Partnerbeschreibung

MKS - Madhaya Kalikata Shilpangan
Lederwaren aus Indien
In Indien leben mehr als 1,26 Milliarden Menschen. Zwei Drittel (+750.000 Menschen) leben von weniger als 2,- US-Dollar pro Tag. Im Human Development Index (Index zur menschlichen Entwicklung), in dem nicht nur Bruttoinlandsprodukt, sondern auch Lebenserwartung und Dauer der Schulausbildung berücksichtigt werden, liegt Indien nur auf Platz 135 von 187 erfassten Staaten. Ein besonderes Problem Indiens stellt das durch die Verfassung bereits abgeschaffte, aber in den Köpfen der Menschen noch immer stark verhaftete Kastenwesen dar. Gemäß der alten, traditionellen indischen Sozialordnung wird der soziale Status eines jeden Menschen bereits mit der Geburt festgelegt. Diese vererbte Kastenzugehörigkeit bedeutet bis heute gravierende Einschränkungen für die Angehörigen niederer Kasten. Besonders problematisch sind auch die Beschäftigungsverhältnisse einzustufen, denn nur etwa 8% aller Beschäftigten sind in einem vertraglich geregelten Arbeitsverhältnis. Der Großteil arbeitet im sogenannten "informellen Sektor" und ist weder gegen Krankheit oder Arbeitsunfälle abgesichert, noch haben diese Menschen Anspruch auf Altersversorung oder andere soziale Leistungen. Zu dieser Gruppe gehören auch die meisten HandwerkerInnen.
Da es in ländlichen Regionen nur sehr eingeschränkte Erwerbsmöglichkeiten gibt, zieht es viele InderInnen in die Städte, wo sie das Heer der Armen tagtäglich anwachsen lassen. Ein Paradebeispiel dafür ist Kalkutta. Die Stadt im Osten Indiens ist der drittgrößte Ballungsraum des Landes und sehr dicht besiedelt. Im Vergleich zu europäischen Städten wie Wien oder München leben dort bis zu sechs Mal mehr Menschen pro km². Zwei Drittel der rund 15 Millionen EinwohnerInnen Kalkuttas hausen in Slums und sind oft jene, die aus verarmten ländlichen Regionen zugewandert sind. Selten ist der Kontrast zwischen Arm und Reich deutlicher zu sehen als in einer Megacity wie Kalkutta.
Aufgrund der Masse an billig hergestellten Industrieprodukten kommen indische HandwerkerInnen immer stärker unter Druck und in direkte Konkorrenz zur industriellen Fertigung. Die betroffenen HandwerkerInnen zu unterstützen und zu einem besseren Einkommen zu verhelfen, hat sich MKS zur Aufgabe gemacht.
EZA-Partner seit 2013
Partnercode 77
„Seit der Gründung von MKS sind wir bemüht die Produkte unserer ProduzentInnen zu Fair-Handels Prinzipien zu vermarkten, Gemeinschaften für HandwerkerInnen zu schaffen sowie Informationen und Schulungen anzubieten. (...)
Wir versuchen den ProduzentInnen bewusst zu machen, dass auch bei Handwerk Design verändert werden muss. Aber vor allem machen wir sie auf die Notwendigkeit globaler Qualitätsstandards ihrer Produkte aufmerksam.“
Quelle: Homepage MKS, About Us
MKS - Madhaya Kalikata Shilpangan
MKS wurde 1994 als Vermarktungsorganisation für traditionelles Handwerk aus Indien gegründet. Die BegründerInnen waren davor bereits viele Jahre im Fairen Handel aktiv (ehemalige MitarbeiterInnen von EMA) und entschieden sich nach internen Konflikten ihre eigene Organisation nach dessen Vorbild zu gründen. MKS ist eine Vereinigung in Form eines Vereins mit dem Ziel der Vermarktung von Produkten marginalisierter ProduzentInnen unter den Bedingungen des Fairen Handels. Oberstes Entscheidungsgremium ist die aus 22 Personen bestehende Generalversammlung (GV) der Mitglieder, die sich wie folgt zusammensetzt: sechs Gründungsmitglieder, zwei Angestellte, neun ProduzentenvertreterInnen und fünf Einzelmitglieder. Sie treffen in der jährlichen GV alle wesentlichen Entscheidungen und geben die Rahmenbedingungen für die Arbeit der Organisation vor (u. a. Budget, Bilanz, Jahresplanung, Jahresbericht). Die GV wählt den achtköpfigen Vorstand bestehend aus zwei Gründungsmitgliedern, einen Angestellten, drei ProduzentenvertreterInnen und einem Einzelmitglied. Somit sind alle relevanten AkteurInnen und Interessensgruppen direkt in die Entscheidungsstrukturen von MKS eingebunden.
