Partnerbeschreibung
Manjeen
Schals, Modeschmuck, Outdoor-Produkte,... aus Indien
In Indien leben rund 1,4 Milliarden Menschen (Stand 2021). Knapp 6% der Menschen leben von weniger als $ 1,25 US-Dollar pro Tag, wobei die Armutsrate je nach Bundesstaat stark schwankt. Armut bleibt trotz positiver Wirtschaftsnachrichten Indiens eine große Herausforderung für das Land. Die Kosten der Modernisierung und Industrialisierung waren hoch und gingen vor allem zu Lasten der ärmeren Bevölkerungsteile. Die Kleinbauern und Bäuerinnen Indiens können den landwirtschaftlichen Großbetrieben mit ihrem hohen Technologieeinsatz nur wenig entgegenhalten und werden immer mehr an den Rand gedrängt. Manche von ihnen geben ihr Land aufgrund dieser Entwicklungen auf und ziehen in die Städte, um Arbeit zu finden. Heute leben über 25 Millionen Menschen in Delhi und die Stadt wächst jährlich um weitere 3%. Rund ein Drittel davon leben in Slums. Besonders problematisch sind die Beschäftigungsverhältnisse einzustufen, denn nur etwa 10% aller Beschäftigten stehen in einem vertraglich geregelten Arbeitsverhältnis. Der Großteil arbeitet im sogenannten "informellen Sektor" und ist weder gegen Krankheit oder Arbeitsunfälle abgesichert, noch haben diese Menschen Anspruch auf Altersversorgung oder andere soziale Leistungen. Zu dieser Gruppe gehören vor allem Menschen der unteren Kasten.
Das indische Kastensystem ist mehr als 3000 Jahre alt. Das Wort Kaste entstammt dem portugiesischen Casta, womit die durch Geburt vererbte Zugehörigkeit zu einer bestimmten sozialen Gruppe gemeint ist. Angehörige höherer Kasten durften nicht mit jenen niedrigeren Kasten verkehren. Jede/r weiß von Kindheit an, welche Regeln zu befolgen sind, um nicht den sozialen Schutz durch die eigene Kaste zu verlieren. Auflehnung gegen das "Dharma" (=kosmisches Gesetz) gefährdete die eigene Existenz. Die bedingungslose Befolgung hingegen erhöht die Chancen auf eine vorteilhaftere Wiedergeburt. Weder eine 1932 von Mahatma Gandhi angeregte und von Hinduführern verfasste Resolution, noch die spätere Aufnahme der Artikel 17 und 42 in die indische Verfassung konnten dieses System ändern. Noch immer gilt die jahrtausendalte Tradition. Nur langsam lösen sich die traditionellen Verhaltensvorschriften auf.
EZA-Partner seit 2016
Partnercode 09
"Das Ziel von Manjeen ist, KunsthandwerkerInnen und ihre Gemeinschaften zu unterstützten. Wir fördern sie darin ihre eigene Welt zu gestalten, in der sie ihre Träume leben können. (...) Wir helfen den HandwerkerInnen dabei, dass sie sich weiterentwicklen. Die ProduzentInnengruppen können Weiterbildungsprogramme in Anspruch nehmen, bei denen sie in Bereichen wie Allgemeinbildung, Gesundheit, Sicherheit, Hygiene und Finanzen geschult werden."
Quelle: Fr. Jaishree (Geschäftsführerin), EIF 10/2015
Manjeen
...ist die Abkürzung für Marginalized Artisans‘ Network & Joint Endeavor und bezeichnet sich als säkulare, demokratische und auf Gleichberechtigung abzielende Organisation.
Begonnen haben die Aktivitäten von Manjeen Anfang der 2000er Jahre als ehrenamtliches Engagement von Freiwilligen, die begannen eine Gruppe von jungen Frauen in den Slums von Neu-Delhi zu unterstützen. Vorerst mit Designinputs und Schulungen zur Herstellung von Modeschmuck, später mit dem zentralen Einkauf der Materialien für die Produktion und Vermarktung – vorerst auf dem lokalen Markt. Doch dieser gestaltete sich schwierig. Die Bedingungen des lokalen Marktes (späte Zahlungen, unverlässliche KundInnen, unregelmäßige Nachfrage und geringe Preise) machten es unmöglich, die Frauen nachhaltig zu unterstützen und für regelmäßiges Einkommen zu sorgen. So wurde im Jahr 2001 Manjeen auf Basis der Fair-Handels-Prinzipien gegründet, um marginalisierte ProduzentInnen des informellen Sektors in und um Delhi zu unterstützen. Heute exportiert Manjeen 100% seiner Produkte an den Fairen Handel. Derzeit versucht Manjeen die nationale Vermarktung von Kunsthandwerk seiner ProduzentInnen über Online-Angebote zu forcieren.
