Partnerbeschreibung

Qhana
Alpakastrickwaren aus Bolivien
Der Name Bolivien stammt vom lateinamerikanischen Unabhängigkeitskämpfer und Nationalhelden, Símon Bolívar "El Libertador" (1783–1830). Die Republik Bolivien entstand 1825 und erstreckte sich damals auf mehr als zwei Millionen Quadratkilometer. Das Land war reich, nicht zuletzt aufgrund der größten Silberminen Lateinamerikas in Potosí. Die Stadt wuchs damals in kurzer Zeit zu einer Metropole mit rund 150.000 Einwohner:innen heran, zu jener Zeit einer der größten Städte der Welt. Spanien konnten mit dem Silber aus Potosí seine Schulden bezahlen. Eduardo Galeano beschreibt die Situation in seinem Buch "Die offenen Adern Lateinamerikas" mit den treffenden Worten: "Spanien besaß die Kuh, andere tranken die Milch". Noch heute wird in den Minen von Potosí unter schlechtesten Sicherheits- und Umweltbedingungen nach Silber und Zinn geschürft.
Innerhalb von 60 Jahren verlor Bolivien in drei Kriegen die Hälfte seines Hoheitsgebiets an Chile, Brasilien und Paraguay. Der bedeutendste Verlust war wohl der Zugang zum Pazifik im Salpeterkrieg (1879-1884) gegen Chile. Die Region war aufgrund der dortigen Nitratvorkommen umkämpft. Am internationalen Gerichtshof von Den Haag versucht Bolivien seit Jahren seinen Zugang zum Meer zurückzuholen. Das Land liegt an den Anden und hat weltweit den höchstgelegenen Regierungssitz in La Paz auf 3600 m. Auf einer Million Quadratkilometern leben ca. 12 Millionen Menschen. Quechua, Aymara und Mestizen prägen die Bevölkerung. Das Land hat 37 Amtssprachen, die alle (außer Spanisch) indigene Sprachen sind.
El Alto ist eine der am schnellstwachsenden Städte Südamerikas und hat ca. 1 Mio. Einwohner:innen. Es herrscht ein enormer Mangel an formalen Arbeitsmöglichkeiten, und es gibt wenige Ausbildungsplätze. Die Energieversorgung ist mangelhaft, die Wasser- und Abwassersysteme sind unzureichend. Die politische Verwaltung hat große Probleme, die notwendigsten Aufgaben zu erfüllen. Angesichts dieser Situation ist es von großer Bedeutung, dass es Eigeninitiativen gibt, die das Potential an traditionellem Wissen, indigener Kultur und Organisationstalent zu mobilisieren vermögen. Ein derartiges Beispiel ist Qhana, ein Zusammenschluss indigener Stricker und Strickerinnen des informellen Sektors.
EZA-Partner seit 2003 (zuvor unter dem Namen JILATA)
Partnercode 72 / 73
„Die Handwerksvereinigung Qhana will alternative Einkommensmöglichkeiten und Schulungen bieten. Für seine Mitglieder bedeutet Qhana die Möglichkeit würdiger und ehrlicher Arbeit durch die Herstellung und Vermarktung von hochwertigen Strickprodukten aus Alpakafaser. (...) Damit will Qhana seinen Beitrag zur Armutsreduktion in seinem direkten Einflussbereich und zur Verbesserung der Lebenssituation der betroffenen Personen leisten.“
Quelle: Qhana, Acta de Fundación, Dez. 2011
Qhana
Der langjährige EZA-Strickpartner Jilata hat sich im Herbst 2011 nach internen Problemen aufgelöst. Ein Teil der Mitglieder Jilatas, die Frauengruppe Makis Waras und die Gruppe Fortaleza (Stricker:innen im Rollstuhl) haben sich in Folge zu Qhana zusammengeschlossen. Der gewählte Name bedeutet auf Aymara Sonnenaufgang und steht gleichsam als Symbol für den Neuanfang. Die „Asociación de Artesanos – Qhana“ ist wie die Vorgängerorganisation ein Zusammenschluss von Strickwerkstätten und Handstrickerinnen. Oberstes Entscheidungsgremium ist die Generalversammlung aller Mitglieder. Sie wählt den Vorstand und trifft alle grundlegenden Entscheidungen. Laut Statuten werden folgende Zielsetzungen genannt:
- Produktion und Vermarktung von Alpaka-Strickwaren bester Qualität und modernen Designs im In- und Ausland
- Förderung qualifizierter Stricker:innen durch ihre Beteiligung an allen Belangen der Vereinigung
- Schaffung von Arbeits-, Einkommens- und Fortbildungsmöglichkeiten für die Mitglieder
- Teilhabe am Fairen Handel und die Ausrichtung der Organisation an den Kriterien des Fairen Handels
- Förderung des Kunsthandwerks und seiner Wettbewerbsfähigkeit
- Interessensvertretung für die Mitglieder
Ziel ist die Einkommenssicherung und Verbesserung des Lebensstandards der Mitglieder und involvierten Stricker:innen.
