Partnerbeschreibung

Sidama Coffee Farmers Cooperative Union
Bio-Kaffee aus Äthiopien
Äthiopien weist eine beeindruckende ethnische, kulturelle, sprachliche und religiöse Vielfalt auf. Die 123 Mio Einwohner:innen (Stand: 2022) sprechen über 80 verschiedene Sprachen. Die Vielschichtigkeit der Gesellschaft führt bis heute zu ethnischen Spannungen. Das Gebiet hieß früher Abessinien und ist das einzige Land Afrikas, das nie kolonialisiert wurde. Äthiopien zählt zu den ärmsten Ländern der Welt, obwohl das Land zwischen 1995 und 2015 die Zahl der Menschen, die unterhalb der internationalen Armutsgrenze leben, von 69 auf 27 Prozent der Bevölkerung mehr als halbieren konnte. Im "Human Development Index" der UN liegt es auf Platz 175 (von 191 - Stand 2021). Millionen Äthiopier:innen leiden unter den wirtschaftlichen Folgen der Dürre, dem Ukraine-Krieg, den anhaltenden Folgen der Pandemie und dem Bürgerkrieg (2020-2022). Forscher:innen schätzen, dass der Konflikt bis zu 600.000 Zivilist:innen das Leben gekostet hat. Diese aufeinander folgenden Krisen haben das Land, das zwischen 2010 und 2019 die am schnellsten wachsende Wirtschaft der Welt war, schwer getroffen. Eine jährliche Inflationsrate von über 30 % verschärft die Situation zusätzlich. Äthiopiens Wirtschaft basiert auf der Landwirtschaft. Trotz der wachsenden Bedeutung des Dienstleistungssektors (vor allem in den Städten) beschäftigt sie rund zwei Drittel der Gesamtbevölkerung und erwirtschaftete 2021 rund 39 Prozent des BIP. Trotzdem können immer mehr Kleinbäuerinnen und -bauern ihre Familien nicht mehr ganzjährig mit ihrer Ernte ernähren. Der Klimawandel verschärft dieses Problem. Die unsichere Nahrungsmittelversorgung, die sich vor allem in Dürreperioden verschärft, führt dazu, dass ein Teil des Nahrungsmittelbedarfs durch internationale Hilfslieferungen gedeckt werden muss.
Äthiopien ist der fünftgrößte Kaffeeproduzent der Welt. Kaffee ist das wichtigste Exportgut und für die äthiopische Wirtschaft von großer Bedeutung. Rund 30 Prozent der Exporte stammen aus dem Kaffeeanbau. Ca. 15 Millionen Menschen sind in der Kaffeeproduktion beschäftigt. Die Region Kaffa im Südwesten Äthiopiens gilt als Ursprungsregion des Arabica-Kaffees. Die günstigen klimatischen Bedingungen prägen sein besonderes Aroma.
EZA-Partner seit 2007
„Durch den Fairtrade Mindespreis konnte unsere Gemeinschaft ihr eigene soziale Entwicklung fördern. Ein Fortschritt den wir das erste Mal seit 25 Jahren wieder erfahren.“
Debebe Tobane, SCFCU Mitglied (Quelle: Fairtrade)
Sidama Coffee Farmers Cooperative Union (SCFCU)
Die Sidama Union wurde 2001 von 39 Mitgliedskooperativen gegründet und ist seit 2003 Fairtrade-zertifiziert. Heute vertritt der Dachverband 67 Mitgliedskooperativen mit mehr als 80.000 Mitgliedern und ist damit der zweitgrößte Kaffeeverband Äthiopiens. 2022 betrug ihr Umsatz 27 Millionen USD. Rund 85% des Kaffees wird exportiert, davon etwa 60% unter den Bedingungen des Fairen Handels.
Die Mitglieder der SCFCU bauen seit über 35 Jahren Kaffee der Sorte Sidama an, verarbeiten ihn und exportieren jährlich rund 10.000 Tonnen hochwertige Bio-Arabica-Bohnen. Die Organisation beschäftigt 24 Personen (davon 8 Frauen) ganzjährig. Saisonal erhöht sich die Zahl der Arbeitskräfte auf bis zu 70 Personen.
