Partnerbeschreibung

Oromia Union
Bio-Kaffee aus Äthiopien
Äthiopien besitzt eine beeindruckende ethnische, kulturelle, sprachliche und religiöse Vielfalt. In dem ostafrikanischen Land mit seinen rund 110 Mio. EinwohnerInnen (Stand 2019) werden über 80 Sprachen gesprochen. Die Vielschichtigkeit der Gesellschaft führt bis heute zu ethnischen Spannungen. Früher war das Gebiet als Abessinien bekannt. Es ist das einziges Land Afrikas, das nie kolonialisiert wurde. Äthiopien gehört zu den ärmsten Ländern der Welt. Im "Human Development Index" (Index für menschliche Entwicklung) der UN liegt es an 174. Stelle (von 188). Daran hat auch eine der höchsten Wirtschaftswachtumsraten der Welt (ca. 10% jährlich) in den letzten Jahren nicht viel verändert. Immer noch leben rund 39% der Bevölkerung von weniger als 1,25 US$ / Tag.
Äthiopiens Wirtschaft basiert auf der Landwirtschaft. Sie beschäftigt trotz steigender Bedeutung des Dienstleistungssektors v. a. in den Städten rund 70% der Gesamtbevölkerung und erwirtschaftete 2016 ca. 36% des BIP. Daraus ergibt sich eine große Abhängigkeit von der landwirtschaftlichen Produktion. Die Unsicherheit bei der Lebensmittelversorgung, die sich vor allem in Dürreperioden verschärft, führt dazu dass bis zu 25% des Nahrungsmittelsbedarfs durch internationale Hilfsgüter gedeckt werden muss. Immer wieder können Kleinbauern und -bäuerinnen ihre Familien mit ihrer Ernte nicht ganzjährig versorgen. Der Klimawandel verschärft dieses Problem weiter. Zuletzt machte das Land Schlagzeilen mit einem der weltweit ambitioniertesten Wiederaufforstungsprojekte. 2019 sollen 4 Mrd. Bäume gepflanzt werden. Damit will das Land einen wichtigen Beitrag zum Klimaschutz und zur Dürrebekämpgung leisten. Das wichtigste Exportgut Äthiopiens ist Kaffee (rund 41% der Exporterlöse). Äthiopien ist derzeit der sechstgrößte Kaffeeproduzent der Welt. Die im Südwesten Äthiopiens gelegene Kaffa-Region gilt als Ursprung des Arabica-Kaffees. Die günstigen klimatischen Bedingungen prägen sein besonderes Aroma.
Oromia ist der Name der größten Provinz Äthiopiens im südlichen und südwestlichen Äthiopien. In der Provinz Oromia leben rund ein Viertel der Bevölkerung vor allem vom Kaffeeanbau. Sie produzieren mehr als die Hälfte des äthiopischen Kaffees in überwiegend kleinbäuerlicher Produktion. Letztlich waren das die Voraussetzungen, die zur Gründung des ersten äthiopischen Kaffeedachverbandes, der Oromia Coffee Farmers Cooperative Union (OCFCU), führten.
EZA-Partner seit 2007
„In der Vergangenheit waren wir gezwungen unseren Kaffee an Exporteure zu verkaufen, die uns zum Teil betrogen und manchmal gar nicht bezahlten. Heute kennen wir den Wert unseres Kaffees, und wir sind an den Gewinnen beteiligt, die die Union durch den Verkauf unseres Kaffees erzielt.“
Miju Adula, Vorsitzender der Kilenso Mokonisa Kooperative (Quelle: Fairtrade Foundation)
Oromia Coffee Farmers Cooperative Union (OCFCU)
Die Oromia Union wurde 1999 von 34 Mitgliedskooperativen (mit ca. 22.500 Mitgliedern) gegründet. Heute besteht der Dachverband aus 405 Mitgliedskooperativen mit insgesamt rund 370.500 Mitgliedern. Der Dachverband ist die größte Kaffeevereinigung in Äthiopien und übernimmt die nationale Vorreiterrolle bei Fairtrade-Kaffee (seit 2004). Aktuell sind 63 Mitgliedskooperativen Fairtrade zertifiziert, 53 davon auch Bio. Während die OCFCU über 180 Personen ganzjährig beschäftigt, finden weitere 2650 Personen bei den Mitgliedskooperativen eine fixe Anstellung. Saisonal erhöht sich die Zahl der Arbeitskräfte auf bis zu 27.000 Personen. Allein diese Zahlen zeigen die große Bedeutung der Oromia Union und ihrer Kooperativen für den Kaffeesektor.
Anlass für die Gründung der Union war die Notwendigkeit zur Direktvermarktung nach der Liberalisierung des Kaffeesektors. Die Hauptaufgaben der Union liegen demnach in der Vermarktung des Kaffees und der Abwicklung der Exporte. Ziele der Organisation sind:
- die Vertretung der KaffeeproduzentInnen von der Anlieferung des Kaffees bis zum Verkauf / Export und deren Beteiligung an der Wertschöpfung;
- die Steigerung der Einkommen der Mitglieder durch den Verkauf ihres Kaffees zu besseren Preisen;
- der Erhalt bzw. die Verbesserung der Qualität, Produktivität und Nachhaltigkeit der Kaffeeproduktion;
- die Schaffung von Kreditmöglichkeiten für die Mitgliedskooperativen;
- die Untertstützung der Gemeinschaften, in denen die KaffeeproduzentInnen leben, durch soziale und Infrastrukturprojekte wie den Bau von Schulen, Gesundheitsposten, Straßen, den Zugang zu sauberem Trinkwasser, etc.
