Partnerbeschreibung

Sasha
Textil- und Holzprodukte aus Indien
In Indien leben fast 1,4 Milliarden Menschen (Stand 2024). Damit ist Indien inzwischen das bevölkerungsreichste Land der Erde vor China. Ca. 25% der Menschen leben von umgerechnet weniger als $ 1,25 US-Dollar pro Tag. Armut bleibt trotz positiver Wirtschaftsnachrichten Indiens eine der größten Herausforderungen. Im Human Development Index (Index zur menschlichen Entwicklung), in dem nicht nur Bruttoinlandsprodukt, sondern auch Lebenserwartung und Dauer der Schulausbildung berücksichtigt werden, liegt Indien nur auf Platz 132 von 191 erfassten Staaten. Besonders problematisch sind die Beschäftigungsverhältnisse einzustufen, denn nur etwa jede und jeder Zehnte steht in einem vertraglich geregelten Arbeitsverhältnis. Der Großteil arbeitet im "informellen Sektor" und hat damit keinerlei Anspruch auf soziale Leistungen. Zu dieser Gruppe gehören die meisten Handwerker:innen.
Da es in ländlichen Regionen nur sehr eingeschränkte Erwerbsmöglichkeiten gibt, zieht es viele Inder:innen in die Städte, wo sie das Heer der Armen tagtäglich anwachsen lassen. Ein Paradebeispiel dafür ist Kolkata (Kalkutta). Die Stadt im Osten Indiens ist der drittgrößte Ballungsraum des Landes und sehr dicht besiedelt. Im Vergleich zu europäischen Städten wie Wien oder München leben dort bis zu sechs Mal mehr Menschen pro km². Zwei Drittel der rund 15 Millionen Einwohner:innen im Ballungsraum Kolkatas hausen in Slums und sind oft jene, die aus verarmten ländlichen Regionen zugewandert sind. Sie prägen das Bild indischer Megacities.
Aufgrund der Masse an billig hergestellten Industrieprodukten kommen indische Handwerker:innen immer stärker unter Druck. Die Folge sind eine weitere Verarmung und Marginalisierung der (Kunst-) Handwerker:innen. Viele von ihnen sahen sich in ihrer Existenz gefährdet. Aus dieser Not heraus entstand die Idee sich zu organisieren. Vor diesem Hintergrund entstand die gemeinnützige Vermarktungsorganisation namens Sarba Shanti Ayog, kurz Sasha. Ziel Sashas ist die Förderung marginalisierter Handwerksgruppen und der Erhalt traditioneller, indischer Handwerkstraditionen.
EZA-Partner seit 1980
Partnercode 41
„Die Zusammenarbeit mit Fair-Handels-Organisationen hat uns geholfen die Handwerker:innen und ihre Fähigkeiten zu stärken, ihre Kultur und Kreativität zu erhalten und zu fördern. Es gibt einige beeindruckende Erfolgsgeschichten von kleinen Produzentengruppen, die sich zu größeren Kollektiven mit einem sehr guten Verständnis der Prinzipien des Fairen Handels entwickelt haben.“
Quelle: Roopa Mehta - Geschäftsführerin von Sasha
Sasha
Sarba Shanti Ayog (SSA) wurde 1978 im indischen Kolkata (Kalkutta), der Hauptstadt Westbengalens, gegründet. Ziel der Organisation war es, Handwerksgruppen, sowie das Kleingewerbe zu fördern, um auf diese Weise wirtschaftlich und sozial benachteiligten Menschen Verdienstmöglichkeiten zu erschließen. 1988 erfolgte die Teilung in Sarba Shanti Ayog (SSA) und „Sasha Association for Craft Producers“ – kurz Sasha. SSA übernimmt seither die Entwicklungsarbeit und Unterstützung der Produzent:innen durch umfassende Förder- und Schulungsangebote. Sasha hat die Vermarktung und den Export der Produkte übernommen und unterstützt die Gruppen bei der Ausarbeitung neuer Designs, Produktentwicklung und Qualitätssicherung.
