Partnerbeschreibung

Nam Om Community Enterprise Group
Bio-Reis aus Thailand
Thailand liegt im Südosten Asiens und beheimatet knapp 70 Millionen Menschen. Das buddhistisch geprägte Land wird als konstitutionelle Monarchie geführt. Im Zuge der Industrialisierung Thailands wurde der Isaan, das trockene Hochplateau im Nordosten des Landes, wirtschaftlich erschlossen. Die Urwälder verschwanden und mit ihnen der traditionelle Wanderfeldbau. Es folgte die intensive Nutzung der kargen Böden mit schwerwiegenden Folgen für Mensch und Natur: Die Böden wurden durch die permanente Übernutzung erschöpft. Die Menschen verschuldeten sich, um immer mehr Düngemittel anzukaufen. Trotz des Düngemitteleinsatzes gingen die Erträge weiter zurück, die Selbstversorgung war nicht mehr gegeben. Die Bauern und Bäuerinnen gerieten immer mehr in die Abhängigkeit von GeldgeberInnen und HändlerInnen. Viele sahen sich gezwungen ihr Land aufzugeben und verließen ihre Dörfer. Um diesen Teufelskreis zu durchbrechen und den Kleinbauern und -bäuerinnen in der Region neue wirtschaftliche Perspektiven zu eröffnen, braucht es eine andere Art der Landwirtschaft. Durch den organisch-biologischen Anbau lassen sich nicht nur die Abhängigkeit vom Agrarbusiness und der hohe Chemieeinsatz reduzieren, sondern auf nachhaltige Weise hochwertige Lebensmittel produzieren, die im In- und Ausland gute Preise erzielen. Die Vorteile des Bio-Landbaus für die betroffenen ProduzentInnen liegen auf der Hand: nachhaltige Ertragssteigerungen, die Verbesserung der Selbstversorgung durch Mischanbau und ein gesünderes Lebensumfeld. Durch den Zusammenschluss zur Nam Om Community Enterprise Group - einer Art Kooperative - sind die ProduzentInnen in der Lage, ihren Reis in der eigenen Reismühle gemeinschaftlich zu verarbeiten und zu verpacken. Damit werden zusätzliche Arbeitsplätze für vor allem Angehörige der ReisproduzentInnen geschaffen. Unterstützt wird die Gruppe in den Bereichen Qualitätssicherung, Vermarktung und Export durch Herba Bangkok, eine in Bangkok ansässige Exportorganisation, die sich auf den Handel mit Reis spezialisiert hat. Herba Bangkok wickelt im Auftrag der EZA Fairer Handel den Export des Nam Om-Reises unter den Bedingungen des Fairen Handels ab.
EZA-Partner seit 2010
„Unser Bestellvolumen ist sicherlich eine Herausforderung für Nam Om. Die EZA ist zudem der erste ausländische Kunde, der die Gruppe vor Ort besucht hat. Dementsprechend groß war das Interesse an meinem Besuch. (...) Für die Qualitätssicherung und Exportabwicklung von größter Bedeutung ist die Kooperation mit Herba Bangkok. Wenn Nam Om offen ist und eventuelle Unsicherheiten rechtzeitig anspricht, dann können sie von den Erfahrungen Herba Bangkoks für sich profitieren. Diese Zusammenarbeit könnte der Gruppe viel neues Know-how und neue Entwicklungsmöglichkeiten bringen.“
Quelle: EZA-Reisebericht von I. Madlmair, Mai 2011
Nam Om C.E.G.
Nam Om wurde 1999 als Sustainable Agricultural Community Enterprise Group gegründet und 2002 offiziell registriert. Ein Jahr später fogte die Bio-Zertifizierung durch BCS. Seit 2004 ist Nam Om Fairtrade-zertifiziert. Oberstes Ziel ist die Verbesserung der Einkommens- und Lebenssituation seiner Mitglieder. Maßnahmen zur Zielerreichung sind:
- die Förderung des Bio-Landbaus und innovativer Anbaumethoden, diese reduzieren die Produktionskosten, steigern die Erträge und schützen die Umwelt;
- Zugang zu Schulungen und technischer Beratung;
- Organisation der ProduzentInnen und Förderung der Mitsprache;
- Durchführung sozialer und produktiver Projekte (z.B. Zuschüsse bei medizinischen Notfällen und für die Begräbniskosten, Hühner- und Pilzzuchtprojekte, Zugang zu Inputs und Saatgut, Exkursionen, etc.);
Insgesamt geht es Nam Om um die Erzielung wirtschaftlicher Unabhängigkeit und Nachhaltigkeit unter Beteiligung der ProduzentInnen. Zitat Nam Om: ‘’Nur die Menschen unserer Gemeinschaft kennen unsere Probleme, und nur sie können die Probleme auch lösen!’’ Nam Om C.E.G. ist wie eine Kooperative organisiert: Jedes Mitglied verfügt über eine Stimme in der Generalversammlung. Diese wählt den Vorstand und das Managementteam. Die Gruppe verfügt über eine eigene Infrastruktur zur Verarbeitung des Paddy (Reis in der Schale): eine Reismühle (seit 2005), ein Lager und eine Verpackungsanlage, in der der exportfertige Reis vakuumverpackt wird. Für den Export ist Nam Om auf die Unterstützung des Exporteurs Herba Bangkok angewiesen (siehe Vorderseite), da sie selbst über keine eigene Exportlizenz verfügen. Neben der nachhalten Reisproduktion beteiligt sich Nam Om an einem großen Wiederaufforstungsprojekt. In mehreren Dörfern wurden zerstörte Landstriche renaturiert. Neben dem Naturschutz (Wiederansiedelung von Fröschen) ging es Nam Om um die Bekämpfung der Trockenheit in der Region. Gleichzeitig fördert die Aufforstung mit Nutzbäumen die Diversität und eine bessere Ernährungsgrundlage für die Bevölkerung. So wurden von den Mitgliedern Nam Oms zwischen 2011 und 2020 insgesamt 200.000 Bäume angepflanzt. Heute hat der "Gemeinschaftswald" eine Ausdehnung von 96 ha - siehe Video.