Ziele der Organisation mit Sitz in Kalkutta sind neben der Vermarktung von traditionellem Handwerk und Produkten marginalisierter ProduzentInnen die Unterstützung der ProduzentInnen in Belangen der Produkt- und Designentwicklung, Qualitätssicherung, Beratung, finanziellen Unterstützung, etc. Wichtige Arbeitsbereiche der Organisation sind die Koordination der Produktion, Kooperation mit und Unterstützung von externen Werkstätten und Produzentengruppen, Unternehmensberatung, Vorfinanzierung der Produktion bzw. von Investitionen der Produzentengruppen und die Vermarktung im In- und Ausland. Für die Vermarktung im Inland wurde 2003 ein eigener Vermarktungsarm namens Bhumista gegründet, während sich MKS weiterhin um den Export der Produkte kümmert. MKS ist seit 1997 Mitglied der World Fair Trade Organization (siehe www.wfto.com), zählt zu den Mitbegründern des Fairtrade Forum Indiens und ist auch im asiatischen Fairtrade Forum vertreten.
ProduzentInnen
Zu den ProduzentInnen von MKS zählen Zusammenschlüsse von HandwerksproduzentInnen (z. B. SeidenweberInnen aus Murshidabad, StofftierproduzentInnen aus den Slums von Kalkutta) wie Klein- und Kleinstunternehmen aus Kalkutta und Umgebung z. B. die private Werkstätten im Bereich des Blockprints bzw. der Lederherstellung. Insgesamt arbeitet MKS mit 31 Produzentengruppen, und unterstützt damit rund 3100 Familien. Sie alle kommen aus dem traditionellen Handwerksbereich und zählen zum Kreis der wirtschaftlich benachteiligten ProduzentInnen. Sechs der Gruppen erzeugen Lederprodukte, zwei Seidenprodukte, der Rest stellt traditionelles Handwerk her (vor allem Holz-, Metall-, Stein- und Hornprodukte).
Für die Auswahl der ProduzentInnen gelten folgende Kriterien:
- Herstellung von auf dem Exportmarkt verkäuflichen Produkten
- Organisation der Gruppe (MKS bevorzugt kleine Gruppen / Werkstätten gegenüber großen Zusammenschlüssen)
- ausschließlich ProduzentInnen (keine ZwischenhändlerInnen, VermarkterInnen)
- Erfüllung der zentralen Fair-Handels Kriterien (Transparenz, Arbeitsbedingungen, faire Bezahlung, keine Kinderarbeit)
Weitere Informationen:
Quelle: MKS, EIF 7/2013, PKU 10/2013; (EZA, Jun. 2015)
Vorteile aus dem Fairen Handel
Für die ProduzentInnen:
- Technische Beratung und Schulungen (vor allem in den Bereichen Buchhaltung, Preis- und Kostenkalkulationen, Qualitätssicherung)
- Unterstützung bei der Design- und Produktentwicklung
- Vorfinanzierung der Produktion (bis zu 50% des Auftragswerts)
- Zinsfreie Kredite für medizinische Behandlungen, Instandhaltungsarbeiten, Hausbau bzw. Investitionen in die Produktion / produktive Infrastruktur / Ausbau der Werkstätten
- Faire Entlohnung / Bezahlung
- Artisan Welfare Fund: Dieser Fund unterstützt die ProduzentInnen bei Bildungs- und Gesundheitsausgaben für sich und ihre Familien bzw. Kinder. Darunter fallen Gesundheitschecks, Sehtests, die Ausgabe von Brillen, wie auch von Schulmaterialien.
- Development Fund: Eigener Fonds für die Produktentwicklung und Investitionen in die Produktion externer ProduzentInnen
Für die Angestellten:
- 20% Lohnerhöhung jährlich (zum Ausgleich der stark steigenden Lebenshaltungskosten)
- alle gesetzlich vorgeschriebenen Leistungen und Festivalboni