Manjeen besteht aus zwei eng miteinander kooperierenden Organisationen – Manjeen Handicrafts (Vermarktungsorganisation) und Manjeen Association (NGO), die vor allem für die Abwicklung von Projekten und Schulungen zur Unterstützung der ProduzentInnen und ihrer Gemeinschaften zuständig ist (teilweise extern finanziert). Die private Vermarktungsorganisation zählt aktuell zehn Angestellte (davon 6 Frauen). Das "Committee of Administration" von Manjeen Association setzt sich aus den beiden EigentümerInnen von Manjeen Handicrafts, zwei externen Personen, einer VertreterIn der Angestellten und zwei ProduzentInnen zusammen. Auf diese Weise sind die unterschiedlichen Interessen bei der Entscheidungsfindung innerhalb der Organisation eingebunden.
Die ProduzentInnen
Die insgesamt ca. 150 ProduzentInnen (davon ca. ein Drittel Frauen) sind in 14 Gruppen organisiert. Die Frauen arbeiten vor allem in der Herstellung der Keramik, gewobener Textilien und Modeschmuck. Die Gruppen sind in Delhi, Rajasthan, Uttar Pardesh, Punjab und Bihar angesiedelt. Für die ProduzentInnen von Manjeen stellt die Handwerks-Produktion die wichtigste, und für manche die einzige Einkommensquelle dar. Andere ProduzentInnen verfügen über ein kleines Stück Land für den Anbau von Grundnahrungsmitteln und verkaufen Überschüsse auf dem lokalen Markt.
Die marginasilierten ProduzentInnen der KGD-Group (Khewai Gram Dastkar) aus Meerut im Nordosten von Neu-Delhi besteht aus acht Frauen und zwei Männern. Hauptsächlich wird Modeschmuck hergestellt. Mit der Unterstütztung von Manjeen konnte für die Gruppe eine kleine Werkstätte gebaut werden. Ein Generator sorgt für die notwendige Beleuchtung und Belüftung. Für die Mitglieder der Gruppe hat Manjeen eine Krankenversicherung abgeschlossen. Einige weitere ProduzentInnen und MitarbeiterInnen profitieren ebenfalls von dieser Versicherungsleistung, welche in naher Zukunft weiter ausgebaut werden soll.
Handgewobene Schals, Modeschmuck, Outdoor-Produkte und Räucherware von Manjeen sind in EZA und WELTLÄDEN erhältlich.
Weitere Informationen:
Quellen: Manjeen, PK-Vorlage 10/2015, EIF 01/22, WFTO Supplier Visit 2019, Emails Nov. 2021, hdr.undp.org, Natinal Geographic, The Global Statistics; (EZA, Feb.´22)
Vorteile aus dem Fairen Handel
ProduzentInnengruppen von Manjeen werden in folgenden Bereichen unterstützt:
- Produkt- und Designentwicklung
- Schulungen (z.B. Qualitätssicherung, zum Thema Fairer Handel)
- zentraler Ankauf der Materialien für die Produktion
- Zugang zu Kleinkrediten
- pünktliche und verlässliche Bezahlung
- langfristige Zusammenarbeit mit den Produzentengruppen
- Angebote zur allgemeinen Bewusstseinsförderung (in Kooperation mit lokalen NGOs z.B. zu Themen wie Hygiene, AIDS-Prävention, Empowerment)
- Vorauszahlung von bis zu 50% der Bestellung
- Verbesserung der Infrastruktur (z.B. Aufbau und Ausstattung der Werkstätten)
- Preiskalkulation auf Basis einer Zeitstudie und dem jeweiligen gesetzlichen Mindestlohn des betreffenden Bundesstaates
- Zugang zu einer Krankenversicherung (für ausgewählte ProduzentInnen)
Weiters profitieren Angestellte von Manjeen von:
- einer Krankenversicherung
- Löhne über dem offiziellen Mindestlohn
- bezahltem Urlaub und Krankenstand
- Rentenversicherung
- informellen Bildungsangeboten und Stipendien
- Kleinkredite
Diese Dienstleistungen finanzieren sich zu 100% aus den Verkäufen an den Fairen Handel.