PFTC
Ruth Salditos von PFTC von den Philippinen (Jun. 2015)
Ruth ist ein regelmäßiger und gern gesehener Gast der EZA. Die Bande zwischen unseren Organisationen sind eng, obwohl die EZA die Produkte (Mascobado-Zucker und Bananenchips) über die italienische Fair-Handels-Organisation CTM bezieht. Immer wieder hat die EZA ihren philippinischen Partner unterstützt – immer in schwierigen Situationen. Sei es in politischer Hinsicht mit der Forderung nach Aufklärung von politisch motivierten Morden, Entführungen und Übergriffen auf MitarbeiterInnen und ProduzentInnen des PFTC (Panay Fair Trade Center) oder nach schweren Naturkatastrophen wie dem Taifun Haiyan 2013.
Romeo, Luisa, Dionisio,… und die ständige Bedrohung durch politische Verfolgung
Romeo, der Geschäftsführer von PFTC, wurde im März 2014 auf offener Straße erschossen, Dionisio, ein Produzentenvertreter, fiel kurz später einem Überfall zum Opfer. Luisa verschwand 2007. PFTC geht davon aus, dass sie nicht mehr am Leben ist. Insgesamt hat PFTC fünf seiner engsten MitstreiterInnen auf gewaltsame Weise verloren. Ihnen werden Verbindungen zur maoistischen Untergrundarmee New People’s Army nachgesagt. Denn der PFTC ist keine angepasste Organisation. Immer wieder erhebt diese Fair-Handels-Organisation die Stimme für das Recht auf Land, auf Mitbestimmung, gegen die Unterdrückung durch die politische und soziale Elite im Land, gegen Fremdherrschaft und den Ausverkauf des Landes. Der Preis, den die MitarbeiterInnen des PFTC dafür zahlen, ist hoch: gegen Ruth Salditos läuft aktuell ein politisch motiviertes Verfahren (Sie befindet sich gegen Kaution auf freiem Fuß.), der aktuelle Geschäftsführer Angel Panganiban verlässt nur unter Begleitung das Gelände des PFTC. Seit der Ermordung von Romeo fühlen sich die Leute von PFTC noch unsicherer, doch aufgeben ist für sie keine Option. Gleichzeitig ist der PFTC wirtschaftlich erfolgreich. Die Nachfrage nach Mascobado steigt und steigt. Im April dieses Jahres wurde eine neue Zuckermühle in Betrieb genommen. PFTC ist der drittgrößte Steuerzahler in Oton. PFTC hat in den letzten 24 Jahren Großes geleistet: aus einer Mühle im Besitz der ProduzentInnen wurden sechs Mühlen, aus 2 t exportiertem Mascobado 900 t, aus einigen wenigen ProduzentInnen 1000. Gerade dieser Erfolg, so meint Ruth, könnte ihnen im eigenen Land zum Verhängnis werden: „Unsere aktuelle Stärke könnte für uns zur neuen Bedrohung werden. Je erfolgreicher wir sind, desto mächtiger könnten wir gesehen werden. Damit würden wir zum Ziel für all jene, die gegen den PFTC und unser Engagement und Unterstützung für die KleinproduzentInnen in Panay sind.“
Der Verfolgung zum Trotz: „Wir wollen weiter wachsen“!
Auch wenn die Voraussetzungen und Umstände für den PFTC alles andere als leicht sind, will man weiter wachsen. Wenn Ruth sagt: „Unser Problem ist nicht der Markt, sondern wie wir mit der Nachfrage mithalten können“, dann klingt das durchaus nach großem Potential. Derzeit stellt die fehlende Kapazität bei der Zuckerverarbeitung (Mascobadomühlen) ein Problem dar. Die seit April sechs Mühlen können noch immer nicht das gesamte Zuckerrohr der Mitglieder verarbeiten. Der PFTC hofft auf weitere Investitionen der Handelspartner wie zuletzt von DWP. Allerdings schließen neue Zuckermühlen die Organisation neuer ProduzentInnen ein. Sie sind nicht nur Zuckerrohrlieferanten, sondern betreiben auch die Mühlen. Auf diese Weise kommen die ProduzentInnen in den Besitz der Produktionsmittel und sind direkt an der Wertschöpfung aus der Zuckerverarbeitung beteiligt. Dieses Modell der direkten Beteiligung und Stärkung der ProduzentInnen will PFTC weder dem Erfolg noch der Angst vor den GegnerInnen opfern. Wir wünschen ihnen dazu viel Erfolg und Standhaftigkeit, um den eingeschlagenen und erfolgreichen Weg fortsetzen und den eigenen Prinzipien treu bleiben zu können!