Mit rund 280 Mio. Menschen ist Indonesien das viert bevölkerungsreichste Land der Erde. Rund 6.000 der 17.000 Inseln sind bewohnt und erstrecken sich auf über 5.000 Kilometer von West nach Ost. "Einheit in Vielfalt" schmückt das Wappen der Republik Indonesien, die 1945 ihre Unabhängigkeit erklärte. Mehr als 300 verschiedene Volksgruppen und 200 Sprachen bzw. Dialekte prägen den kulturellen Reichtum des Inselstaates. Von Mitte der 1960er Jahre bis 1998 wurde Indonesien vom autoritären Präsident Suharto regiert, der infolge der Asienkrise zurücktreten musste. Heute gilt Indonesien als stabile Demokratie.
Das Kunsthandwerk in Indonesien ist bis heute von wirtschaftlicher und kultureller Bedeutung. Ganze Dörfer leben davon, und viele Kleinbauern und -bäuerinnen sind auf den Nebenverdienst durch die Herstellung von Kunsthandwerk angewiesen, da ihr Einkommen aus der Landwirtschaft ständig zurückgegangen ist. Der Grund dafür liegt vor allem im indonesischen Erbrecht begründet, das das Land der Eltern auf alle Kinder verteilt. Dadurch werden die zu bebauenden Parzellen ständig kleiner und können die Familien kaum noch ernähren. Viele sehen in der Herstellung von Gebrauchswaren und Kunsthandwerk eine Alternative zur Landwirtschaft. Kunsthandwerk als zusätzliche Einkommensquelle und wichtiger Bestandteil der indonesischen Kultur wird durch die wachsende Konkurrenz von industriell hergestellten Produkten bedroht. HauptabnehmerInnen für das traditionelle Handwerk sind TouristInnen aus aller Welt. Bei der Vermarktung ihres Handwerks sind die ProduzentInnen allerdings meist auf den Zwischenhandel angewiesen. Während die BesitzerInnen von Souvenir- und Handwerksläden profitieren, kommt nur wenig von den Erlösen bei den ProduzentInnen an. Auch am Land hinterlässt der sich stetig entwickelnde Tourismus Spuren. Der Ausbau der touristischen Infrastruktur und Ressorts führt dazu, dass die Menschen am Land ihre Parzellen veräußern und immer mehr Land für die landwirtschaftliche Produktion und Einkommenserzielung verloren geht. Internationale InvestorInnen und Tourismusprojekte drängen die Bevölkerung immer mehr an den Rand. In diesem Zusammenhang sieht Mitra Bali sein Engagement als wichtige Aufgabe, den Menschen am Land alternative Möglichkeiten der Einkommenserzielung zu erschließen.

Mitra Bali

Bei Mitra Bali handelt es sich um eine private Vermarktungsorganisation auf Bali, die sich vor allem auf den Export von indonesischem Kunsthandwerk spezialisiert hat. Gegründet wurde Mitra Bali 1993 und besteht heute aus fünf Abteilungen: Produktentwicklung, Vermarktung, Produktion, Lager und Buchhaltung. Weitere Aufgaben neben dem Export sind die Bewusstseinsbildung und Verbreitung der Fair-Handels-Idee vor Ort. Mitra Bali ist seit dem Jahr 2000 Mitglied bei der WFTO (World Fair Trade Organization, www.wfto.com) und seit 2016 garantiertes Mitglied (WFTO Guaranteed Member). Insgesamt hat Mitra Bali 11 Angestellte, davon 4 Frauen, und arbeitet mit 17 Werkstätten, allesamt kleine Handwerksbetriebe und Familienwerkstätten, zusammen. Diese werden auf vielfältige Weise von der Entwicklung neuer Produkte über die Ausstattung der Werkstätten und der Vermarktung im In- und Ausland unterstützt. Sitz der Organisation ist in Gianyar, Bali. Dort befindet sich auch der eigene Laden und das zentrale Lager.

Dem Unternehmen ist ein rücksichtsvoller Umgang mit Ressourcen wichtig. Deshalb werden nur schnellwachsende Holzsorten und ungiftige Lacke, zum Schutz der ProduzentInnen, KonsumentInnen und der Umwelt, verwendet. Weiters hat Mitra Bali in der Vergangenheit lokale Aufforstungsprojekte in Zusammenarbeit mit seinen ProduzentInnen ins Leben gerufen, um das Umweltbewusstsein zu stärken, eine nachhaltige Lieferkette zu sichern und zum Erhalt der Umwelt beizutragen. Die Bäume wurden dabei auf dem Land der ProduzentInnen gepflanzt. Die Familien hegen die Setzlinge und nützen das Holz reifer Bäume.

Die ProduzentInnen

Die 17 Werkstätten mit denen Mitra Bali arbeitet sind vor allem in ländlichen Gebieten angesiedelt. Meist stellt das Handwerk ein Zusatzeinkommen zur Landwirtschaft dar. Die Werkstätten sind kleine Handwerksbetriebe und Familienwerkstätten mit 4 – 12 ProduzentInnen. Insgesamt profitieren 137 ProduzentInnen (73 Männer und 64 Frauen) von der Zusammenarbeit mit Mitra Bali. De Asih ist eine 53-jährige Frau, die seit 2009 eine eigene kleine Holzwerkstatt in ihrem Dorf Blayu betreibt. Sie ist verheiratet und hat zwei Kinder. Seit 2009 produziert sie für Mitra Bali, aktuell u. a. für Aufträge der EZA. Seither konnte sie die Werkstätte ausbauen. Heute beschäftigt sie fünf weitere Frauen aus ihrer unmittelbaren Nachbarschaft. Mit ihrer eigenen, kleinen Werkstatt gelang es ihr ihre Schulden abzubezahlen, ein Motorrad zu kaufen und die Schulausbildung ihrer Kinder zu finanzieren. Sie hat ein unabhängiges Einkommen, das nicht von ihrem Mann abhängt: "Eines werde ich in meinem Leben nie vergessen: Als ich beschloss, mich selbstständig zu machen und zu Hause zu arbeiten, wurde ich von Mitra Bali unterstützt und erhielt ein zinsloses Darlehen. Das hat mir wirklich geholfen, die Last meines persönlichen Lebens zu verringern und mich als Hausfrau unabhängig zu machen."
 

Die Produkte von Mitra Bali sind über EZA und WELTLÄDEN erhältlich.

Weitere Informationen:

www.mitrabali.com

Quellen: Mitra Bali, Policies of Mitra Bali, SV 2018, Peer Visit Report 2018, SAR 2020; (EZA, akt. Dez. 2021)