Tara Projects, Indien, (Covid-19, Stand Okt. 2020)
Tara Projects ist eine Fair-Handels-Organisation mit einem ausgeprägten sozialen Fokus auf Bildung, Kinderrechte und Chancengleichheit für benachteiligte ProduzentInnen. Die aktuelle Covid-19 Krise hat dieses Engagement weiter verstärkt...
Tara Projects beliefert die EZA Fairer Handel bereits seit dem Jahr 1978 mit Handwerksprodukten aus Fairem Handel, aktuell mit Mode- und Weihnachtsschmuck, Specksteinartikeln und Dekoprodukten. Was unser Zuhause schmückt, schafft Einkommen für marginalisierte ProduzentInnen in Indien, seit über 40 Jahren! Viele von ihnen leben in dicht besiedelten Armensiedlungen indischer Großstädte wie z. B. Neu Delhi. Gerade dort sind die Folgen der Covid-19 Krise besonders unmittelbar: Der von der Regierung verordnete Lock-down traf die Menschen unvorbereitet und ohne wesentliche Rücklagen. Von jetzt auf gleich standen unzählige Menschen ohne jedes Einkommen, ohne Alternativen und ohne jede Unterstützung seitens des Staates da. Tara Projects musste aufgrund des Lock-downs die Produktion einstellen. Stattdessen widmete man sich der Aufklärungsarbeit und humanitären Hilfe. Die MitarbeiterInnen von Tara Projects informierten über die wichtigsten Maßnahmen zur Covid-19 Prävention, verteilten Masken und Essensrationen an die besonders bedürftigen ProduzentInnen und Notleidenden in ihrer unmittelbaren Umgebung, den Slums von Neu Delhi.
Mit der Unterstützung aus Österreich (insgesamt € 6.000,-) wurden insbesondere Frauen aus vier Schmuck produzierenden Gruppen von Tara Projects unterstützt. Sie erhielten Lebensmittel für sich und ihre Familien und einen Geldbetrag zur Abdeckung ihrer Fixkosten. Moon Sharma, Tochter des Mitbegründers von Tara Projects, schreibt dazu: "Unter diesen Umständen ist es wichtig, die ProduzentInnen zu unterstützen. Sie brauchen Trost, ein Gefühl der Solidarität und, wenn möglich, einen Ersatz für die entgangenen Löhne. (...) Es ist herzzerreißend zu sehen, wie die Menschen insbesondere des informellen Sektors während der Zeit des Lock-downs gelitten haben. Tausende von ihnen verloren ihre Arbeit und haben keinerlei Unterstützung. Sie sind die SchöpferInnen schöner Kunsthandwerke und erleben aktuell die härtesten Zeiten. Sie brauchen das Wichtigste, menschliche Würde! (...) Wir hatten eine Diskussion mit ihnen, und sie alle teilten uns mit, dass sie neben Lebensmitteln finanzielle Unterstützung benötigen, um ihre Fixkosten wie Miete, Strom und andere alltägliche Ausgaben zu bezahlen, da sie ohne jedes Einkommen sind."
Für die geleistete Unterstützung findet Moon Sharma Worte der Anerkennung: "Wir sind der EZA für die wertvolle Arbeit und Unterstützung sehr dankbar. Vielen Dank auch an die ARGE WL & die österreichischen Weltläden für die Unterstützung, die sie uns gewährt haben. Sie war essenziell, um unsere Covid-19 Soforthilfemaßnahmen fortzusetzen. Diese Unterstützung wirkt sich auf das Leben der HandwerkerInnen direkt aus und verschafft ihnen die notwendige Hilfe."
Im Folgenden eine Zusammenfassung der Situation von Moon Sharma (vom 9. Sept. 2020):
"In Delhi gibt es derzeit mehr als 1163 Eindämmungszonen. Tausende Menschen sind zu Hause isoliert. Die Intensivstationen sind voll. Tatsächlich haben die Menschen aus verschiedenen Gründen Angst, ins Krankenhaus zu gehen. Wir müssen in der Tat sehr vorsichtig sein, sodass wir sogar im Haus und im Büro Masken tragen. (...) Es ist besorgniserregend, da sich das Virus schnell ausbreitet und nun auch ländliche Gebiete erreicht. Wir haben mehr als 4,38 Millionen Fälle, und die Sterblichkeitsrate steigt täglich. (...) Es ist praktisch nicht mehr möglich, die Ausbreitung des Covid-19-Virus einzudämmen. (...)
Die wirtschaftliche Lage ist nach wie vor schwierig. Unsere Produktion läuft nur zu 50%. Das große Dilemma besteht darin, wie es weitergehen soll, wie wir bei dieser Auslastung die Verwaltungskosten decken können. Jede/r hat eine Familie und braucht Arbeit und Lohn. Wir alle sind unseren Fair-Handels-Partnern dankbar für ihre kontinuierliche Unterstützung unserer Arbeit und ihre Solidarität, die die Arbeit am Laufen gehalten und unser Überleben gesichert hat. Aber es gibt immer noch viel Unsicherheit. Wir versuchen unser Bestes, um zu überleben und unsere Organisation zu erhalten.
Unser monatliches Lebensmittelverteilungsprogramm wird fortgesetzt. (...) Wir sind gerade dabei, die Lebensmittel- und Gesundheitspakete vorzubereiten. In dieser Phase werden wir 616 Familien, Mitglieder der Selbsthilfegruppen, unterstützen. Jetzt werden die Masken von unseren ProduzentInnen genäht. Sie haben es gelernt, weil sie nicht genug andere Arbeit (Anm. Aufträge) hatten. So können wir im Rahmen dieses Projekts kostenlose Masken verteilen, und unsere ProduzentInnen erhalten über das Nähen einen Lohn. So schaffen die Probleme auch neue Möglichkeiten!"