Partnerbeschreibung
Rajlakshmi Cotton Mills LTD - RCML
Bio-Baumwoll-Bekleidung aus Indien
Indien ist hinter China zweitgrößter Textilexporteur weltweit. 11% der Exporterlöse gehen auf das Konto der Textilproduktion. Vom Anbau der Baumwolle bis zur Verarbeitung finden 40-45 Mio. Menschen direkte Beschäftigung und weitere 60 Mio. indirekt. Damit zählt der Textilsektor nach der Landwirtschaft als zweitwichtigster Arbeitgeber in Indien. Um die Produktionskosten zu senken und den Einfluss der Gewerkschaften zu reduzieren, werden immer mehr Produktionsschritte ausgelagert. Viele davon sind im informellen Sektor angesiedelt. Der überwiegende Teil arbeitet in informellen Beschäftigungsverhältnissen. Für die ArbeiterInnen in den Zuliefererbetrieben bedeutet das in der Regel schlechte Arbeitsbedingungen und fehlende soziale Absicherung.
Auch im Baumwollanbau spielt Indien eine gewichtige Rolle. Mit 11,6 Mio. ha Anbaufläche stellt das Land eine der weltweit größten Anbauflächen für Baumwolle, 95% davon gentechnisch verändert. Bei der intensiven Baumwollproduktion handelt es sich um großflächige Monokulturen mit hohem Chemieeinsatz und Wasserverbrauch. So werden in Indien 60% aller Pestizide auf Baumwollfeldern angewendet. Auch die Arbeitsbedingungen auf den Feldern sind bedenklich: Laut UNICEF arbeiten 220.000 Kinder unter 14 Jahren auf Indiens Baumwollfeldern. Zur Schule gehen die wenigsten. Die Organisation warnt weiter, dass die Arbeit auf dem Feld nicht nur anstrengend, sondern auch gefährlich sei. Es werden reichlich Pflanzenschutzmittel eingesetzt, die zu Kopfschmerzen, Schwindel, Ausschlägen und Atemnot führen. Die Bezahlung ist schlecht. Die ArbeiterInnen werden in der Regel saisonal angeheuert und verfügen über keinerlei Absicherung. Vor diesem Hintergrund initiierte die niederländische Hilfsorganisation Solidaridad International den Aufbau einer integrierten Textilkette vom Baumwollfeld über das Entkernen, Verspinnen, Weben bzw. Stricken, Färben und die Konfektion bis hin zum fertigen Produkt, die sowohl in sozialer als auch in ökologischer Hinsicht als nachhaltig zu bezeichnen ist. Wichtige Partner dieses Projekts sind die "Chetna Organic Farmer Association" (COFA) und der Fertigungsbetrieb Rajlakshmi.
EZA-Partner seit 2009
Partnercode 60
„Wenn du ein Produkt verantwortungsvoll produzieren willst, kannst du nicht mit einem Zulieferbetrieb arbeiten, der sich an keine Kriterien halten will. Anderswo bestimmt allein das Management, was geschieht. Bei uns haben auch die Beschäftigten eine Stimme. Sie können sich gewerkschaftlich organisieren und ihre Vertretungen wählen. (…)
Wir übernehmen beispielsweise Kosten für die Schulbildung der Kinder unserer Beschäftigten, bezahlen einen Wohnungszuschuss, wir subventionieren das Essen in der Kantine und bezahlen den Transport zum Betrieb. Die Arbeiter hier sind krankenversichert und mit ihnen auch die Kinder und der zweite Elternteil.“
Quelle: J. Rajat (Geschäftsführer) im Interview mit A. Schlehuber, 2010
Rajlakshmi Cotton Mills Ltd. (RCML)
Gegründet wurde das Familienunternehmen Anfang der 1970er Jahre mit Sitz in Kolkata. 1995 begann man mit der Verarbeitung von Baumwolle zu Bekleidungsstücken. Seit 2004 gibt es Kontakte zu den Chetna Farmern, die 2006 in einer strategischen Partnerschaft zwischen den BaumwollproduzentInnen, Rajlakshmi und Solidaridad International mündeten. Heute sind die in der COFA organisierten Baumwoll-ProduzentInnen zu 10% an RCML beteiligt. Umgekehrt hält RCML rund 30% der Anteile an COFA. Den ProduzentInnen garantiert diese Kooperation die langfristige und gesicherte Abnahme ihrer Produktion zu profitablen Preisen.
