Partnerbeschreibung
Mai Vietnamese Handicrafts
Körbe, Papier-, Holz- und Häkelprodukte aus Vietnam
Vietnam zählt 330.000 Quadratkilometer und rund 99 Millionen EinwohnerInnen (Stand 2021). Trotz seiner Lage am Meer ist Vietnam ein extrem gebirgiges Land. Die Mehrheit der Bevölkerung lebt in fruchtbaren Gebieten der Mündungsdeltas des Roten Flusses und Mekong. In den gebirgigen Regionen des Landes siedeln vor allem ethnische Minderheiten. Viele von ihnen arbeiteten im Befreiungskampf gegen die französische Kolonialmacht und später gegen die US-Besatzungstruppen mit der Widerstandsorganisation Ho Chi Minh´s zusammen. Vietnam war von 1859-1954 französische Kolonie. Immer wieder kam es zu Widerstandsaktionen gegen die Kolonialmacht, die ausschließlich an der Ausbeutung der Ressourcen des Landes interessiert war. 1954 kapitulierten die französischen Besatzungstruppen vor den Guerillatruppen der Viet Minh befehligt von Ho Chi Minh. Auf Druck der USA kam es in Folge zur Teilung des Landes in einen kommunistisch regierten Norden und einen schnell in Anarchie und Korruption versinkenden Süden. Nachdem die Widerstandstruppen bald immer größere Teile des Südens kontrollierten, intervenierten die USA im Jahr 1964 militärisch. Es folgte der bis ins Jahr 1975 andauernde, mit unvorstellbarer Grausamkeit geführte Vietnam-Krieg, der schätzungsweise bis zu vier Millionen Tote zur Folge hatte. Noch heute leiden zigtausende VietnamesInnen an den Folgen der Napalm- und Dioxinwaffen ("Agent Orange"), die die USA im Krieg einsetzten. Nach dem Rückzug der US-Truppen kam es 1975 zur Wiedervereinigung beider Landesteile. 1976 wird die „Sozialistische Republik Vietnam“ mit der Hauptstadt Hanoi ausgerufen.
Heute wird Vietnam als "Erfolgsgeschichte der Entwicklung" beschrieben. Einst, eines der ärmsten Länder der Welt, heute ein Land mit mittlerem Einkommen. Zwischen 2000 und 2020 hat sich das Pro-Kopf-BIP fast verdreifacht. Die Armutsquote sank von über 30 auf unter 2 Prozent. Die Lebensbedingungen haben sich verbessert: Vietnam hat mit 76 Jahren eine der höchsten Lebenserwartungen in der Region für Länder mit vergleichbarem Einkommen. Trotzdem gibt es genug Menschen am Rand der Gesellschaft. Sie zu unterstützen und dabei das tradtionelle Handwerk Vietnams zu pflegen, hat sich MVH zur Aufgabe gemacht.
EZA-Partner seit 2005
Partnercode 36
„Mai Handicraft bietet Beschäftigung, sowie die Förderung des Selbstvertrauens benachteiligter Familien und ethnischer Minderheiten in Südvietnam. Des weiteren hat sich Mai Handicraft als führendes Unternehmen etabliert, wenn es darum geht, Frauen, aus ärmlichen, ländlichen Gegenden zu beschäftigen. Wir streben eine aktive Produktentwicklung an und verkaufen unsere Produkte im In- und Ausland. Wir sind froh, vielen Frauen mit geringer Bildung helfen und einen Job bieten zu können.“
Quelle: Fr. Thai Thi Le Khanh, MVH
Mai Vietnamese Handicrafts (MVH)
„Mai“ bedeutet auf Vietnamesisch sowohl „Morgen“ als auch „Chance“. Diese sollen benachteiligte Menschen durch die faire Vermarktung ihrer Handwerksprodukte erhalten. Gegründet wurde MVH 1990 von einer Gruppe engagierter SozialarbeiterInnen, zunächst noch als Rehabilitationszentrum für Straßenkinder und Jugendliche. Hintergrund war die massive Rückkehr der ehemals aufs Land zwangsumgesiedelten Familien nach Ho Chi Minh City. Nach und nach erweiterte sich die Zielgruppe von MVH auf vor allem alleinstehende Mütter und deren Familien. In den Anfängen der Organisation wurden eigene Werkstätten aufgebaut, in denen Produkte aus Seide und Baumwolle hergestellt wurden. 1995 begann man mit dem Export der Produkte. Seit 2002 arbeitet MVH als GmbH. An der internen Struktur hat sich nicht viel geändert. Heute vermarktet MVH neben den Produkten aus den eigenen vier Werkstätten, Produkte weiterer Handwerksgruppen.
