Partnerbeschreibung
Prokritee
Papierwaren, Grußkarten und Taschen aus Bangladesch
Bangladesch liegt im Mündungsdelta des Ganges und des Brahmaputras, eine der größten Flussmündungen der Welt. Das Land wird aufgrund seiner geografischen Lage regelmäßig von Überschwemmungen heimgesucht und ist eines der am stärksten und unmittelbarsten betroffenen Länder der globalen Klimaveränderung. 80% des Landes liegen durchschnittlich auf 10 m Meereshöhe. Als Großbritannien den indischen Subkontinent 1947 in die Unabhängigkeit entließ, wurde das Gebiet des heutigen Bangladesch dem fernen Pakistan zugeteilt. Nach einem brutalen Bürgerkrieg zwischen Ost- und Westpakistan erlangte es mit militärischer Unterstützung von Indien Ende 1971 die nationale Souveränität. In den folgenden Jahren zählte Bangladesch zu einem der ärmsten Länder der Welt. Im letzten Jahrzehnt konnte das Land die Armut jedoch stark verringern und es verzeichnete ein starkes Wirtschaftswachstum. Die globale Pandemie hat aber auch auf Bangladesch eine starke Auswirkung und so leben heute rund 18% der rund 167 Millionen EinwohnerInnen von weniger als $1,90 pro Tag.
MCC (Mennonite Central Committee) wurde 1920 als Hilfsorganisation der kanadischen und nordamerikanischen Mennoniten-Kirche gegründet und engagiert sich heute in mehr als 50 Ländern. In Bangladesch begann MCC seine Projektarbeit Anfang der 1970er Jahre. Nach der großen Flutkatastrophe von 1970 leisteten Freiwillige des MCC in Bangladesch Katastrophenhilfe. Als Reaktion auf das Engagement und Interesse der Betroffenen setzte MCC auf ein Entwicklungskonzept, das auf der Hilfe zur Selbsthilfe aufbaut. Schwerpunkt von MCC war und ist die ländliche Entwicklung mit Gesundheits- und Bildungsprogrammen. Parallel zu allgemeinen Entwicklungsprogrammen entstanden spezifische Projekte zur Schaffung neuer und menschenwürdiger Arbeitsplätze.
EZA-Partner seit 1979
Partnercode 32
„Die Herstellung von handgeschöpftem Papier war ein weit verbreitetes, traditionelles Handwerk auf dem indischen Subkontinent, wurde aber mit der Zeit durch neue Technologien verdrängt. Mit dem Versuch einer Frau aus dem Feni District handgeschöpftes Papier aus Juteresten, einem Nebenprodukt der Juteindustrie in Bangladesch, herzustellen, wurde diese alte Kunst wieder belebt.“
Quelle: Prokritee
Prokritee / MCC
In den 1970er Jahren begann Prokritee (ehemals MCC) mit der Förderung und Vermarktung von Handwerk. Damit gehörte die Organisation zu den Pionieren, die der Idee des Fairen Handels in Bangladesch zum Durchbruch verhalfen. 1978 wurde MCC Dhaka als Nicht-Regierungs-Organisation offiziell anerkannt. Mittlerweile hat sich das Handwerksprojekt zu einer selbst tragenden, eigenständigen Organisation entwickelt. Mit dem Ziel, transparente Strukturen zu schaffen, entstand eine nicht Gewinn orientierte Vermarktungsorganisation, die seit 2007 unter dem Namen Prokritee («Natur» auf Bengalisch) offiziell anerkannt ist. Für die EZA Fairer Handel ist Prokritee / MCC bereits seit der Kampagne „Jute statt Plastik“ (Ende der 1970er Jahre) ein verlässlicher Handelspartner.