Die ProduzentInnen
Die 530 Mitglieder der Nam Om Gruppe (ca. 55% Frauen) sind allesamt KleinproduzentInnen. Die Familien leben verteilt auf die Bezirke NamOm, PueHe, Namsai und Dong Can Yai in der Provinz Yasothorn (im NO Thailands). Das Gebiet liegt auf 100 – 200 m und ist von ungünstigen klimatischen Bedingungen und wenig fruchtbaren Böden gekennzeichnet. Aus diesen Gründen kann Reis ohne künstliche Bewässerung nur einmal jährlich geerntet werden. Die Aussaat erfolgt in den Monaten August/September, die Ernte im Dezember/Jänner. Während die Familien die wertvollen Reissorten (z. B. Hom Mali) für den Verkauf produzieren, werden für den Eigenbedarf vor allem Klebereissorten, roter und brauner Reis angebaut. Insgeamt werden sechs Reissorten kultiviert. Alle Mitglieder Nam Oms haben sich dem Bio-Landbau verpflichtet. Die Kontrolle erfolgt durch Ceres GmbH. Das Land (im Durchschnitt drei Hektar) wird im Familienverband bebaut. Neben Reis gedeiht auf den kleinen Parzellen v. a. Gemüse. In kleinen Teichen (Wasserspeichern) wird Fisch als wichtige Proteinquelle für den Eigenbedarf gezüchtet.
Der Bio-Reis von Nam Om ist im Lebensmitteleinzelhandel als Nam Om Reis erhältlich und ist (in kleinen Mengen) in der EZA-Kosmetiklinie BIOSFAIR enthalten.
Quellen: Herba Bangkok, div. Updates Nam Om 2016 - 2020, EIF Nam Om, Sep. 2015, EZA-RB, Mai 2011, www.fairtrade.net, www.maxhavelaar.ch; (EZA, akt. März 2021)
Vorteile aus dem Fairen Handel
Über ihre Organisation und die Kooperation mit dem Fairtrade-zertifizierten Exporteur Herba Bangkok erhalten die Mitglieder Nam Oms eine Reihe von Vorteilen wie:
- Organisation und Mitbestimmung der ProduzentInnen (u.a. bei der Preisfestsetzung): Laut einer Entscheidung der Generalversammlung liegt der Preis für den Ankauf des Paddy immer 3,- THB (8 €-Cent) / kg über dem lokalen Marktpreis.
- bessere Preise bzw. garantierte Mindestpreise (laut Fairtrade-Schema) durch die Vermarktung unter Bio & FAIRTRADE
- gemeinschaftliche Verarbeitung und Vermarktung des Reises (inkl. Verpackung und Export)
- Vorauszahlungen auf die Ernte: 60% vorab seitens des Exporteurs an die Kooperative; diese bezahlt die ProduzentInnen bei Anlieferung des Paddy (= Reis in der Schale).
- Zahlung einer Fairtrade-Prämie für Paddy in der Höhe von 870,- THB (aktuell € 23,50 / Tonne). Die Prämien werden zur Abdeckung der Zertifizierungskosten der Mitglieder sowie für Schulungen und soziale Projekte verwendet (u. a. Abgabe von Bio-Dünger, Inputs und Saatgut, Hühner- und Pilzzuchtprojekte, Wohlfahrts- und Produktionsfonds und Aufforstungsmaßnahmen);
- technische Beratung und Schulungen vor allem im Bereich Bio-Landbau
- Unterstützung bei der Qualitätssicherung und Zahlung eines Qualitätsaufschlages für Reis in Exportqualität (durch Herba Bangkok)