Partnerbeschreibung

PFTC
Bio-Rohrzucker und Bananenchips / Philippinen
Die Philippinen sind geschichtlich stark vom Westen geprägt. Benannt wurde der Inselstaat nach dem spanischen König Philipp II. Nach 300-jähriger spanischer Kolonialgeschichte folgte die fast 50-jährige US-amerikanische Herrschaft, ehe die Philippinen im Jahr 1946 unabhängig wurden. Der enge Kontakt zu den USA zeigt sich bis heute in den engen politischen und wirtschaftlichen Verflechtungen beider Länder. Trotz des beachtlichen Wirtschaftswachstums von durchschnittlich 6% vor der Covid-Pandemie, blieb das Land von einer enormen Kluft zwischen Arm und Reich geprägt. Etwa die Hälfte der über 112 Millionen EinwohnerInnen ist von Armut bedroht, knapp 20% der Bevölkerung leben unter der Armutsgrenze. Regiert wird das Land seit 2016 vom rechtsgerichteten Präsidenten Duterte, der mit seiner harten Hand und Menschen verachtenden Drogenpolitik immer wieder für internationales Aufsehen sorgt. Aber auch politisch anders Denkende, AktivistInnen für die Menschen- oder Landrechte und GewerkschafterInnen leiden unter politischer Verfolgung bis hin zu politisch motivierten Morden. Unter den Opfern finden sich auch MitarbeiterInnen und ProduzentInnen des PFTC.
Vom Beginn des 20. Jahrhunderts bis zur Mitte der 1970er Jahre exportierten die Philippinen aufgrund eines Sonderabkommens beinahe den gesamten Zucker in die USA. Doch Ende der 1980er Jahre endete die Quotenregelung. Die USA wollten ihren ehemaligen Verbündeten unter Druck setzen. Gleichzeitig sank die Nachfrage nach Zucker, nachdem die Getränkeindustrie auf alternative Süßstoffe umgestellt hatte. Allein die Zuckerimporte der USA sanken daraufhin um 70%. Die Folgen für die Philippinen waren verheerend. Viele Menschen verloren ihre Arbeit und konnten ihre Familien nicht mehr ernähren. Die Folgen waren Unterernährung, Kinderarbeit und eine sehr niedrige Lebenserwartung. Verzweifelte ZuckerarbeiterInnen versuchten das brachliegende Land zu bebauen, wurden aber immer wieder vertrieben. Die Umsetzung einer Landreform wurde von den LandbesitzerInnen – bis auf wenige Ausnahmen - bis heute verhindert. Im Kampf für ihre Rechte mussten Gewerkschaften der ZuckerarbeiterInnen immer wieder Opfer aus den eigenen Reihen beklagen. PFTC ist hier keine Ausnahme.
EZA-Partner seit 1993
„Unsere aktuelle Stärke könnte für uns zur neuen Bedrohung werden. Je erfolgreicher wir sind, desto mächtiger könnten wir gesehen werden. Damit würden wir zum Ziel für all jene, die gegen den PFTC und unser Engagement und Unterstützung für die KleinproduzentInnen in Panay sind.“
Quelle: Ruth Salditos, Panay Fair Trade Foundation, 2015
Panay Fair Trade Center – PFTC
PFTC wurde 1991 von Kabalaka, einer Frauenorganisation zur Verarbeitung und Vermarktung von Bananenchips, als Fair-Handels-Unternehmen gegründet. Heute konzentriert sich PFTC auf die Vermarktung von Rohrzucker, Bananen und Ingwer. Sitz des PFTC ist Iloilo City, die Hauptstadt der Insel Panay. Besonderes Augenmerk wurde von Anfang an auf die Partizipation der Frauen gelegt, die in allen Gremien und auf allen Ebenen – vom Vorstand, der Leitung der Zuckermühlen bis zu den lokalen Komitees – eingebunden sind. Einen weiteren Schwerpunkt der Arbeit stellt der organisch-biologische Anbau dar. Die Mitglieder des PFTC erhalten Unterstützung in den Bereichen technischer Beratung, Verarbeitung, ökologischer Landwirtschaft, Finanzierung, Gesundheit und Bildung. Dieses umfangreiche Programm finanziert sich in erster Linie aus den Exportverkäufen und finanziellen Unterstützung des Fairen Handels. PFTC ist ein wichtiger Akteur des Fairen Handels auf den Philippinen und seit 1994 Mitglied der World Fair Trade Organisation - siehe www.wfto.com.
