Partnerbeschreibung
MOJE
Terrakotta-Produkte aus El Salvador
El Salvador ist das kleinste und am dichtesten besiedelte Land Zentralamerikas. Die extreme soziale Ungerechtigkeit und hohe Landkonzentration führten bereits 1932 zum ersten großen Aufstand der Landbevölkerung gegen die GroßgrundbesitzerInnen, der vom Militär blutig niedergeschlagen wurde. Es folgten mehrere Jahrzehnte unterdrückerischer Militärregierungen. Die zunehmenden sozialen Spannungen verschärften sich gegen Ende der 1970er Jahre und führten zur Gründung der Guerillabewegung FMLN. In den 1980er Jahren eskaliert die Situation in einem jahrelangen, mit aller Brutalität geführten Bürgerkrieg. 1992 setzt das Friedensabkommen von Chapultepec dem Konflikt ein Ende. Die Bilanz: über 70.000 Tote, über eine Million Vertriebene, tausende Versehrte und ein zerstörtes Land. Mit dem Friedensabkommen folgten die Demobilisierung der FMLN, die Halbierung der Armee und der Übergang zu einer demokratisch gewählten Regierung. Die Erfüllung des Friedensabkommens wurde international überwacht. Entscheidend für seine Umsetzung war u. a. das Ende des „Kalten Krieges“. Die FMLN ist heute als politische Kraft im Parlament vertreten. Doch die sozialen Probleme des Landes sind nach wie vor groß. Die neoliberal geprägte Wirtschaftspolitik mit ihren Methoden der Privatisierung, Dollarisierung – in El Salvador wurde 2001 der US-Dollar als Landeswährung eingeführt – sowie Deregulierung haben tiefe Spuren hinterlassen. Während die städtischen Zentren boomen, sind die Einkommens- und Verdienstmöglichkeiten am Land rar. Die Abwanderung in die Städte und ins Ausland (v. a. die USA), mit all ihren negativen Folgen, ist massiv.
El Salvador hat eine der höchsten Mordraten der Welt. Die hohe Jugendarbeitslosigkeit, fehlende Bildungseinrichtungen und Perspektiven vor allem in den ärmeren Vierteln treiben Kinder und Jugendliche in die Arme krimineller Banden. Diese "Maras" (= organisierte Jugendbanden) sollen allein in El Salvador um die 100.000 Mitglieder zählen. Aufgrund der Perspektivlosigkeit werden es täglich mehr. Brutale Morde, Erpressung, Zwangsprostitution, Drogen- und Menschenhandel sind Teil der Bandenrealität. Hier gegen zu steuern hat sich MOJE zur Aufgabe gemacht.
EZA-Partner seit 2015
Partnercode 39
"Da uns die Entwicklung junger Menschen am Herzen liegt, arbeiten wir mit großem Engagement an der Qualität unserer Produkte. Wir wollen unsere KundInnen zufrieden stellen und so die Ressourcen generieren, die uns unsere Arbeit ermöglichen: Projekte zur Förderung menschlicher, unternehmerischer, kultureller, handwerklicher und künstlerischer Fähigkeiten junger, sozial gefährdeter Menschen und sozialer Randgruppen. Wir legen besonderes Augenmerk auf junge Frauen. Unser Ziel ist es, eine Kultur des Friedens zu entwickeln, und die Einkommen unserer Zielgruppe zu verbessern."
Quelle: Magdalena Salinas, EIF 04/2021
MOJE
Bei MOJE (Asociación Movimiento Jóvenes Encuentristas) handelt es sich um eine NGO, die sich für Jugendliche aus sozialen Randgruppen einsetzt. Über verschiedene Maßnahmen und Programme sollen den betroffenen Jugendlichen Zukunftsperspektiven eröffnet werden. MOJE bietet den Jugendlichen Orientierung, Ausbildung zur Erzielung eines eigenen Einkommens und den Einstieg in die Selbständigkeit als KleinstunternehmerInnen. MOJE sieht seine Arbeit als Beitrag zur Gewaltprävention unter Jugendlichen. Gegründet wurde MOJE 1999 und ein Jahr später offiziell als NGO registriert. Seither wurde die Arbeit der Organisation von NGOs und Institutionen finanziell unterstützt, u. a. dem ICEP aus Österreich. 50% der Einnahmen werden über den Verkauf der Produkte generiert (u. a. über den Fairen Handel).
