Partnerbeschreibung

Palam Rural Centre
Seifen aus Indien
In Indien leben fast 1,4 Milliarden Menschen (Stand 2022, www.de.statista.com). Damit ist Indien nach China das zweit bevölkerungsreichste Land der Erde. Ca. 25% der Menschen leben von umgerechnet weniger als $ 1,25 US-Dollar pro Tag. Armut bleibt trotz positiver Wirtschaftsnachrichten Indiens eine der größten Herausforderungen. Besonders problematisch sind die Beschäftigungsverhältnisse einzustufen, denn nur etwa jedeR Zehnte steht in einem vertraglich geregelten Arbeitsverhältnis. Der Großteil arbeitet im "informellen Sektor" und hat damit keinerlei Anspruch auf soziale Leistungen. Zu dieser Gruppe gehören vor allem Menschen der unteren Kasten. Das indische Kastensystem ist mehr als 3000 Jahre alt. Das Wort Kaste (Portugiesisch Casta) meint die durch Geburt vererbte Zugehörigkeit zu einer bestimmten sozialen Gruppe. Angehörige höherer Kasten durften nicht mit jenen niedrigerer Kasten verkehren. JedeR wusste von Kindheit an, dass er/sie die religiösen und ethischen Pflichten seiner/ihrer Kaste befolgen musste, um nicht den sozialen Schutz durch die eigene Kaste zu verlieren. Auflehnung gegen das "Dharma" (= kosmisches Gesetz) gefährdet die eigene Existenz. Die bedingungslose Befolgung hingegen erhöht die Chancen auf eine vorteilhafte Wiedergeburt. Es gibt vier Hauptkasten: Die Brahmanen (PriesterInnen), die Kshatriya (KriegerInnen), die Vaishyas (Bauern, Bäuerinnen und HandwerkerInnen) und die Shudras (Knechte / Mägde). Diese bilden eine strenge hierarchische Ordnung. Unter diesen vier Hauptkasten stehen die "Unberührbaren" (Dalits). Ihnen werden die „unreinen“ Arbeiten zugewiesen (z. B. in der Lederverarbeitung). Weder eine 1932 von Mahatma Gandhi angeregte und von Hinduführern verfasste Resolution, noch die spätere Aufnahme der Artikel 17 und 42 in die indische Verfassung konnten dieses System ändern. Nur langsam lösen sich die traditionellen Verhaltensvorschriften auf. Das Palam Rural Centre hat sich zum Ziel gesetzt, "Unberührbaren" ein Leben in Würde zu ermöglichen.
EZA-Partner seit 1979
Partnercode 07
"Die Mitglieder von Palam wurden über Jahrhunderte hinweg sozial und wirtschaftlich marginalisiert. Wir legen unseren Fokus auf die Befreiung aus dieser Rückständigkeit. Oberste Priorität hat unserer Erfahrung nach das wirtschaftliche Empowerment. Das bedeutet, dass die Menschen in die Lage versetzt werden, für ihre Grundbedürfnisse wie Nahrung, Kleidung und Wohnen sorgen zu können. (...) Wenn Menschen eine feste Anstellung erhalten, ein faires Gehalt gezahlt wird, usw., dann können sie selbst für ihre Bedürfnisse sorgen. Im Zentrum unserer Arbeit stehen daher die fixe Anstellung, Schulung und Ausbildung unserer Mitglieder."
Quelle: EIF Palam Cultural Centre, 2021
Palam Rural Centre
Palam bedeutet „Brücke“. Mit der Unterstützung seiner Produzent:innen, die in Indien als „Unberührbare“ bezeichnet werden, versucht Palam diesen Menschen eine "Brücke" (Ausweg) aus der wirtschaftlichen und sozialen Marginalisierung zu bauen. Palam ist als Verein organisiert. Alle Mitglieder sind Miteigentümer:innen und an allen Entscheidungen beteiligt. Palam Rural Centre wurde bereits 1978 von 40 Familien gegründet. Heute ist ihre Zahl auf 250 Familien angewachsen. Die EZA Fairer Handel bezieht die Produkte von Palam seit 1979 und ist damit einer der ältesten Fair-Handels-Partner:innen. Seit 2022 ist Palam Mitglied der WFTO (www.wfto.com).
