Partnerbeschreibung
Silence
Räucherstäbchen und Kerzen aus Indien
In Indien leben ca. 1,4 Milliarden Menschen (Stand 2021), rund ein Drittel davon in Armut. Damit zählt Indien die meisten Armen der Welt. Geschätzte 300 Millionen Menschen müssen von weniger als $ 2 US-Dollar pro Tag leben. Armut bleibt trotz positiver Wirtschaftsnachrichten Indiens größte Herausforderung. Im Human Development Index (Index zur menschlichen Entwicklung), in dem nicht nur das Bruttoinlandsprodukt, sondern auch Lebenserwartung und Dauer der Schulausbildung berücksichtigt werden, liegt Indien nur auf Platz 129 von 187 erfassten Staaten. Besonders problematisch sind die Beschäftigungsverhältnisse einzustufen, denn nur etwa 10% aller Beschäftigten sind in einem vertraglich geregelten Arbeitsverhältnis. Der Großteil arbeitet im sogenannten "informellen Sektor" und ist weder gegen Krankheit oder Arbeitsunfälle abgesichert, noch haben diese Menschen Anspruch auf eine Altersvorsorge oder andere soziale Leistungen.
Indien ist ein Land der Kontraste: Extremer Reichtum und bitterste Armut, Hochtechnologie und Schuldknechtschaft existieren dicht nebeneinander. In dem Land, das berühmt ist für seine Computerindustrie und Informationstechnologie-Zentren, müssen über 40 Millionen Kinder hart arbeiten, um zum Überleben ihrer Familien beizutragen. Kranke und beeinträchtigte Personen leben oft am Rand der Gesellschaft und haben kaum Zugang zu Bildung. Zwischen 40 und 90 Millionen beeinträchtigte Personen leben laut Schätzungen der Weltbank in Indien. Die Chancen auf dem Arbeitsmarkt sind für sie sehr schlecht. Sie sind die Letzten, die eingestellt, und die Ersten, die in der Krise entlassen werden.
Doch es gibt auch hoffnungsvolle Ansätze und zahlreiche Selbsthilfeinitiativen. Hilfsorganisationen gaben den Anstoß für positive Entwicklungen. Viele Arme, unterprivilegierte Frauen, Kranke und körperlich beeinträchtigte Menschen entwickelten aufgrund dieser Projekte ein neues Selbstbewusstsein und treten nun offensiv für ihre Rechte ein. Eine dieser Initiativen ist Silence, ein Beschäftigungsprojekt für körperlich beeinträchtigte (vor allem gehörlose) Menschen. Sie finden bei Silence Arbeit und Einkommen, aber auch Förderung...
EZA-Partner seit 1992
Partnercode 65
„Silence spricht für jene, die taub oder stumm sind, und weder sprechen noch hören können. Und es steht für andere, die - selbst beeinträchtigt – weder stehen noch sich frei bewegen können. Silence repräsentiert den unsterblichen Geist dieser benachteiligten Menschen, die leiden und darum kämpfen, eine Arbeit zu finden, die ihnen das Überleben ermöglicht.“
Quelle: Selbstdarstellung Silence
Silence
... setzt sich seit 1979 für die Rechte von beeinträchtigten Menschen ein und hilft ihnen dabei, mit einem eigenen Einkommen ein neues Selbstwertgefühl und Unabhängigkeit zu erlangen, und bereitet sie auf den Einstieg in den normalen Arbeitsmarkt vor. Silence wurde 1979 von einer kleinen Gruppe gehörloser KünstlerInnen in Kalkutta gegründet. Daher auch der Name der Organisation SILENCE – Stille. Ziel ist die wirtschaftliche Selbständigkeit von körperlich beeinträchtigten Personen. Mit Hilfe einiger SozialarbeiterInnen bauten sie in Kürze eine gut strukturierte Nicht-Regierungs-Organisation auf. Silence ist als gemeinnützige Organisation registriert. 