Partnerbeschreibung

Manos Amigas
Weihnachtsschmuck aus El Salvador
El Salvador ist das kleinste und am dichtesten besiedelte Land Zentralamerikas. Die extreme soziale Ungerechtigkeit und hohe Landkonzentration führten bereits 1932 zum ersten großen Aufstand der Landbevölkerung gegen die Großgrundbesitzer:innen, der vom Militär blutig niedergeschlagen wurde. Es folgten mehrere Jahrzehnte unterdrückerischer Militärregierungen. Die zunehmenden sozialen Spannungen verschärften sich gegen Ende der 1970er Jahre. Jenseits der Opposition bildete sich die Guerillabewegung FMLN. In den 1980er Jahren eskalierte die Situation in einem jahrelangen, mit aller Brutalität geführten Bürgerkrieg. 1992 setzte das Friedensabkommen von Chapultepec dem Konflikt ein Ende. Die Bilanz: über 70.000 Tote, über eine Million Vertriebene, tausende Versehrte und ein zerstörtes Land. Mit dem Friedensabkommen folgten die Demobilisierung der FMLN, die Halbierung der Armee und der Übergang zu einer zivilen und demokratisch gewählten Regierung. Doch die sozialen Probleme des Landes sind nach wie vor groß: Die neoliberal geprägte Wirtschaftspolitik mit ihren Methoden der Privatisierung, Dollarisierung – in El Salvador wurde der US-Dollar, im Herbst 2021 zusätzlich der Bitcoin als Landeswährung eingeführt – und Deregulierung haben tiefe Spuren hinterlassen. Während die städtischen Zentren boomten, blieben die Siedlungen am Land davon abgehängt. Die Covid-Pandemie ließ die Wirtschaft einbrechen. Der Verfall des Bitcoin brachte das Land an den Rand des Staatsbankrotts. Der seit 2019 regierende Bukele gewann die Wahlen mit seiner Ankündigung der Korruption und den Jugendbanden, die im ganzen Land ein Klima der Unsicherheit und Angst verbreiten, Einhalt zu gebieten. Doch nach und nach wandelte sich seine Politik und nimmt immer autoritärere Züge an. Aktuell sitzen an die 60.000 Jugendliche in El Salvadors Gefängnissen ein, viele von ihnen ohne Gerichtsverhandlung oder Verurteilung. Kritiker:innen des aktuellen Präsidenten werden verleumdet und eingeschüchtert, Menschrechtsaktivist:innen kriminalisiert, und die kritsiche Presse immer mehr eingeschränkt.
Die Abwanderung mit all ihren negativen Folgen ist massiv. Initiativen zur Förderung der kommunalen Entwicklung und Einkommensschaffung am Land - wie jene der salvadoranischen NGO Manos Amigas - stellen sich gegen diesen Trend und schaffen Alternativen für sozial Benachteiligte.
EZA-Partner seit 2014
Partnercode 63
„Manos Amigas gründete sich als nicht Gewinn orientierte Vereinigung mit dem Ziel zu einer nachhaltigen Verbesserung der Lebensumstände in El Salvador, genauer gesagt der Bewohner:innen in Cantón Miraflores (...) beizutragen. Das wollen wir durch die Herstellung von Handwerksprodukten, medizinische Versorgung und den Zugang zu Wohnraum und sicherem Trinkwasser erreichen.“
Quelle: www.manosamigas.com
Manos Amigas
Gegründet wurde Manos Amigas 2001 unter den Eindrücken des schweren Erdbebens zu Beginn des Jahres. So waren die ersten Projekte dem Wiederaufbau und der kommunalen Entwicklung in Cantón Miraflores im Munizip San Luis Talpa südlich der Hauptstadt San Salvador gewidmet. Insgesamt wurden mit externer Finanzierung 300 Wohneinheiten für bedürftige Familien errichtet. Weitere Projekte der kommunalen Entwicklung folgten: 2003 der Bau des Gesundheitszentrums „Clínica Rural Miraflores“. Es bietet kostenlose Gesundheitschecks und Beratungen in Gesundheits- und Ernährungsfragen. Außerdem werden Kranke kostenlos behandelt, Medikamente und Lebensmittel an unterernährte Personen abgegeben und Laborbefunde abgewickelt. 2005 errichtete Manos Amigas einen Trinkwasserbrunnen, nachdem die Bewohner:innen immer wieder unter Durchfallerkrankungen aufgrund belasteten Trinkwassers litten. Finanziert werden diese Projekte großteils mit externen Spendengeldern. Aktuell beschäftigt Manos Amigas 6 Personen (davon 5 Frauen) in der Verwaltung und Projektabwicklung.