Anfangs wurden vor allem Lederwaren produziert, heute sind es Seifen. Mit ihrer Herstellung und Vermarktung erwirtschaften sich die Mitglieder von Palam nicht nur ihre Existenzgrundlage, sondern finanzieren damit ein umfassendes Sozialprogramm. Gewinne aus dem Verkauf der Produkte werden u.a. für Projekte und Aktivitäten in den Bereichen Gesundheitsvorsorge und medizinische Versorgung, Kinderbetreuung, Bildung (Stipendien), Schulungen, zinslose Kredite, etc. verwendet. Zusätzlich hat Palam für seine Mitglieder ein eigenes Sozialversicherungssystem entwickelt. Auf einem halben Hektar gemeinschaftlichem Land können die Produzent:innen für sich und ihre Familien Obst und Gemüse anbauen. Seit 2005 führt Palam eine eigene Schule für aktuell 350 SchülerInnen aus benachteiligten Verhältnissen. Diese Schule wurde zuletzt um eine Oberstufe erweitert. Im Zugang zu Bildung sieht Palam die einzige Chance, der traditionell festgeschriebenen Benachteiligung zu entkommen. Die Schule Palams steht auch anderen marginalisierten Kindern und Jugendlichen aus der Region um Veerapandi offen.
Die Produzent:innen
Derzeit bietet das Palam Rural Centre rund 45 Personen (vor allem Frauen) in und um Veerapandi nahe Tirupur im indischen Bundesstaat Tamilnadu einen fixen Arbeitsplatz. Zusätzlich arbeiten bis zu 50 Frauen saisonal in der Verpackung. Das Motto von Palam lautet, Menschen die Möglichkeit zu geben, finanziell "auf eigenen Beinen zu stehen". Die Beschäftigung von Frauen, bietet die Chance sie aus der traditionellen Abhängigkeit ihrer Familien zu befreien. Sie gehören aufgrund ihrer Herkunft der Gruppe der „Unberührbaren“ an. In der Regel bedeutet das für die Betroffenen ein Leben abseits der Gesellschaft und in ärmsten Verhältnissen. Auf die Ausbildung der Kinder der Mitglieder wird viel Wert gelegt: Eine gute Schulbildung soll ihnen die Chance geben, später in anerkannten Berufen Fuß zu fassen, und damit den Teufelskreis von Ausgrenzung und Armut zu durchbrechen.
Die natürlichen Pflanzenseifen des Palam Rural Centres sind aus wertvollen Pflegestoffen wie Kokos-, Neem- und Mohuaöl, das aus dem „Indischen Butterbaum“ gewonnen wird, hergestellt. Palam kauft diese Rohstoffe vorzugsweise von Kooperativen indischer Kleinproduzent:innen. Die hochwertigen Seifen bewirken eine besonders sanfte Reinigung, wirken rückfettend und bewahren die Haut vor dem Austrocknen.
Die Seifen von Palam sind in EZA und WELTLÄDEN erhältlich.
Weitere Informationen: www.eza.cc/palam-rural-center-zu-gast
Quellen: Palam, EZA Archivmaterial, EIF 01/2021;Besuch Mr. Sundarkumar 09/22; (EZA, akt. Sept. 22)
Vorteile aus dem Fairen Handel
Das Palam Rural Centre bietet seinen Mitgliedern außergewöhnliche Sozialleistungen:
- 14 Tage bezahlten Urlaub,
- 50%ige Lohnfortzahlung im Krankheitsfall plus Übernahme der anfallenden Kosten für die medizinische Versorgung,
- eine Pensionsversicherung,
- kostenloser Zugang für Kinder der Mitglieder zu umfassender Schulausbildung (von der Vorschule bis zur High-School),
- zinlose Kredite,
- Zugang zu Schulungen und kulturellen Aktivitäten und
- regelmäßige Einkommen bei entsprechender Entlohnung;
Palam Rural Centre bietet seinen Mitgliedern eine menschenwürdige Unterbringungen und den Zugang zur Trinkwasser- und Stromversorgung in "Kampe Nagar", einer eigenen Siedlung nahe Veerapandis. Besonders beeindruckend ist die mittlerweile für 350 Kinder ausgebaute Schule. Auf dem gemeinschaftlichen Land wird gemeinsam aufgeforstet, um der Trockenheit vorzubeugen. All diese Leistungen werden u.a. durch die Erlöse aus dem Fairen Handel finanziert.