Das Ziel MOJEs ist das „Empowerment“ von sozial benachteiligten Jugendlichen, die Anleitung zu einem eigenständigen und selbstbestimmten Leben und die Teilnahme an sozialen und wirtschaftlichen Prozessen. Es geht um die Anerkennung von Jugendlichen durch die Gesellschaft und Gewaltprävention. Hauptaufgaben der Organisation sind die Schulung, Ausbildung und laufende Unterstützung der jugendlichen ProduzentInnen, die Koordination der Produktion und der Verkauf der Produkte. Die Arbeit von MOJE unterteilt sich in drei Bereiche:
- Ausbildung für Jugendliche („Schule für UnternehmerInnen“)
- Unterstützung bei der Unternehmensgründung zur Integration in den Arbeitsmarkt
- Vermarktung der Produkte (inkl. des Exports)
Die Mitglieder MOJEs sind sozial engagierte Personen, die sich zur ehrenamtlichen Mitarbeit verpflichten. Strategische Entscheidungen werden in der Generalversammlung getroffen. Diese wählt den Vorstand. MOJE beschäftigt 7 Personen (3 Frauen und 4 Männer), darunter eine Person für die Geschäftsführung und Verantwortliche für die Bereiche Produktion, Produktentwicklung, Qualitätskontrolle, Vermarktung und die Unterstützung der ProduzentInnen.
Die ProduzentInnen
Die Zielgruppe von MOJE sind Jugendliche aus dem Departement Cabañas (v. a. aus Ilobasco) aus Wohngegenden mit hoher Jugendkriminalität. Die Jugendlichen werden durch MOJE unterstützt und in der Herstellung von traditionellem Handwerk ausgebildet. Gefertigt werden Produkte aus Ton, Holz, textilen Stoffen und Modeschmuck. Manche der Jugendlichen schließen sich zu Gruppen zusammen, andere gründen ihr eigenes kleines Unternehmen oder Werkstätte. Mit ihrem Einkommen unterstützen sie ihre Familien. Aktuell arbeitet MOJE mit 25 Kooperativen, Familienwerkstätten, organisierten Gruppen und kleinen "Start-ups". Die Terrakotta-Produkte der EZA entstehen in mehreren, kleinen Werkstätten in Ilobasco, die auf spezielle Produkte und Techniken spezialisiert sind. Der Ton stammt aus Tonvorkommen vor Ort. Unter den geschickten Händen nimmt er seine Form an. Für die ProduzentInnen sichert die Handwerksproduktion das Haupteinkommen (ca. 80%). Der Rest stammt aus Überweisungen von Angehörigen im Ausland und landwirtschaftlichen Tätigkeiten.
Die Terrakotta-Produkte von MOJE sind über EZA und WELTLÄDEN erhältlich.
Weitere Informationen:
www.mojelsalvador.com
Quellen: MOJE, PK-Vorlage 03/15, EIF 04/21, POA 2020-21; (EZA, Juli ´21)
Vorteile aus dem Fairen Handel
Über die Unterstützung von MOJE erhalten vor allem Jugendliche und junge ProduzentInnen:
- technische Schulungen und Ausbildung in den Bereichen Sicherheit am Arbeitsplatz, Kundenservice, Gesundheitsvorsorge, Qualitätssicherung, Produktentwicklung, Lagerführung, Vermarktung, etc.
- Unterstützung bei der Unternehmensgründung
- Zugang zu sozialen, produktiven und kulturellen Projekten
- finanzielle Unterstützung
- Verleih (teilweise Schenkung) von Werkzeug bzw. Produktionsmitteln
- 50%ig Vorauszahlung: Die restlichen 50% werden bei Übergabe der Produkte bezahlt.
- Unterstützung bei der Vermarktung
- Zahlung überdurchschnittlicher Preise (bis zu 100% mehr im Vergleich zu lokalen AufkäuferInnen)
- bessere Einkommen (im Fall der Terrakottaprodukte: Tageslöhne zw. 20,- und 30,- US$; im Vergleich dazu liegt der offizielle Mindestlohn bei 15,- US$ / Tag)
- wöchentliche Zahlung der gelieferten Produkte
Durch die EZA Fairer Handel ist MOJE erstmals in Kontakt mit dem Fairen Handel gekommen. Etwaige Gewinne aus dem Verkauf der Produkte dienen der Finanzierung der eigenen Arbeit und Programme zur Unterstützung betroffener Jugendlicher und junger ProduzentInnen.