Partnerbeschreibung

Sasha
Lederwaren und Textilprodukte aus Indien
In Indien leben fast 1,4 Milliarden Menschen (Stand 2020). Damit ist Indien nach China das zweit bevölkerungsreichste Land der Erde. Ca. 25% der Menschen leben von umgerechnet weniger als $ 1,25 US-Dollar pro Tag. Armut bleibt trotz positiver Wirtschaftsnachrichten Indiens eine der größten Herausforderungen. Im Human Development Index (Index zur menschlichen Entwicklung), in dem nicht nur Bruttoinlandsprodukt, sondern auch Lebenserwartung und Dauer der Schulausbildung berücksichtigt werden, liegt Indien nur auf Platz 129 von 189 erfassten Staaten. Besonders problematisch sind die Beschäftigungsverhältnisse einzustufen, denn nur etwa jedeR Zehnte steht in einem vertraglich geregelten Arbeitsverhältnis. Der Großteil arbeitet im "informellen Sektor" und hat damit keinerlei Anspruch auf soziale Leistungen. Zu dieser Gruppe gehören auch die meisten HandwerkerInnen.
Da es in ländlichen Regionen nur sehr eingeschränkte Erwerbsmöglichkeiten gibt, zieht es viele InderInnen in die Städte, wo sie das Heer der Armen tagtäglich anwachsen lassen. Ein Paradebeispiel dafür ist Kalkutta. Die Stadt im Osten Indiens ist der drittgrößte Ballungsraum des Landes und sehr dicht besiedelt. Im Vergleich zu europäischen Städten wie Wien oder München leben dort bis zu sechs Mal mehr Menschen pro km². Zwei Drittel der rund 15 Millionen EinwohnerInnen im Ballungsraum Kalkuttas hausen in Slums und sind oft jene, die aus verarmten ländlichen Regionen zugewandert sind. Sie prägen das Bild indischer Megacities wie Kalkutta.
Aufgrund der Masse an billig hergestellten Industrieprodukten kommen indische HandwerkerInnen immer stärker unter Druck. Die Folge sind eine weitere Verarmung und Marginalisierung der (Kunst-) HandwerkerInnen. Viele von ihnen sahen sich in ihrer Existenz gefährdet. Aus dieser Not heraus entstand die Idee sich zu organisieren. Vor diesem Hintergrund entstand die gemeinnützige Vermarktungsorganisation namens Sarba Shanti Ayog, kurz Sasha. Ziel Sashas ist die Förderung marginalisierter Handwerksgruppen und der Erhalt traditioneller indischer Handwerkstraditionen.
EZA-Partner seit 1980
Partnercode 41
„Die Zusammenarbeit mit Fair-Handels-Organisationen hat uns geholfen die HandwerkerInnen und ihre Fähigkeiten zu stärken, ihre Kultur und Kreativität zu erhalten und zu fördern. Es gibt einige beeindruckende Erfolgsgeschichten von kleinen Produzentengruppen, die sich zu größeren Kollektiven mit einem sehr guten Verständnis der Prinzipien des Fairen Handels entwickelt haben.“
Quelle: Roopa Metha - Geschäftsführerin von Sasha
Sasha
Sarba Shanti Ayog (SSA) wurde 1978 im indischen Kolkata (Kalkutta), der Hauptstadt Westbengalens, gegründet. Ziel der Organisation war es, Handwerksgenossenschaften und –gruppen, sowie das Kleingewerbe zu fördern, um auf diese Weise wirtschaftlich und sozial benachteiligten Menschen Verdienstmöglichkeiten zu erschließen. 1988 erfolgte die Teilung in Sarba Shanti Ayog (SSA) und „Sasha Association for Craft Producers“ – kurz Sasha. SSA übernimmt seither die Entwicklungsarbeit und Unterstützung der ProduzentInnen durch umfassende Förder- und Schulungsangebote. Sasha hat die Vermarktung und den Export der Produkte übernommen und unterstützt die Gruppen in der Ausarbeitung neuer Designs, der Produktentwicklung und Qualitätssicherung.