- die technische Unterstützung und Schulungen der ProduzentInnen vor allem in den Bereichen Qualitätssicherung, Anbaumethoden und Zertifizierungen;
- die Schaffung von Verarbeitungsinfrastruktur für die Kaffeeaufbereitung in den Mitgliedskooperativen;
Zusätzlich sind alle Mitgliedskooperativen und Mitglieder an den erzielten Gewinnen direkt beteiligt. Die Oromia Union zahlt 70% der Gewinne an die Mitgliedskooperativen aus, die davon wiederum 70% an die Kaffeebauern und -bäuerinnen weitergeben.
Die ProduzentInnen
Die KaffeeproduzentInnen sind in Mitgliedskooperativen organisiert. Ihre durchschnittliche Mitgliederzahl liegt bei ca. 900 Personen. Die Kooperativen verfügen in der Regel über eigene Verarbeitungsanlagen für die Nassverarbeitung. Auffallend sind die transparente Struktur der Kooperativen und die offene Geschäftsgebarung. In den Büros hängen die Informationen und Daten zu Verkäufen, Kosten, Gewinnen und ausgezahlten Dividenden zur Information für die Mitglieder aus. Die ProduzentInnen der Oromia Union sind allesamt KleinproduzentInnen mit durchschnittlich 0,5 bis 2 ha Land. Die Kaffeeanbauflächen befinden sich auf einer Höhe von 1500 – 2000 m. Kaffee ist für sie die wichtigste Einnahmequelle und gedeiht meist in Mischanbau mit Bananen und anderen Obstbäumen, die den Kaffeepflanzen als Schattenspender dienen. Zusätzlich werden Getreide, Mais, Hirse und Bohnen angebaut, die für die Grundversorgung der Familien sorgen. Die Felder werden vor allem von den Familienmitgliedern selbst bewirtschaftet, wobei sich die Nachbarsfamilien gegenseitig unterstützen. Die Ernte erfolgt ausschließlich von Hand. Das aufwändige Handverlesen des Kaffees wird in der Regel von Frauen geleistet (über 1200 saisonale Arbeitskräfte).
Der Bio-Kaffee der Oromia Union ist über EZA und WELTLÄDEN sowie im Lebensmitteleinzelhandel als ABESSA-Kaffee erhältlich.
Weitere Informationen:
Quellen: div. Reiseberichte, EIF 2/2016, offizielle PPP der OCFCU 2019, liportal.de/aethiopien/wirtschaft-entwicklung, ico.org, fairtrade.net; (EZA, akt. Nov. 2019)
Vorteile aus dem Fairen Handel
- Die EZA Fairer Handel garantiert ihren KaffeeproduzentInnen den von Fairtrade festgesetzten Mindestpreis von US$ 140,- pro Sack* gewaschener Arabica-Kaffeebohnen.
- Zusätzlich zum garantierten Mindestpreis schreibt Fairtrade die Zahlung einer Prämie in der Höhe von US$ 20,- pro Sack* und einer Bio-Prämie von US$ 30,- pro Sack* vor. Sollte der Weltmarktpreis über den garantierten Mindestpreis steigen, wird automatisch der Weltmarktpreis als Basis herangezogen. In diesem Fall werden auf diesen sämtliche Prämien aufgeschlagen.
- Die von der EZA bezahlte Fairtrade-Prämie in der Höhe von US$ 20,- pro Sack* geht an die jeweiligen Mitglieds-Kooperativen. Über deren Verwendung entscheiden die Mitglieder gemeinschaftlich.
- Die Bio-Prämie in der Höhe von US$ 30,- pro Sack* wird in Form eines höheren Kaffeepreises an die ProduzentInnen ausgezahlt.
- Über die durch das Fairtrade-System vorgeschriebenen Zahlungen hinaus leistet die EZA zusätzliche Prämien an die Kooperativen. Im Fall der Oromia Union liegt diese Qualitätsprämie aktuell bei US$ 140,-. Damit erzielt die OCFCU für seinen Premiumkaffee den hervorragenden Preis von US$ 330,- / Sack*. Im Vergleich dazu notiert die NY Börse aktuell (Nov. '19) bei US$ 100,- / Sack* Arabicakaffee.
- Aus den Erlösen der Fairtrade-Prämie konnten seit 2004 bereits an die 200 Projekte realisiert werden, von denen ca. 280.000 Menschen direkt profitieren, darunter fallen u. a. Bauten von Schulen (19), Kindergärten (3), Gesundheitsposten (4), Straßen- und Brücken (11) & Trinkwassersystemen (5) (Gesamtsumme der Prämiengelder 2004 bis 2018: 7,5 Mio. Euro).
* 1 Sack = 100 Pfund = 45,36 kg