Partnerbeschreibung

Sagrada Familia
Bio-Rotwein aus Chile
Eine der ältesten Spuren von Menschen in Südamerika wurde am "Monte Verde" im südlichen Chile gefunden. Sie weisen auf eine Besiedelung vor 15.000 bis 30.000 Jahren hin. Bis zur europäischen Wiederentdeckung vergingen viele Jahre. Im Jahr 1520 entdeckte der portugiesische Seefahrer die nach ihm benannte Magellanstraße zwischen südamerikanischem Festland und Feuerland. Auf der Suche nach Gold drangen die europäischen Eroberer in das heutige Staatsgebiet Chiles ein. Jedoch stoßen sie im Süden auf heftigen Wiederstand indigener Völker. Vor allem den Mapuche, mit ihrem Kriegshäuptling Lautaro, gelangen entscheidende militärische Siege gegen die Spanier. Die Mapuche ("Menschen der Erde") konnten sich der Kolonialisierung der Spanier entziehen und bekamen als einziges indigenes Volk Südamerikas vertraglich ein Gebiet zugesichert. Erst 1883, nach der Unabhängikeit Chiles von Spanien, wurde das Mapuche-Gebiet gewaltsam an Chile angegliedert. Zur gleichen Zeit, zwischen 1879 und 1884, kämpften die chilenischen Truppen im Salpeterkrieg gegen Peru und Bolivien, wodurch Bolivien seinen Zugang zum Meer verlor. Durch eine Klage am internationalen Gerichtshof in Den Haag erhofft sich Bolivien, den Meereszugang nach fruchtlosen bilateralen Verhandlungen wieder zugesprochen zu bekommen.
In den Wahlen von 1970 wurde die sozialistische Partei "Unidad Polular" der Präsidentschaftskandidat Salvador Allende mit 37 Prozent gewählt. Verstaatlichungen und Enteignungen von GroßgrundbesitzerInnen stießen auf heftige Reaktionen. Nach einem blutigen Militärputsch unter General Augusto Pinochet 1973 (mit Hilfe der Vereinigten Staaten) trat Chile in eine Epoche der Verfolgung und Folter. Erst 1989 fanden erste demokratische Wahlen statt. Pinochet wurde übrigens nie wegen seiner Menschenrechtsverletzungen verurteilt und wurde über 90 Jahre alt.
Neben humanitärer Krisen wurde das Land auch von natürlichen Katastrophen heimgesucht. Im Jahr 1960 bebte die Erde bei Valdivia heftiger als je zuvor. Mit der Stärke 9,5 und 1655 Toten war es das stärkste je aufgezeichnete Beben. 50 Jahre später, im Jahr 2010, bebte die chilenische Erde erneut heftig. Das Beben der Stärke 8,8 kostete 500 Menschen das Leben. Darunter auch Mitglieder von Sagrada Familia. Die wirtschaftlichen Schäden waren ebenfalls heftig, standen aber angesichts der menschlichen Verluste im Hintergrund.
EZA-Partner seit 1999
„Die 60er und 70er Jahre waren eine entscheidende Epoche für die KleinproduzentInnen in Chile. Es waren die Jahre der groß angelegten Landreform und der Unidad Popular, der linksgerichteten Regierung Salvador Allendes, die in der Folge von General Pinochet hinweggefegt wurde. Die Farmer der Sagrada Familia sind die Kinder der Landreform. Doch Landbesitz ist eine Sache, die Früchte zu ernten eine andere. Über 80% der chilenischen Bauern haben ihr Land bis heute durch Verschuldung bzw. aufgrund der Auswirkungen der Militärdiktatur wieder verloren.“
Quelle: Dossier Sagrada Familia, Oxfam Fair Trade, 1997
Sociedad Vitivinicola de Sagrada Familia
Sagrada Familia hat sich 1997 als „Gesellschaft“ konstituiert. Eine Kooperative als Gesellschaftsform wurde von den ProduzentInnen nicht gewünscht, da Kooperativen als Relikte der Regierung Salvador Allende während der langen Jahre der Militärdiktatur systematisch bekämpft wurden. Motiviert wurde der Zusammenschluss vor allem durch die verfallenden Weinpreise am Inlandsmarkt, die starke Abhängigkeit von den ZwischenhändlerInnen und die ständig steigenden Ausgaben in der Produktion. Die „Gesellschaft der Weinbauern von Sagrada Familia“ umfasst heute nach wie vor die 23 Gründungsmitglieder und deren Kinder samt Familien. Jedes Gründungsmitglied hat das Recht, ein weiteres Familienmitglied als Mitglied zu werben, wodurch die Jugend gut in das Projekt integriert ist. Entscheidungen werden demokratisch gefällt. So gibt es aufgrund der kleinen Größe 5 bis 6-mal im Jahr Generalversammlungen. Die laufenden Geschäfte führt der auf drei Jahre gewählte sechsköpfige Vorstand gemeinsam mit der Geschäftsführung. Der Zusammenschluss zur Gesellschaft soll ihren Besitz weiterhin absichern, indem sie die Produktivität ihres Landes steigern, durch die gemeinsame Vermarktung bessere Preise für ihr Produkt erzielen und sich neue, alternative Vermarktungsmöglichkeiten schaffen. Durch den Fairen Handel erhielten die ProduzentInnen 1997 die Chance, ihren Wein auch auf internationaler Ebene zu vermarkten und eröffneten sich dadurch neue Perspektiven. Sagrada Familia war die erste Fair Handels Organisation Chiles. Besonders hervorzuheben ist die Zusammenarbeit zwischen Sagrada Familia und der Kelterei Astaburuaga, der ein für Chile einzigartiges Verrechnungssystem für die zur Weiterverarbeitung bestimmten Trauben zugrunde liegt: Die Bezahlung erfolgt auf Vorschlag der ProduzentInnen in 12 Monatsraten, wobei sich der Preis für die Trauben im Laufe des Jahres immer wieder den aktuellen Marktpreisen anpasst. So verfügen die ProduzentInnen über ein geregeltes, monatliches Einkommen, ohne dass sie auf die Wertanpassung ihres Produkts im Fortgang des Jahres verzichten müssten. Diese Regelung konnten die ProduzentInnen nur durch ihre Organisation durchsetzen. Sie sind damit am Gewinn durch die Veredelung der Trauben zu Wein direkt beteiligt. Ein nicht nur für Chile außergewöhnliches und nachahmenswertes Modell!