Parallel unterstützt Manos Amigas vor allem allein erziehende Frauen bei der Einkommenserzielung durch die Herstellung von Handwerksprodukten. Technische Beratungen, die Ausbildung der Produzent:innen und Vermarktung der Produkte sind weitere Aktivitäten der NGO. 2003 wurde die Werkstätte „Jícaros“ gegründet, in der heute 12 Personen Arbeit und Einkommen finden. Die Produkte wurden vor allem im Inland verkauft. Erst die Handelspartnerschaft mit der EZA eröffnete Manos Amigas den Zugang zum Exportmarkt.
Organisiert ist Manos Amigas als NGO mit Sitz in San Salvador. Seine Aktivitäten und die Produktion konzentrieren sich auf Cantón Miraflores. Ziele der Organisation sind die:
- kommunale Entwicklung und Durchführung sozialer Projekte
- Einkommensschaffung für vor allem Alleinerzieherinnen und ihre Familien
- und Verbesserung der allgemeinen Lebenssituation in Cantón Miraflores;
Die ProduzentInnen
Aktuell arbeiten 10 Frauen und 2 Männer in der Herstellung von Produkten aus Jícaroschalen und Schichtholzplatten. Der Jícaro (= Kalebassenbaum) ist ein Baum, der in der trockenen Pazifikregion häufig vorkommt und kürbisähnliche Früchte hervorbringt. Die Bearbeitung dieser Früchte hat in El Salvador lange Tradition. Die Früchte werden vor allem zu Trinkgefäßen und Schüsseln verarbeitet. Manos Amigas hat daraus eine breite Produktpalette von Schmuck über Dekoprodukte bis zu Büroartikeln entwickelt. Die Produzent:innen haben sich zu einem Kollektiv zusammengeschlossen. Aus den Verkäufen der Produkte mit Unterstützung von Manos Amigas erzielen sie ihr monatliches Einkommen. Der Durchschnittslohn in der Produktion liegt bei knapp 400,- US$ und damit etwas über dem offiziellen Mindestlohn von US 365,-.
Produziert wird in einer zentralen Werkstätte, dem „Taller Jícaro“. Viele der Frauen müssen als Alleinerzieherinnen für sich und ihre Kinder sorgen. Für sie stellt der Verdienst aus der Handwerksproduktion bzw. dem Verkauf das einzige Geldeinkommen dar. Manche Familien verfügen über ein kleines Stück Land zum Anbau von Mais, Bohnen, Gemüse und Hirse oder die Kleintierzucht (v. a. Hühner).
Die Produkte von Manos Amigas sind über EZA und WELTLÄDEN erhältlich.
Weitere Informationen:
www.manosamigas.com
Quellen:www.tagesschau.de, EIF 11/21, div. Mails und Präsentationen von Manos Amigas 11/21-05/22, Jahresbericht 2020, Update von S. Rivas 03/23, www. manosamigas.com; (EZA, März´23)
Vorteile aus dem Fairen Handel
Bei Manos Amigas handelt es sich um eine soziale, nicht Gewinn orientierte NGO. Der Kontakt zur EZA Fairer Handel eröffnete der Organisation neue Vermarktungsmöglichkeiten im Export und erstmalig den Zugang zum Fairen Handel (aktuell 90% des Exportmarktes). Damit will man die Verkäufe steigern und die Arbeitsplätze für vor allem alleinerziehende Frauen im „Taller Jícaro“ sichern. Dies war vor allem in der Zeit der Pandemie, als der Inlandsmarkt einbrach, von großer Bedeutung. Die Frauen in der Produktion erhalten:
- Löhne, die über dem offiziellen Mindestlohn liegen;
- Zugang zu allen Produktionsmitteln;
- regelmäßige Fortbildungen zu Themen wie Gesundheitsvorsorge, Familienplanung, Erziehung, Hygiene, Gesundheit und Sicherheit am Arbeitsplatz, etc.;
- kostenlose Behandlungen und Beratungen im lokalen Gesundheitszentrum;
- Unterstützung beim Erwerb von einfachen und kostengünstigen Eigenheimen (Programm „Vivienda Digna“);
- monatliche Ausgabe von Lebensmitteln als Unterstützung für die Familien;