Anlass für die Gründung des Verbandes war die Notwendigkeit der Direktvermarktung nach der Liberalisierung des Kaffeesektors. Die Hauptaufgaben des Verbandes sind daher die Vermarktung des Kaffees und die Abwicklung des Exports. Ziel der Organisation ist die Verbesserung der sozioökonomischen Bedingungen der Kleinbäuerinnen und -bauern und die Bekämpfung der Armut im ländlichen Raum. Dies soll durch die Stärkung der Genossenschaften, die Bereitstellung effizienter Dienstleistungen und Investitionen in die Mitgliedsfamilien erreicht werden. Ein Schwerpunkt liegt dabei auf der Aus- und Weiterbildung der Mitglieder. So wurden aus der Fairtrade-Prämie neue Schulen gebaut und Stipendien für die Kinder der Produzentenfamilien bereitgestellt. Außerdem wurden Infrastrukturprojekte wie der Bau von Landstraßen, Brücken, Versammlungsräumen, Gesundheitszentren, Getreidemühle, der Ausbau der Strom- und Wasserleitungen, nachhaltige Projekte im Bereich Abfallmanagment oder erneuerbare Energien wie Biogas finanziert. Die Prämie wird auch für die Aufzucht von Kaffeesetzlingen verwendet, um die Produktivität zu steigern.
Die Produzent:innen
Die Kaffeeproduzent:innen sind in Mitgliedskooperativen organisiert. Ihre durchschnittliche Mitgliederzahl liegt bei ca. 1250 Personen. Die Kooperativen verfügen in der Regel über eigene Verarbeitungsanlagen für die Nassverarbeitung. Die Produzent:innen sind Kleinbäuerinnen und -bauern und bewirtschaften durchschnittlich einen halben Hektar. Sie leben in der Region Sidama und bauen in ihren Gärten neben Kaffee vor allem Ensete (eine Bananenart), Mais und Hirse für den Eigenbedarf an. Ist dieser gedeckt, verkaufen die Kleinbauernfamilien ihre Produkte auf dem lokalen Markt. Die fruchtbaren Böden und klimatischen Bedingungen im Anbaugebiet lassen einen außergewöhnlichen Kaffee wachsen. Die Anbauflächen befinden sich auf einer Höhe von 1750 – 2100 m. Durch Schulungen zur Verbesserung der Kaffeequalität haben die Mitglieder die Möglichkeit, ihr Einkommen zu verbessern. Kaffee ist für sie mit Abstand die wichtigste Einnahmequelle.
Der Bio-Kaffee der Sidama Union ist über EZA und WELTLÄDEN sowie im Lebensmitteleinzelhandel als ABESSA erhältlich.
Weitere Informationen:
Quellen: EIF 4/2023, Bericht im "The new humanitarian", 08/2023; Worldatlas; fairtrade.de; (EZA, akt. Okt. 2023)
Vorteile aus dem Fairen Handel
- Die EZA Fairer Handel garantiert ihren KaffeeproduzentInnen den von Fairtrade festgesetzten Mindestpreis von US$ 180,- pro Sack* gewaschener Arabica-Kaffeebohnen.
- Zusätzlich zum garantierten Mindestpreis schreibt Fairtrade die Zahlung einer Prämie in der Höhe von US$ 20,- pro Sack* und einer Bio-Prämie von US$ 40,- pro Sack* vor.
- Sollte der Weltmarktpreis über den garantierten Mindestpreis steigen, wird automatisch der Weltmarktpreis als Basis herangezogen. In diesem Fall werden auf diesen sämtliche Prämien aufgeschlagen.
- Die von der EZA bezahlte Fairtrade-Prämie in der Höhe von US$ 20,- pro Sack* geht an die jeweiligen Mitglieds-Kooperativen. Über deren Verwendung entscheiden die Mitglieder gemeinschaftlich.
- Die Bio-Prämie in der Höhe von US$ 40,- pro Sack* wird in Form eines höheren Kaffeepreises an die Produzent:innen ausgezahlt.
- Über die durch das Fairtrade System vorgeschriebenen Zahlungen hinaus leistet die EZA zusätzliche Prämien an die Kooperativen. Sie variieren je nach Ursprung und Qualität des Kaffees und können darüber hinausgehende Förderungen an die Genossenschaften umfassen.
- Weitere Details siehe hier.
* 1 Sack = 100 Pfund = 45,36 kg