Die Produzent:innen
Qhana zählt 16 Mitglieder, davon sind 12 Frauen und 4 Männer. Die Handstrickerinnen arbeiten in der Regel in Heimarbeit, die Stricker:innen an den Handstrickmaschinen in den Werkstätten der Mitglieder. Die Hauptproduktion dauert je nach Auftragslage ca. 5 Monate von März bis Juli. Ziel Qhanas ist die Produktionszeit durch neue Kund:innen und Aufträge auf das restliche Jahr auszuweiten. Bei guter Auftragslage nehmen die Mitglieder Qhanas zusätzliche Stricker:innen unter Vertrag. Zuletzt fanden so über 30 Sticker:innen (davon 26 Frauen) eine saisonale Arbeit und Einkommen. Sie stellen die Textilprodukte aus Alpakawolle teils im Handstrick, teils auf Handstrickmaschinen her. Jede Werkstätte spezialisiert sich auf bestimmte Designs und Modelle. So kann die einzigartige Qualität der Strickprodukte gesichert werden. Die Werkstätten sind in den privaten Wohnhäusern der Mitglieder untergebracht.
Alle Mitglieder Qhanas leben in El Alto und sind indigener Herkunft. Manche von ihnen haben noch Familien am Land, die selbst Alpakas züchten. Allen Mitgliedern gemeinsam ist die Tatsache, dass sie vor allem von der Produktion von Alpakastrickwaren leben. Die Entlohnung erfolgt auf Basis eines festgesetzten Stückpreises, wobei die Preise gemeinschaftlich festgelegt bzw. ausgehandelt werden. Über die Einhaltung dieses Stückpreises wacht Qhana selbst. Die Auszahlung erfolgt im Moment der Übergabe. Die Zusammenarbeit ist kontinuierlich und eng: Qhana übernimmt den Ankauf der Alpakawolle, liefert diese gemeinsam mit den Aufträgen an die einzelnen Werkstätten aus und kontrolliert die Produktion, Qualität und Arbeitsbedingungen in den Werkstätten.
Alpakastrick von Qhana ist über EZA und WELTLÄDEN erhältlich.
Weitere Informationen:
www.qhanabolivia.com.bo
Quellen: EIF 09/21, div. EZA-Reiseberichte, Statuten & Internes Reglement Qhana, Jahresbericht 01/23; (EZA, akt. Jän.´23)
Vorteile aus dem Fairen Handel
Für Qhana bedeutete der Kontakt zur EZA Fairer Handel GmbH den ersten Schritt in den Export und Türöffner zum Fairen Handel. Seither unterstützt die EZA die Anliegen Qhanas und seiner Mitglieder sehr wesentlich. Durch den Fairen Handel profitieren die Mitglieder Qhanas wie folgt:
- Beteiligung bei der Entscheidungsfindung und Selbstverwaltung,
- Unterstützung bei der Produkt- und Designentwicklung,
- entsprechende Entlohnung der Stricker:innen und Margen für die Werkstätten,
- langfristige und kontinuierliche Zusammenarbeit und prompte Bezahlung bei Ablieferung der Stücke,
- sozial verantwortliche und kleinbetriebliche Unternehmensstruktur unter direkter Beteiligung der Produzent:innen,
- Zugang zu einem Gesundheitsfonds für alle Mitglieder und die saisonalen Stricker:innen während der Produktionszeit,
- gemeinschaftliche Entscheidung über die Gewinnverwendung;
2020/21 setzte Qhana mit finanzieller Unterstützung der Gemeinde Hard (vermittelt durch den Weltladen Hard) ein zukunftsweisendes Projekt um: Im Zuge dieses Projekts erhielten alle Handstrickerinnen unter den Mitgliedern eine Handstrickmaschine samt Einschulung in die neue Stricktechnik. ZIel des Projekts war die Verbesserung der Entlohnung und Einkommen der Handstrickerinnen.