Die ProduzentInnen
Insgesamt umfasst MVH elf Gruppen mit insges. rund 150 ProduzentInnen (davon über 110 Frauen). MVH arbeitet mit auf gewisse Produkte spezialisierten Handwerksgruppen und Werkstätten. Dabei sind sieben Gruppen selbständig, vier Gruppen sind Teil von MVH. Die ProduzentInnen der Mai-Gruppen sind fix angestellt und versichert, erhalten einen regulären Lohn und bekommen die Rohstoffe für die Produktion direkt von MVH. Die externen Werkstätten sind als Kooperativen, kleine Privatunternehmen oder Familienwerkstätten organisiert. Für die Auswahl dieser Gruppen gelten folgende Kriterien:
- Einkommensschaffung für marginalisierte Personen - vor allem ethnische Minderheiten im Süden Vietnams,
- kleinere, von Frauen geleitete Unternehmen,
- gute Arbeitsbedingungen in den Werkstätten,
- Einhaltung der Fair-Handels-Prinzipien und
- Zahlung eines über dem Mindestlohn liegenden Lohnes.
Neben ethnischen Minderheiten sind alleinerziehende Mütter, Landlose, HIV-positive und Menschen mit Behinderung unter den ProduzentInnen. Viele Familien verfügen über eine kleine Landwirtschaft, betreiben Reisanbau und Fischzucht. Die Erträge sind jedoch gering, Zusatzeinkommen eine Notwendigkeit. Die Tung Duc Binh Gruppe umfasst 6 ProduzentInnen aus HCMC, welche innovative Produkte aus Altpapier herstellen. Dabei wird das Papier in Streifen geschnitten, gefaltet und verklebt. Mit dieser Technik lassen sich Schüsseln wie Dekoprodukte herstellen. Die Mai-Gruppe aus Nha Trang stellt u.a. für die EZA gehäkelte Anhänger und Figuren her und ist seit 2004 von 5 auf 20 Mitglieder angewachsen. Die Häklerinnen freuen sich über die enge Zusammenarbeit mit MVH. Mit dem Erlös ihrer Arbeit können Schulgelder gezahlt, bei Bedarf Medizin gekauft und kleinere Investitionen getätigt werden (z.B. Verbesserungen der Häuser, Anschaffungen).
MVH ist ein schonender Umgang mit Ressourcen wichtig. Wo möglich werden Materialien wiederverwendet, um Abfälle zu vermeiden. Für die Produkte aus Recyclingpapier werden z. B. Reste einer Druckerei angekauft.
Die Produkte von MVH sind über EZA und WELTLÄDEN erhältlich.
Weitere Informationen:
www.maihandicrafts.com
Quellen: MVH, EZA-Reisebericht von E. Mayrhuber, SAR 2018, WFTO Profile 01/2019, GEPA ProduzentInnen Profil 2021, worldbank.org; (EZA, akt. Nov. 2021)
Vorteile aus dem Fairen Handel
Die Handwerksgruppen von MVH profitieren von:
- langfristigen Handelsbeziehung
- Dienst- und Beratungsleistungen
- Weiterbildungsmöglichkeiten (Buchhaltung, Preiskalkulation, Design und Umweltschutz) und Schulstipendien
- Finanzierung von sozialen Projekten (vor allem für Kinder, Jugendliche und Frauen) und günstige Kleinkredite
- Faire Preise ermöglichen den ProduzentInnen ein Einkommen ca. 25% über dem offiziellen Mindestlohn.
- Krankenversicherung (im Fall der Mai-Gruppen)
- Unterstützung beim Ankauf der Rohmaterialien
- Vorauszahlungen in der Höhe von 40% des Auftragswertes
- Gewinnausschüttung (10% der Gewinne werden am Jahresende an die ProduzentInnen der eigenen Werkstätten ausgezahlt.)
- Im Fall von Gewinnen fließen 30% in einen Sozialfond. Über die Vergabe der Zuwendungen entscheidet der Vorstand von MVH. Gefördert werden u. a. Stipendien, Gemeinschaftsprojekte, die Produktentwicklung und soziale Projekte, die von den SozialarbeiterInnen eingebracht werden.