Werkstätte werden vor allem Körbe und Taschen aus Raffia hergestellt. Andere Kunsthandwerks-Produkte werden in externen Werkstätten gefertigt, mit denen Liana Creation seit seiner Gründung zusammenarbeitet.
Die ProduzentInnen
Insgesamt beschäftigt Liana Creation 15 Personen. Vor allem Frauen mit Kindern werden bei der Einkommensbeschaffung unterstützt. Drei Angestellte arbeiten in der Verwaltung, zwölf in der Produktion, Qualitätskontrolle sowie Verpackung. Für ca. zwei Monate finden zusätzlich rund 40 Saisonarbeitskräfte (v.a. Frauen) eine Arbeit. Sie arbeiten vor allem in der Fertigung der Taschen und werden auf Stücklohnbasis bezahlt. In dieser Zeit steht die Handwerksproduktion für rund 80% ihres Familieneinkommens.
Der soziale Zusammenhalt unter den Frauen wird durch regelmäßige Treffen der ProduzentInnen und gemeinsame Feiern gefördert. Beispielsweise gibt es zu Weihnachten ein gemeinsames Fest. Zu diesem Anlass erhalten Kinder der ProduzentInnen Spielsachen und die MitarbeiterInnen ein zusätzliches Monatsgehalt ausgezahlt.
Die Körbe und Taschen aus Bast von Liana Creation sind über EZA und WELTLÄDEN erhältlich.
Weitere Informationen:
www.liana-creation-artisanat.com
Quellen: PKU 10/2015, EIF 9/2015, undp, welthungerhilfe, auswaertiges-amt.de; (EZA, Mär. 2016)
Vorteile aus dem Fairen Handel
Der Faire Handel ist ein wichtiger Absatzmarkt für Liana Creation. Über ihre Zusammenarbeit mit Liana Creation profitieren die ProduzentInnen wir folgt:
- Förderung & Weiterbildung von Frauen mit geringer Schulbildung
- Schulungen bzw. Feedback zu Markttrends, Produktentwicklung und Verarbeitungstechniken
- Steigerung des Lebensstandards der involvierten Produzentenfamilien
- Förderung des Schulbesuchs der Kinder von ProduzentInnen (z.B. Übernahme des Schulgeldes und Ankauf der Schulmaterialien)
- Zugang zu Kleinkrediten
- Gewinnbeteiligung in Form eines zusätzlichen Monatsgehalts
- Gesetzliche Kranken-, Sozial- und Pensionsversicherung für die Angestellten
- Zahlung über dem offiziellen Mindestlohn von € 55,- / Monat (durchschnittlicher Lohn: € 120,- / Monat)