Partnerbeschreibung
Oro Verde
Bio-Kakao aus Peru
Peru steckt seit Jahren in einer politischen Krise. Seit dem Amtsantritt von Präsident Pedro Castillo im Juli 2021 musste er sein Kabinett drei Mal in sechs Monaten wechseln und überstand zwei Amtsenthebungsverfahren. Die Bevölkerung hat das Vertrauen in die Politik und seine Institutionen verloren. Auch weil Vermögen und Einkommen in Peru sehr ungleich verteilt sind. Obwohl sich Armut und Ungleichheit langsam verringern, stellen sie nach wie vor die größte Herausforderung für die wirtschaftliche, soziale und politische Teilhabe großer Bevölkerungsteile dar. Besonders stark ausgeprägt ist die Armut in den ländlichen Regionen des Andenhochlandes, in Amazonien und unter der indigenen Bevölkerung. Trotz tendenzieller Verbesserungen im Index für menschliche Entwicklung lebt immer noch ein Fünftel der Bevölkerung Perus (ca. 3 Mio. Menschen) unterhalb der nationalen Armutsgrenze.
In der Region San Martín war der Kokaanbau noch vor einigen Jahren weit verbreitet. Speziell in den 1990er Jahren stand die Region unter dem Einfluss des Kokaanbaus und –handels und der damit verbundenen Kriminalität. Ca. 90% der ProduzentInnen erwirtschafteten ihr Einkommen mit dem Kokaanbau. Die entlegenen Wälder dieser wenig besiedelten Region San Martín und das tropische Klima bieten sich für den Kokaanbau geradezu an, zudem bietet die Region kaum wirtschaftliche Alternativen. Die BewohnerInnen wurden Opfer gezielter Vernichtungen ihrer Felder, litten unter den ökologischen Folgen der Anti-Drogen-Politik, der fehlenden Versorgung mit Grundnahrungsmitteln und den Folgen von Mangelernährung, geringer Schulbildung und der vorherrschend Kriminalität. Nach Beendigung des Konflikts zwischen der Regierung und der kommunistischen Guerillaorganisation "Sendero Luminoso" (dt. Leuchtender Pfad) wurden mit internationaler Unterstützung Genossenschaften gegründet – darunter auch die Kooperative Oro Verde - und in Folge der Anbau von Kaffee und Kakao gefördert. Mit Erfolg – San Martin entwickelte sich zu einer wichtigen Kaffee- und Kakaoanbauregion. Mit dem Wechsel vom Kokaanbau zu diesen legalen Kulturen nahm das Leben der involvierten ProduzentInnen eine Wende: Anstatt Verfolgung und massive Unsicherheit erdulden zu müssen, können sie heute ein Leben in Würde und relativer Sicherheit leben.
EZA-Partner seit 2016
„Wir wollen unseren Mitgliedern relevante Serviceleistungen anbieten, (...) damit die Produktivität und Qualität der Produkte ständig erhöht werden kann.“
Quelle: Mission Oro Verde
Oro Verde
1999 haben 56 KaffeeproduzentInnen in der Region San Martin die Kooperative Oro Verde (dt. Grünes Gold) – Cooperativa Agraria Cafetalera y de Sevicios Oro Verde - gegründet. Bis heute ist die Kooperative auf 1.200 Mitglieder angewachsen. 2002 erfolgte die Bio-Zertifizierung. Mit dem Verzicht auf chemische Pflanzenschutz- und Düngemittel sowie der Ausrichtung auf Agroforstwirtschaft setzten sich die Mitglieder von Oro Verde für den Erhalt der regionalen Biodiversität und den Schutz der Regenwälder ein. Die Mitglieder der Kooperative haben in einem Aufforstungsprogramm zwei Millionen einheimische Bäume auf ihren Parzellen gepflanzt. Damit will man eine neue Einkommensquelle für die beteiligten ProduzentInnen entwickeln - die Produktion von FSC-zertifiziertem Holz. Ebenfalls 2002 wurde die Kooperative FAIRTRADE-zertifiziert. Die ursprünglich auf Kaffeeanbau spezialisierte Organisation legt Wert auf die Diversifizierung der Produktion. Heute stellen Kakao und Kaffee zu etwa je der Hälfte die Exporte. Sitz der Organisation ist Lamas in der Region San Martin, die im peruanischen Teil des Amazonasbeckens liegt. Die Kooperative legt großen Wert auf hohe Qualität. Beim Kakao handelt es sich um qualitativ hochwertige Sorte "Criollo Finos" aus dem Amazonasgebiet, der in Waldgärten unter Schattenbäumen gedeiht. Die ausgelösten Kakaoschoten werden zentral fermentiert, wobei während des gesamten Prozesses die Säure, Temeratur und Zuckergehalt kontrolliert werden. Anschließend werden die Kakaobohnen getrocknet und in dem eigenen Labor analysiert und bewertet.