Neben dem Export an Fair-Handels-Organisationen fördert Sasha die lokale Vermarktung der Produkte über zwei eigene Verkaufsläden. Das Verständnis über Markzusammenhänge und Qualitätserfordernisse, soziale und kulturelle Hintergründe, sowie traditionelle Handwerkstechniken werden durch die vielfältigen Aktivitäten der Organisation gefördert. Sasha ist aktives Mitglied der WFTO - World Fair Trade Organization - und des Fair Trade Forum India, in die die Organisation ihre langjährige Erfahrung einfließen lässt. Sasha gilt als eine der Pionierorganisationen des Fairen Handels in Indien.
Die ProduzentInnen
Sasha arbeitet mit über 70 Gruppen regelmäßig zusammen (Kooperativen, kleine Familienunternehmen, Selbsthilfegruppen und Werkstätten), wobei immer wieder neue Gruppen unterstützt und aufgebaut werden. Aktuell im Entstehen ist eine Frauengruppe von 30 Näherinnen. Sasha sieht in der Herstellung von Stoffspielzeug neue Chancen und Einkommensmöglichkeiten speziell für Frauen. Mit zwölf Gruppen arbeitet Sasha ausschließlich für den Inlandsmarkt zusammen. 59 Gruppen produzieren auch für den Exportmarkt. Insgesamt profitieren rund 2300 ProduzentInnen von der Zusammenarbeit mit Sasha. Um die 60% der ProduzentInnen sind Frauen. Die Gruppen verteilen sich auf die indischen Bundesstaaten West-Bengalen, Orissa, Uttar Pradesh, Bihar und Rajasthan. Die Zusammenarbeit zwischen Sasha ist intensiv und langfristig. Einige Gruppen werden mit der Zeit selbständig genug, um sich auf dem Exportmarkt zu behaupten. Ein Beispiel dafür ist die neue EZA-Partnerorganisation Last Forest.
Die Lederwaren der EZA werden u. a. von der kleinen Werkstätte Shanti Handicrafts in Habra / West Bengal hergestellt. Die Werkstätte existiert seit rund 25 Jahren und gehört Dilip Das und seiner Frau Tapasi. Sie wurden in ihren Anfängen sowohl organisatorisch, als auch technisch mit Erstausstattung, Werkzeugen und Beratungen von SSA unterstützt. Heute beschäftigt die Werkstätte mehr als 25 Personen, Männer wie Frauen, die aus Habra und der näheren Umgebung stammen. Sie arbeiten zum Teil auf Stücklohnbasis, zum Teil bekommen sie ein fixes Gehalt. Als besonders wichtig erachten sie eine stabile Auftragslage, die ihnen Arbeit und ein angemessenes Einkommen über das ganze Jahr garantiert. Das Leder (Ziege, Schaf) ist pflanzengegerbt und wird zentral in der Stadt Chennai eingekauft. In der Werkstätte erfolgt das Waschen, Trocknen, Bedrucken, Bemalen, Kleben und Vernähen bis hin zur Verpackung der Produkte.
Die Lederwaren, Textilprodukte und weitere Handwerksprodukte von Sasha sind über EZA und WELTLÄDEN erhältlich.
Weitere Informationen:
www.sashaworld.com
Quellen: EZA-Reiseberichte, SSA/Sasha, WFTO Profile 10/2016; (EZA, akt. Feb. 2021)
Vorteile aus dem Fairen Handel
Der Faire Handel hat dank folgender Leistungen entscheidend zum Auf- und Ausbau von Sarba Shanti Ayog / Sasha beigetragen:
- Vorfinanzierung und Preise, die deutlich über den Produktionskosten liegen,
- langjährige Handelsbeziehungen,
- Aufwertung und Weiterentwicklung von traditionellen Handwerkstechniken und Produkten,
- weltweite Vernetzung im Rahmen der WFTO. Heute stellt Sasha die Präsidentin dieses weltweiten Fair-Handels-Netzwerks, Roopa Mehta.
Die ProduzentInnen von Sasha genießen folgende Vorteile:
- Marktzugang durch die Vermarktung ihrer Produkte im In- und Ausland,
- höhere und regelmäßige Einkommen,
- umfassende Weiterbildungsangebote,
- Unterstützung bei Produktdesign, Designentwicklung, Qualitätsicherung, Entwicklung und Ausstattung ihrer Werkstätten,
- medizinische Dienstleistungen,
- Ausbildungsdarlehn für ihre Kinder,
- Zugang zu Mikrokrediten;
- Darüber hinaus werden 85% der Gewinne aus der Vermarktung der Produkte zur Unterstützung der ProduzentInnen aufgewandt.