PFTC engagiert sich für die Anliegen der Kleinbauern und -bäuerinnen. Die Organisation macht sich für das Recht auf Land, Demokratie und die allgemeinen Menschenrechte stark. Für dieses Engagement wird die Organisation seit Jahren politisch verfolgt. Entführungen, Morde oder politisch motivierte Verfahren von Vorstandsmitgliedern oder VertreterInnen der Kleinbauernorganisationen sollen die Fair-Handels-Organisation einschüchtern. Hinter diesen Taten stecken die Interessen der herrschenden politischen und wirtschaftlichen Eliten. Das Netzwerk des Fairen Handels und die damit verbundene internationale Unterstützung sind bis heute ein wichtiger Verbündeter PFTCs in diesem ungleichen Kampf.
Die ProduzentInnen
Die Insel Panay gehört zu den wichtigen Zuckerregionen des Landes. PFTC arbeitet ausschließlich mit marginalisierten Kleinbauern und -bäuerinnen, sowie verarmten LandarbeiterInnen zusammen. Insgesamt vereint PFTC ca. 350 ProduzentInnen (davon 94 Frauen) in sechs Vereinigungen. Sie sind im Vorstand des PFTC vertreten. Die Preisfestsetzung für Mascobado erfolgt jährlich auf gemeinsamen Beschluss hin und auf vertraglicher Basis. Unter den Produzentengruppen gibt es aufgrund monatlicher Treffen einen intensiven Austausch und enge Zusammenarbeit. Darüber hinaus werden rund 50 Saisonarbeitskräfte in der Verarbeitung und Verpackung der Produkte beschäftigt. Über 50% davon sind Frauen. Die Mitglieder PFTCs sind Klein(st)produzentInnen mit 0,25 bis 3 Hektar großen Zuckerrohrfeldern der Provinz Iloilo auf Panay. Der Anbau erfolgt seit jeher im Fruchtwechsel und in Mischkultur mit anderen Produkten wie Bananen, Ingwer und Reis. Aus diesem Grund war die Umstellung auf organisch-biologischen Anbau relativ einfach. Heute stellen die ZuckerproduzentInnen die notwendigen biologischen Düngemittel selbst her. Die Mitgliedsorganisationen des PFTCs besitzen sechs Mascobadomühlen, in denen der Mascobado für den Fairen Handel in traditioneller Weise hergestellt wird. Während Mascobado nur während sechs Monaten für Beschäftigung sorgt, können die Bananenchips rund um das Jahr produziert und weiterverarbeitet werden.
Bio-Mascobado des PFTC ist über EZA und WELTLÄDEN erhältlich.
Weitere Informationen:
Bericht des Besuchs von Ruth im Juni 2015
Quellen: PFTC, CTM, WFTO Membership Profile 01/2017, WFTO SAR 01/17, WFTO Monitoring Audit Report 01/2017, EFTA Organizational Profile 02/2021; (EZA, akt. Nov. 2021)
Vorteile aus dem Fairen Handel
Der PFTC verkauft zurzeit 100% seiner Produktion an den Fairen Handel. Die ProduzentInnen profitieren durch:
- bessere Preise,
- Unterstützung bei der Umstellung und BIo-Zertifizierung,
- Verbesserung und Ausbau der Verarbeitungsanlagen,
- technische Beratung und Schulungen mit Programmen zur Qualitätsverbesserung,
- Exportabwicklung,
- demokratische Strukturen,
- zusätzliche Arbeitsplätze in der Zuckerverarbeitung,
- einen gemeinschaftlichen Unterstützungsfonds,
- Zugang zu zinslosen Krediten;