Prokritee will vor allem Frauen zu einer würdigen Verdienstquelle und wirtschaftlicher sowie sozialer Unabhängigkeit verhelfen. Die Organisation bietet ihnen nicht nur verschiedene Dienstleistungen im Produktions- und Vermarktungsbereich wie Fortbildungen, Produktentwicklung und Qualitätskontrolle. Auch in den Führungspositionen innerhalb der Organisation und Gruppen findet man einige Frauen. Die MitarbeiterInnen in der Zentrale koordinieren und betreuen die ProduzentInnengruppen. Prokritee ist Mitglied des nationalen Netzwerks ECOTA Fair Trade Forum, das sich für die Förderung fairer Handelsbeziehungen zugunsten von mehr als 100.000 HandwerkerInnen in Bangladesch einsetzt. Prokritee beschäftigt rund 1500 Menschen in 10 Gruppen. Außerdem finden bei genügend Aufträgen zusätzlich ca. 900 Frauen für rund sechs Monaten Beschäftigung.
Die ProduzentInnen
Prokritee arbeitet insgesamt mit über 2500 ProduzentInnen zusammen. Die meisten von ihnen sind Frauen aus sehr armen Familien mit geringer oder keiner schulischen Ausbildung. Außerdem sind viele von ihnen verwitwet, geschieden oder leben getrennt als Alleinerzieherinnen bzw. -verdienerinnen. Die Produzentinnen sind zwischen 25 und 45 Jahre alt und haben über ihre Vertreterinnen ein Mitspracherecht innerhalb der Organisation.
Darüber hinaus arbeitet Prokritee im Vermarktungsbereich mit 19 weiteren assoziierten Organisationen zusammen. Die meisten dieser Gruppen sind frühere Projekte von MCC und nun größtenteils selbständig. Prokritee hat klare Richtlinien für die Zusammenarbeit mit Gruppen erarbeitet, mit dem Ziel ihre Eigenständigkeit zu fördern. Die Gruppe muss im Dienst der ProduzentInnen stehen, erwirtschaftete Gewinne müssen den ProduzentInnen zugutekommen, und das Potential für finanzielle und legale Unabhängigkeit muss vorhanden sein.
Prokritee legt großen Wert auf Eigenständigkeit der unterstützten Gruppen und Organisationen. Deshalb vergibt die Organisation keine Leistungen umsonst - außer in Notsituationen - sondern bietet ihnen Zugang zu Darlehen, mit welchen sie Private und Unternehmenspläne umsetzten können. Die ProduzentInnen erhalten über ein Komitee weitgehende Mitsprache- und Einflussmöglichkeiten, z.B. hinsichtlich Bezahlung, Einstellungen bzw. Entlassungen oder der Gewinnausschüttung. Das Komitee trifft sich Monatlich und wird von den MitarbeiterInnen und ProduzentInnen gewählt.
Die Produkte von Prokritee sind über EZA und WELTLÄDEN erhältlich.
Weitere Informationen:
www.prokritee.com, www.mcc.org
Quellen: Prokritee, WFTO Profile 9/17, SAR 2021, Audit Report 2021, worldbank.org; (EZA, akt. Dez. 2021)
Vorteile aus dem Fairen Handel
Durch die Vermarktung von Prokritee über den Fairen Handel profitieren die ProduzentInnen durch:
- Produktentwicklung
- Fortbildungen und Schulungen
- Qualitätskontrolle
- Mitbestimmung
- Vorauszahlungen zur Beschaffung von Rohmaterialien
- Gemeindeentwicklungsfond (Verteilung von Setzlingen und Schulsets)
- 15% des Gewinnes wird als Leistungsbonus ausbezahlt
- 15-20% des Gewinnes wird zum Ankauf von Land und zur Errichtung von Infrastruktur für die ProduzentInnen verwendet
- Jährliche Augenuntersuchungen und Kauf von Brillen
- Vorsorgekasse (Contributory Provident Fund) mit Zugang zu Darlehen
Prokritee bedeutet auf Bengalisch "Natur". Dem Namen gerecht werdend, setzt sich Prokritee für eine umweltfreundliche Produktion unter Verwendung von natürlichen und recycelten Rohstoffen ein und unterstützt die Gemeinden bei der Anpflanzung von Bäumen, um der Klimaerwärmung entgegen zu wirken.