Die ProduzentInnen
Die Mitglieder der „Gesellschaft der Weinbauern von Sagrada Familia“ sind ProduzentInnen, die im Zuge der Agrarreform unter der Regierung Salvador Allendes zu Land gekommen sind. Die Gegend von Curicó ist die Weinanbauregion Chiles schlechthin. La Sagrada Familia - ein kleines Dorf mit ca. 2000 EinwohnerInnen - liegt 10 km südöstlich von Curicó. Die Mitglieder von Sagrada Familia gehören der wirtschaftlich benachteiligten Bevölkerungsschicht der chilenischen KleinproduzentInnen an. Der Weinbau stellt für die Familien mittlerweile das Haupteinkommen dar. Der durchschnittliche Landbesitz pro Gründungsmitglied beträgt ca. fünf Hektar. Insgesamt werden rund 100 Hektar bewirtschaftet. In der Vergangenheit waren Versuche mit dem Anbau von Tabak, Himbeeren und Tomaten für den lokalen Markt unternommen worden. Doch die schlechten Preise und die Billigkonkurrenz der Importware ließen keinen rentablen Anbau zu. Wein wurde als Alternative eingeführt und gewann über die Jahre immer mehr an Bedeutung. Angebaut werden vor allem „Nobelsorten“: Cabernet Sauvignon, Sauvignon, Merlot, Carmenere und Chardonnay. Die Bearbeitung des Landes erfolgt durch die eigene Familie. Nur in der Erntezeit werden zusätzliche HelferInnen engagiert. Sagrada Familia verfügt über qualitativ hochwertige Bio-Weine.
Der Cabernet Sauvignon Bio-Rotwein von Sagrada Familia ist über EZA und WELTLÄDEN als „Lautaro“-Wein erhältlich.
Weitere Informationen:
www.vinoslautaro.cl
Quellen: Oxfam Fair Trade, Sagrada Familia, Victor Aguilera, EIF 2/17; (EZA, akt. Apr. 2017)
Vorteile aus dem Fairen Handel
Die Errungenschaften, die mit Hilfe des Fairen Handels in den letzten Jahren erreicht wurden, sind beeindruckend:
- Stipendien öffnen neue Bildungschancen für die Nachkommen der ProduzentInnen bis hin zum Universitätsstudium.
- Neben einer Kranken- und Unfallversicherung übernimmt Sagrada Familia medizinische Kosten von bis zu 2000,- US$ pro Familie und Jahr.
- Die Wohn- und Lebensverhältnisse der ProduzentInnen (Strom, Wohnraumverbesserung, etc.) und die Arbeitsbedingungen der SaisonarbeiterInnen (WC- und Waschanlagen auf den Parzellen, Unfallversicherung, überdurchschnittliche Entlohnung) haben sich verbessert.
- Gleichzeitig wurde in die Produktentwicklung investiert. Anbaumethoden und Weiterverarbeitung der Trauben zu Wein haben sich geändert. Alle zwei Monate bietet die Organisation technische Schulungen an.
Heute erzeugt Sagrada Familia neben Tafelweinen hochwertige Qualitätsweine. Diese finden mittlerweile auch Zugang zum konventionellen Markt. Der Faire Handel bietet den ProduzentInnen einen garantierten Mindestpreis, der die Produktionskosten deckt. Liegt der Marktpreis über den Produktionskosten, wird der Preis automatisch angehoben. Die Zahlungen an die ProduzentInnen erfolgen entsprechend der gelieferten Erntemenge und Qualität, die jedes Jahr neu ausgehandelt werden. Die Prämie aus dem Fairen Handel hingegen ist unabhängig von der Produktion. Alle Mitglieder erhalten eine gleichhohe Prämie.