Mai Handicrafts
Frau Hien (Gründerin der Hien Paper Group)
„Glücklich mit der eigenen „Firma“, aber noch glücklicher über den soziale Wert ihrer Arbeit – dass sie anderen Menschen einen sicheren, fairen Job bieten kann.“
Hien verließ Tuy Hoa, eine kleine Stadt in der Mitte von Vietnam und zog nach HCMC (Ho-Chi-Minh-City), um Hardware Programmiererin zu werden. Nach dem Universitätsabschluss arbeitete sie für kurze Zeit, leider nicht sehr erfolgreich. Nach der Kündigung bildete sie gemeinsam mit einigen Freunden eine Gruppe. Vom Onkel eines Gruppenmitgliedes (Duc) lernten sie, wie man Vasen, Hüte, kleine vietnamesische Puppen und ähnliches aus Papier herstellt (Bienennest-Faltpapiertechnik). Ihre Produkte verkauften sie in Souvenirgeschäften in HCMC.
2006 kam Hien in ein MAI-Geschäft und fragte, ob sie hier ihre Produkte verkaufen könnte. MAI war an der speziellen Falttechnik interessiert, die Produkte entsprachen allerdings nicht den Vorstellungen der MAI-Kunden. MAI fragte Hien, warum ihre Gruppe diese Produkte herstellte und Hien erklärte, dass sie typisch vietnamesische Dekorationsstücke herstellen wollten, damit junge Vietnamesen ihre Wohnungen dekorieren konnten. Des weiteren wollten sie die handwerklichen Fähigkeiten ihrer Familien pflegen. Man erkannten bald, dass die Gruppe sehr dynamisch war und großes Potential aufwies, deswegen bekamen sie den Auftrag, praktischere Dinge wie Schüsseln oder Teller herzustellen, da diese auf dem Markt gefragter sind. Kurz danach stellten sie ihre erste Schüssel fertig und bekamen einen Großauftrag von FTO (Fair Trade Original; niederländisches Fair-Handles-Unternehmen). Nachdem der Auftrag ausgeliefert worden war, waren sie sehr stolz, dass alles reibungslos verlaufen war. Sie bekamen immer mehr Aufträge über MAI und auf dieser Basis beschlossen sie, ihre Produkte nicht mehr lokal zu verkaufen, sondern sich nur noch auf den Export zu konzentrieren. Sie arbeiteten ausschließlich für MAI, was man dort als sehr problematisch auffasste. Zu sehr von einer einzigen Organisation abhängig zu sein, bedeutet für kleine Gruppen ein zu hohes Risiko. Obwohl Hiens Gruppe darüber aufgeklärt wurde, waren sie entschlossen dieses Risiko einzugehen.
Es kam, wie es kommen musste – die Produkte wurden immer weniger nachgefragt. Deshalb erteilten wir Hien den Auftrag, Dinge aus Recycling-Papier herzustellen. Eine Woche später kam Hien mit einigen Tellern aus gerolltem Papier zu uns, die wir beide (MAI und Hien) als Vorbild für Teller und Schüsseln aus gerolltem Bambus verwendeten. Die Käufer liebten die Produkte und so wurden sehr viele verkauft. Hien musste ihre Gruppe vergrößern, sie wuchs auf 30 ArbeiterInnen, die Papier rollten, und 50 ArbeiterInnen, die Papier falteten. Die meisten stammten aus Tuy Hoa. Als wir die Menschen befragten, waren sie sehr stolz darauf, was sie geschafft hatten. Sie waren glücklich, dass sie einen guten Arbeitsplatz gefunden hatten. Es sei keine anstrengende Arbeit und sie bekommen genug Geld, um ihre Ausgaben zu decken. Während der letzten Jahre sind nicht nur die Gehälter angestiegen, auch die Technik hat sich entwickelt. Früher dauerte es sehr lange, einen Gegenstand aus Papier herzustellen, jetzt sparen sie mit der neuen Technik Zeit und Geld. Sie haben auch eine Trockenmaschine entworfen, um das Papier an regnerischen Tagen trocknen zu können.