Rajlakshmi definiert sich als sozial und ökologisch nachhaltiges Unternehmen, und verarbeitet als solches ausschließlich Bio-Baumwolle bzw. BW in Umstellung. In der CSR-Politik hat sich das Unternehmen zu umfassenden Verbesserungen verpflichtet. Diese orientiert sich u. a. an den sozialen Standards der "Clean Clothes Campagne" (CCC). Die Einhaltung internationaler Arbeits- und Sozialstandards wird extern kontrolliert. Bei Rajlakshmi handelt es sich um einen mehrfach zertifzierten Betrieb: SA8000, Fairtrade & GOTS-zeritiziert (seit 2008), Fairtrade USA-zertifiziert (seit 2012). Ein eigener „Supplier Code of Conduct“ wurde entwickelt, der auch die ausgelagerten Zwischenschritte in der Verarbeitung zur Einhaltung gewisser Sozial- und Umweltstandards verpflichtet. Inzwischen beschäftigt Rajlakshmi über 1300 Personen, zu entsprechenden Lohn- und Arbeitsbedingungen in den mittlerweile vier Betrieben Rajlakshmis in Kolkata und Noida (nahe Neu Delhi). Sie alle sind fix angestellt und genießen eine Reihe von Vorteilen (siehe Kasten rechts). Besonders erwähnenswert ist der hohe Organisationsgrad. So gehören alle Angestellten einer von drei, im Betrieb vertretenen Gewerkschaften an.
Die Baumwoll-ProduzentInnen der COFA
Begonnen hat alles mit dem Chetna Organic Cotton Project 2004. Ziel des Projekts war es, den Lebensstandard kleiner BW-ProduzentInnen durch die Umstellung auf Bio-Anbau zu verbessern. Dieser spart Kosten durch den Verzicht auf teure Chemikalien, bringt höhere Erträge und bessere Preise. Zudem verschafft der Bio-Anbau den ProduzentInnen große Vorteile für ihre eigene Gesundheit und Ernährungssituation. Darüber hinaus sollten die ProduzentInnen an der Produktionskette beteiligt, sowie demokratische und partizipative Prozesse ermöglicht werden.
Im Juli 2007 gründete sich die Chetna Organic Farmers Association (COFA) als Vertretung der KleinproduzentInnen. Heute zählt COFA rund 40.000 Mitglieder in elf Bezirken der Bundesstaaten Andhra Pradesh, Maharashtra und Orissa an. Die COFA ist bio- und Fairtrade-zertifiziert und war die erste indische BW-Produzentenorganisation im Fairtrade-Register. Die Mitglieder der COFA besitzen in der Regel zwischen ein bis drei Hektar Land. Sie alle haben sich dem Bio-Landbau verpflichtet. Die Hälfte der Fläche dient dem BW-Anbau, der Rest der eigenen Selbstversorgung für den Anbau von Hülsenfrüchte (v. a. Linsen) sowie Reis, Mais, Hirse, Soja, Pfefferschoten, Bananen, u. a. m. In der Erntezeit werden zusätzliche HelferInnen unter Vertrag genommen. Der BW-Anbau erfolgt ohne künstliche Bewässerung. BeraterInnen unterstützen die ProduzentInnen in den Bereichen Bio-Landbau, Qualitätssicherung, Bewässerung, etc.
Die Bekleidung von Rajlakshmi finden Sie unter den Marken ANUKOO und Soul Space in unserem Webshop, EZA-Shop sowie in den WELTLÄDEN.
Weitere Informationen:
www.chetnaorganic.org.in; www.solidaridad.nl; www.anukoo.com; www.rcm-organic.com;
Quellen: Transgen, UNICEF, Newint, GLWC, Oxfam MdM, Solidaridad Internacional, EIF Rajlaskshmi 06/2018, EFTA Assessment 11/2015, SA8000 Audit 01/21, div. Updates Rajlakshmi; (EZA, März ´22)
Vorteile aus dem Fairen Handel
Die integrierte und nachhaltige Textilkette bringt viele Vorteile mit sich: In den verarbeitenden Betrieben konnten gezielte Verbesserungen der Arbeitsbedingungen durchgesetzt werden u. a. entsprechende Löhne, geregelte Arbeitszeiten, Aufschläge bei Überstunden, Maßnahmen zur Sicherheit am Arbeitsplatz und gewerkschaftliche Organisation. Die Betriebe werden regelmäßig evaluiert, Sicherheitsmaßnahmen und -schulungen umgesetzt.
Für die Angestellten von Rajlakshmi gilt:
- Zahlung auf Basis des offiziellen Mindestlohns und weiterer Zulagen (Aufschläge für besondere Leistungen)
- jährliche Lohnanpassungen
- Zugang zu allen gesetzlichen Sozialleistungen plus...
- Zahlung eines Jahresbonus (für alle Angestellten mit mehr als fünfjähriger Zugehörigkeit)
- ein zusätzlicher freier Tag pro 20 geleisteter Arbeitstage
- eigener Betriebsarzt und jährliche ärztliche Kontrollen inkl. Seh- und Hörtest
- Stipendien für Kinder der Angestellten
- Zuschuss zum Transport in die Arbeit
- Essenszuschuss
- Zugang zu Krediten
- Ein hoher Organisationsgrad, ein Beschwerdekomitee und "Social Performance Team" mit Beteiligung gewählter VertreterInnen aus der Belegschaft sorgen dafür, dass die Anliegen der Angestellten Gehör finden.
Der Faire Handel ist ein wichtiger Partner bei der Vermarktung der Bekleidung. 2021 wurden 48% der Produktion über den Fairen Handel abgesetzt.