1986 wurde das „Silence Training Institute“ gegründet, in dem beeinträchtigte Menschen in kunsthandwerklichen Bereichen, aber auch in Computertechnik ausgebildet werden. Spezielle Kurse sollen die TeilnehmerInnen für den Arbeitsmarkt qualifizieren. Silence vermarktet die in den Werkstätten hergestellten Produkte über ein eigenes Geschäft und Verkaufsstellen in den indischen Metropolen und den Fairen Handel im Ausland. Seit 1995 ist Silence Mitglied der WFTO - World Fair Trade Organisation, www.wfto.com. Besonders stolz ist man darauf, über viele Jahre die Kosten und Sozialleistungen für die eigenen Angestellten aus dem Verkauf der Produkte finanziert zu haben. In all den Jahren wurde Silence mehrfach für sein Engagement zur Förderung und Integration von beeinträchtigten Menschen ausgezeichnet. Ende 2007 konnte Silence mit finanzieller Unterstützung langjährigen Fair-Handels-Partner sein Produktionszentrums in Kalkutta um zwei Stockwerke erweitern und die Werkstätten umbauen. In Folge wurde die Produktpalette ausgeweitet, die Arbeitsbedingungen für die großteils körperlich beeinträchtigen Angestellten wurden verbessert. Ende 2020 musste sich Silence neuerlich an seine Fair-Handels-Partner wenden. Die lang andauerende Covid-19 Krise ließ die lokalen Verkäufe und Exporte einbrechen. Silence konnte seine Leute nicht mehr aus eigenen Einkünften bezahlen. Die Angestellten von Silence fürchteten um ihren geschützten Arbeitsplatz. Unterstützung kam damals wie heute u. a. von den Weltläden und SpenderInnen aus Österreich. Allein mit den Spenden aus Österreich konnten 2020 die Löhne aller Beschäftigten zwei Monate lang bezahlt werden. Wichtiger als Spenden ist jedoch die Nachfrage des Fairen Handels nach den von Silence erzeugten Produkten, damit das Fortbestehen dieser so wichtigen Einrichtung auch in Zukunft gesichert bleibt.
Die ProduzentInnen
Derzeit finden bei Silence über 100 Menschen Arbeit, mehr als 1/3 sind Frauen. 85% der Angestellten gelten als körperlich beeinträchtigt. Die größte Gruppe stellen die Gehörlosen. Die Arbeiten werden den jeweiligen Fähigkeiten entsprechend aufgeteilt. Hergestellt werden handbemalte Grußkarten, Kerzen, Räucherstäbchen, Holzartikel und Modeschmuck. Die Produktion findet ausschließlich im Produktionszentrum von Silence statt. Zusätzlich werden Verpackungsarbeiten und andere Auftragsarbeiten übernommen. Die Angestellten arbeiten das ganze Jahr über. Neben einer entsprechenden Entlohnung werden etwaige erzielte Gewinne zu 90% an die Angestellten ausgezahlt. 10% dienen als Reserve für schlechtere Zeiten. Gearbeitet wird 8 Stunden pro Tag.
Die Kerzen und Räucherstäbchen von Silence sind über EZA und WELTLÄDEN erhältlich.
Weitere Informationen:
www.silenceindia.org
Quellen: www.laenderdaten.de, Die Zeit, Silence, EZA / Reisebericht E. Mayrhuber, WFTO Profile 02/2019; (EZA, akt. Feb. 2021)
Vorteile aus dem Fairen Handel
Der Faire Handel ist ein wichtiger Abnehmer für die von Silence hergestellten Produkte. 2/3 der Verkäufe erfolgen über den Fairen Handel, dadurch erhält Silence wichtige Aufträge für die in den Werkstätten angestellten beeinträchtigten Menschen. Durch Silence erhalten sie:
- die Möglichkeit eines geregelten Einkommens bzw. einer Ausbildung,
- umfassende Sozialleistungen (incl. Vorsorge- und Pensionsfonds),
- Zugang zu Sparprogrammen, die mit einer Lebensversicherung gekoppelt sind,
- staatliche Angestelltenversicherung und
- eine zusätzliche Unfallversicherung.
Erzielte Gewinne werden an die Angestellten von Silence ausbezahlt. Eine besondere Förderung erfuhr Silence durch den Fairen Handel im Jahr 2007 als die Salzburger Landesregierung (über einen Förderantrag von Aktion 3. Welt / EZA Fairer Handel) und einige WELTLÄDEN den Ausbau der zentralen Produktionsstätte in Kalkutta finanziell unterstützten. Dadurch konnten die Arbeitsbedingungen für die Angestellten verbessert und zusätzliche Arbeitskräfte aufgenommen werden. 2020 unterstützten österreichische Weltläden & SpenderInnen über den ARGE WL Soforthilfefonds Silence während der durch Covid-19 ausgelösten Krise - siehe www.eza.cc/partnerinnen-corona