Die ProduzentInnen
Die Mitglieder von Oro Verde sind 1.200 KleinproduzentInnen (darunter rund 10% Frauen) der Region San Martín. Sie leben verteilt auf vier Provinzen (Lamas, El Dorado, San Martín und Picota) und ca. 67 Dorfgemeinschaften und sind in Dorfgruppen organisiert. 70% der Mitglieder sind Angehörige der “Chanka Lamista”, einer präkolumbischen Kultur des Amazonastieflandes, die sich bis heute ihre eigene Sprache bewahrt hat (Quechua). Die restlichen 25% sind MigrantInnen aus anderen Teilen des Landes, allen voran dem Nordosten Perus. Die Familien besitzen durchschnittlich drei Hektar Land. Auf diesem gedeihen Kakao und Kaffee als wichtige Cashcrops, aber auch andere Produkte wie Yuca, Zuckerrohr, Gemüse und Obst. Viele Familien halten auch Hühner. Während einige Familien über Landtitel und eigenes Land verfügen, bebauen andere Mitglieder kommunales Land. Die Hauptarbeit auf den Feldern und in den Kakao- bzw. Kaffeegärten leistet die Familie selbst. Nur in der Erntezeit werden zusätzliche HelferInnen unter Vertrag genommen. Die Mitglieder verpflichten sich mit ihrer Mitgliedschaft bei Oro Verde zur Einhaltung der Richtlinien des Bio-Landbaus und zur Lieferung von 80% ihrer Kakao- und Kaffeeernte an die Kooperative. Dafür bekommen sie Zugang zu einer Reihe von Dienstleistungen durch Oro Verde.
Der Kakao von Oro Verde wird zu Bio-Mascao verarbeitet; diese sind über EZA, die WELTLÄDEN und im ausgewählten Lebensmitteleinzel- und Naturkosthandel erhältlich.
Weitere Informationen:
Quellen: EIF Oro Verde 03/16, Stella Bernrain, Memoria Anual 2015, www.oroverde.com.pe; (EZA, akt. März 2022)
Vorteile aus dem Fairen Handel
Durch die Mitgliedschaft bei den Kooperativen und den Zugang zum Fairen Handel kommen die ProduzentInnen in den Genuss folgender Vorteile:
- bessere Preise durch Direktvermarktung, Fairtrade und Bio-Zertifizierung;
- technische Beratung und Unterstützung bei der Zertifizierung;
- Unterstützung bei der eigenständigen, kooperativen Weiterverarbeitung des Kakaos und damit Beteiligung an der weiteren Wertschöpfung;
- Zugang zu diversen Dienstleistungen und Projekte der Kooperative;
- Für ProduzentInnen des Fairen Handels gilt der von Fairtrade garantierte Mindestpreis für Kakaobohnen von US$ 2400.- pro Tonne (PLUS einer Fairtrade-Prämie von US$ 240,- pro Tonne). Für Kakaobohnen aus organisch-biologischer Erzeugung zahlt der Faire Handel einen Zuschlag von US$ 300,- pro Tonne. Damit sind die ProduzentInnen auch in Zeiten niederer Weltmarktpreise abgesichert. Weitere Infos unter fairtrade.net.
- Die Einkaufspreise von Kakao für EZA-Schokolade liegen derzeit mehrheitlich zwischen 3.500 und 4.000 US Dollar. Damit werden die höheren Kosten kleinerer Kooperativen und besondere Kakaoqualitäten abgegolten. Dabei arbeiten wir mit anderen Pionierorganisationen des Fairen Handels eng zusammen.
Weitere Vorteile aus dem Fairen Handel mit der EZA finden Sie hier.