Partnerbeschreibung
Mikono
Korbwaren, Taschen und Sandalen aus Tansania
Fast 61 Millionen Menschen (Stand: 2020) leben im ostafrikanischen Tansania. Rund die Hälfte der Bevölkerung ist unter 15 Jahre alt. Zwar gibt es keine Schulgebühr mehr, jedoch führen Kosten für Schulbücher, Schuluniform, Verpflegung sowie Transport dazu, dass viele Kinder keine Schule besuchen können, und rund ein Drittel aller Erwachsenen AnalphabetInnen sind. 127 Sprachen und über 130 unterschiedliche Volksgruppen zeichnen die Vielfalt des Landes aus. In Tansania herrscht große Armut. Zwei Drittel der Bevölkerung müssen mit weniger als 1,25 US-Dollar pro Tag auskommen. Nur 15 Prozent der Bevölkerung haben mehr als 2 US-Dollar pro Tag zur Verfügung.
Im Zuge der völligen Liberalisierung der tansanischen Wirtschaft, die dem Land ab Mitte der 1990er Jahre von Weltbank und den westlichen Industrienationen aufgezwungen wurden, wollte die Regierung Handico (Vorgängerorganisation von Mikono) an private KäuferInnen veräußern. Aufgrund der sehr günstigen Lage des Handwerkszentrums von Handico in Dar-es-Salaam – in der Nähe des Hafens und an der Straße zum internationalen Flughafen – gab es eine ganze Reihe privater InteressentInnen, deren Hauptbegehren der Liegenschaft galt. Die Zukunft der bei Handico beschäftigten HandwerkerInnen interessierte sie wenig. Als die Privatisierungspläne bekannt wurden, kam es seitens der Handico-Mitglieder zu Protesten: Erste Streiks zeigten kaum Erfolge. Erst durch eine Besetzung des Geländes ließ sich die Regierung zu Verhandlungen bewegen. Letztendlich einigte man sich darauf, dass Handico mit seinem gesamten Gelände inkl. der darauf befindlichen Gebäude für 45.000,- US$ an die Mitglieder verkauft werden sollte. Dieser Betrag musste innerhalb von zwei Jahren aufgebracht werden. Dafür wurden sämtliche Erlöse aus den Verkäufen der ersten zwei Jahre verwendet. Viele HandwerkerInnen kauften Anteile an Handico - folgend Mikono genannt, indem sie Produkte ohne Bezahlung zur Verfügung stellten. Auf diese Weise gelang es, das Geld für den Ankauf aufzubringen.
EZA-Partner seit 2006
Partnercode 16
„MIKONO unterstützt hauptsächlich benachteiligte Handwerksproduzenten in ländlichen Gebieten. (...) Sie organisieren sich großteils in Selbsthilfegruppen und haben keine formelle Beschäftigung. Daher hilft MIKONO durch die Verknüpfung mit Absatzmärkten bei der Schaffung von Wohlstand, was letztendlich dazu beiträgt, dass sich die Gruppen formalisieren und somit zur Reduktion der hohen Arbeitslosigkeit in Tansania beitragen.“
Quelle: Deodatus Kafwa, EIF
Mikono
Aus dem ehemals staatlichen Handico ging so die private Aktiengesellschaft Mikono hervor. Mit der Vermarktung von traditionellem Handwerk sowie neuen Modellen auf dem Binnen– und Exportmarkt will Mikono benachteiligten Familien Hilfe zur Selbsthilfe leisten. Mit der Schaffung von Verdienstquellen für die Landbevölkerung soll darüber hinaus der Landflucht Einhalt geboten werden. Mikono, auf Suaheli „Hände“, entstand 1996 und vermarktet handgefertigtes Kunsthandwerk aus Tansania. Dabei wird besonders darauf geachtet, dass benachteiligte ProduzentInnen unterstützt werden.
Die Privatisierung der Aktiengesellschaft führte nicht nur zur Namensänderung, sondern auch zu einer Umstrukturierung: Der Hauptteil der Aktien (80%) wurde von Angestellten und Produzentengruppen übernommen, die somit auf allen Ebenen ihr Mitspracherecht geltend machen können. Mikono verfügt über einen demokratisch gewählten Vorstand. Gewählt wird dieser von der Generalversammlung aller Mitglieder auf die Dauer von drei Jahren. Die Generalversammlung aller Mitglieder findet jährlich statt. Sie legt die Unternehmensziele für das kommende Jahr fest. Die VertreterInnen aller Mitgliedsgruppen treffen sich monatlich. Das Tagesgeschäft wickeln die acht Angestellten (davon sechs Frauen) ab. Sitz und Verwaltung befinden sich in Dar-es-Salaam. Mikono vermarktet die Produkte zu ca. 25% im eigenen Land (über zwei eigene Läden), 75% der Produkte gehen in den Export (vor allem an den Fairen Handel). Heute ist Mikono einer der größten Exporteure für traditionelles, tansanisches Handwerk.
Die ProduzentInnen
Die zehn Mitgliedergruppen Mikonos sind übers ganze Land verstreut. Einige kommen aus den Küstenregionen und dem Süden des Landes, während andere Gruppen aus der Hauptstadt Dar-es-Salaam sind. Großteils handelt es sich um wirtschaftlich benachteiligte Frauen, Männer und junge Erwachsene, aber auch Personen mit Handicap wie im Fall der "Kigamboni Handicapped Women Group", die die Glasperlen der Ledersandalen fertigen. Trotz der 120 untschiedlichen Ethnien, die bei Mikono Beschäftigung finden, teilen sie die gemeinsame Kultur und Sprache der Kiswahili.
Insgesamt arbeitet Mikono mit rund 400 ProduzentInnen (davon ca. 40% Frauen) zusammen. Fast jede Mitgliedsgruppe ist auf ein bestimmtes, traditionelles Handwerk spezialisiert. Je nach Landesgegend bzw. ethnischer Zugehörigkeit der ProduzentInnen handelt es sich dabei um typische Korbwaren, Holzschnitzarbeiten, Töpferwaren, etc. Gearbeitet wird oft zu Hause, wobei mehrere Familienmitglieder mithelfen. Manchmal besitzt die Gruppe eine gemeinsame Werkstatt. Frauen sind in der Regel für die Herstellung von Korbwaren, Textilien und Keramik zuständig, während die Schnitzarbeiten und der Instrumentenbau vor allem von Männern geleistet werden. Vorwiegend sind die ProduzentInnen in Selbsthilfegruppen organisiert.
Die Korbwaren, Taschen und Sandalen von Mikono sind über EZA und WELTLÄDEN erhältlich.
Quellen: Weltbank, UNDP HDR, Claro, Mikono, www.bagamoyo.com, EIF 11/17; (EZA, akt. Dez. 2020)
Vorteile aus dem Fairen Handel
Neben den bereits genannten Vorteilen gewährt Mikono:
- Vorfinanzierungen,
- sorgt - zum Teil in Zusammenarbeit mit Fair-Handels-Organisationen – für die Produktentwicklung,
- übernimmt die oft sehr hohen Transportkosten nach Dar-es-Salaam, dem Exporthafen,
- unterstützt Mikono die Mitglieder im Gesundheitsbereich,
- organisiert Aus- und Weiterbildungskurse (z.B. bei der Preiskalkulation),
- gewährt günstige Kredite und vermittelt Versicherungen;