Neben dem Export an Fair-Handels-Organisationen fördert Sasha die lokale Vermarktung der Produkte über zwei eigene Verkaufsläden. Das Verständnis über Markzusammenhänge und Qualitätserfordernisse, soziale und kulturelle Hintergründe, sowie traditionelle Handwerkstechniken werden durch die vielfältigen Aktivitäten der Organisation gefördert. Sasha ist aktives Mitglied der WFTO - World Fair Trade Organization - und des Fair Trade Forum India, in die die Organisation ihre langjährige Erfahrung einfließen lässt. Sasha gilt als eine der Pionierorganisationen des Fairen Handels in Indien.
Die ProduzentInnen
Sasha arbeitet aktuell mit 80 Gruppen regelmäßig zusammen (Kooperativen, kleine Familienunternehmen, Selbsthilfegruppen und Werkstätten), wobei immer wieder neue Gruppen unterstützt und aufgebaut werden. Während der Pandemiejahre entstand eine Frauengruppe von 30 Näherinnen, die in Heimarbeit Stoffspielzeug herstellen. Sasha sieht in der Herstellung von Stoffspielzeug neue Chancen und Einkommensmöglichkeiten speziell für Frauen. Mit 22 Gruppen arbeitet Sasha ausschließlich für den Inlandsmarkt zusammen. 58 Gruppen produzieren auch für den Exportmarkt. Insgesamt profitieren rund 3000 Produzent:innen von der Zusammenarbeit mit Sasha. Um die 60% der Produzent:innen sind Frauen. Die Gruppen verteilen sich auf die indischen Bundesstaaten West-Bengalen, Odisha, Uttar Pradesh, Bihar, Rajasthan, Telangana und Kashmir. Die Zusammenarbeit zwischen Sasha ist intensiv und langfristig. Einige Gruppen werden mit der Zeit selbständig genug, um sich auf dem Exportmarkt zu behaupten. Ein Beispiel dafür ist die EZA-Partnerorganisation Last Forest (Bienenwachstücher).
Einer der wichtigsten Produzenten von Schals ist Amitava Basak aus Phulia in West-Bengalen. Selbst Sohn eines bengalischen Einwanderers verdankt Amitava seine aktuelle Situation als Hersteller für von Hand gewobene Textilien der langjährigen Zusammenarbeit mit Sasha (seit 2002) und dem Zugang zum Exportmarkt, vor allem dem Fairen Handel. Seine Umsätzen haben sich in den letzten Jahre verdreifacht. Die Qualität der Produkte konnte kontinuierlich verbessert werden und damit die Nachfrage. Heute arbeiten an die 50 Weber:innen regelmäßig mit ihm zusammen. In der Färberei von Amitava wurde mit Unterstützung von Sasha ein Kläranlage installiert.
Die Textil-, Holz- und weiteren Handwerksprodukte von Sasha sind über EZA und WELTLÄDEN erhältlich.
Weitere Informationen:
www.sashaworld.com
Quellen: EZA-Reiseberichte, SSA/Sasha, SAR Sasha Dez. 2020, div. Updates Jän. 2024; (EZA, akt. Feb. 2024)
Vorteile aus dem Fairen Handel
Der Faire Handel hat dank folgender Leistungen entscheidend zum Auf- und Ausbau von Sarba Shanti Ayog / Sasha beigetragen:
- Vorfinanzierung und Preise, die über den Produktionskosten liegen,
- langjährige Handelsbeziehungen,
- Aufwertung und Weiterentwicklung von traditionellen Handwerkstechniken und Produkten,
- weltweite Vernetzung im Rahmen der WFTO. Heute stellt Sasha mit Roopa Mehta die Präsidentin dieses weltweiten Fair-Handels-Netzwerks.
Die Produzent:innen von Sasha genießen folgende Vorteile:
- Marktzugang durch die Vermarktung ihrer Produkte im In- und Ausland,
- höhere und regelmäßige Einkommen,
- umfassende Weiterbildungsangebote,
- Unterstützung bei Produktdesign, Designentwicklung, Qualitätsicherung, Entwicklung und Ausstattung ihrer Werkstätten,
- medizinische Dienstleistungen,
- Ausbildungsdarlehn für ihre Kinder,
- Zugang zu Mikrokrediten;
- Darüber hinaus werden 85% der Gewinne aus der Vermarktung der Produkte zur Unterstützung der Produzent:innen aufgewandt.